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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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Savas damals aus Berlin weg. Es war einfach nicht mehr sicher für ihn.

Der König und sein...
    Das Thema Aggro Berlin war also abgehakt. Aber was passierte mit Fler? Sein Problem war, dass er unbedingt etwas veröffentlichen wollte. Er wurde langsam ungeduldig, was natürlich auch daran lag, dass Sido mit Mein Block gerade richtig erfolgreich war. Ich nahm Fler zur Seite und versuchte ihm zu erklären, dass er noch nicht so weit war, um ein ganzes Solo-Album zu veröffentlichen. Außerdem hatte ich Blut geleckt und musste mich selbst erst mal im Geschäft etablieren.
    »Hab Geduld«, meinte ich immer wieder, »deine Zeit kommt noch.« Doch keine Chance. Fler hing mir weiter im Genick und nervte mich damit, dass ich ihm sein Debütalbum produzieren sollte. Irgendwie spürte ich, dass diese Verbindung, die uns immer zusammengehalten hatte, nicht mehr so stark war. Er hing plötzlich auch nur noch mit Leuten wie Sentence und den Beathoavenz ab – den Produzenten von Sido, mit denen er vorher nie etwas zu tun hatte.
    Fler warf mir vor, dass ich mich nicht um ihn kümmern und ihn schön unten halten würde. Ich wusste, dass das nicht seine Worte waren, sondern dass die Aggros ihn manipuliert hatten. Sie setzten ihm auch den Floh in den Kopf, dass er, bliebe er bei mir, niemals als Solo-Künstler Erfolg haben würde. Fler glaubte jedes Wort, was natürlich auch noch durch die Tatsache verstärkt wurde, dass ich mich zu dieser Zeit wirklich kurzfristig um mich selbst kümmern musste. Ich sagte ihm, dass ich kein Problem damit hätte, wenn er mit anderen Leuten Musik machen würde. Er war es aber, der nicht damit leben konnte. Fler wünschte sich nichts sehnlicher, als dass ich ihn anflehte, bei mir zu bleiben.
    Das ist wie mit den Frauen. Du streitest dich mit deiner Freundin, sie brüllt, du seist das größte Arschloch der Welt, fängt an zu heulen und rennt nach Hause. Wenn du dann nicht angekrochen kommst und dich entschuldigst, sondern chillst und World of Warcraft zockst, ist sie noch beleidigter als vorher. Das ganze Theater mit der Heulerei und diesem Blödsinn ist doch von vornherein darauf ausgelegt, dass der Mann sich später entschuldigt, um keinen Stress mehr zu haben.
    Genauso tickte Fler. Er kam nicht damit klar, dass er mir mehr und mehr wirklich egal wurde. Als ich den Vertrag mit Aggro Berlin auflöste, kam er aufgeregt zu mir nach Hause gefahren.
    Ich sei ein Verräter, weil ich ihn bei den Aggros alleinlassen würde. Ich könne doch nicht so einfach gehen. Was wäre dann mit ihm?
    »Doch, kann ich.«
    Er würde aber bleiben.
    »Wir leben in einem freien Land.«
    Fler war kurz still, ging in sich, fragte mich dann aber doch, ob ich trotzdem für ihn Beats machen würde.
    »Alter, nichts gegen dich. Du weißt, wir haben viel gemeinsam erlebt, aber eine Sache ist doch klar: Wenn du bei Aggro Berlin bleibst, werden wir nie wieder gemeinsam Musik machen können. Die wollten mich verarschen, du kennst die Geschichte, deswegen werde ich nie wieder etwas machen, womit die auch nur einen Cent verdienen. Das bedeutet auch, ich werde dir keine Songs für dein Album produzieren können. Solange du bei Aggro bist, geht das nicht!«
    Fler reagierte trotzig. Wenn ich bei meiner Entscheidung bliebe, könnten wir keine Freunde mehr sein.
    »Wie du willst. Dann sind wir ab sofort keine Freunde mehr. Dort ist die Tür.«
    An dem Tag war das Kapitel Fler für mich endgültig abgeschlossen. Als ich zwei Jahre später seinen Diss-Track A.G.G.R.O. Gee hörte, war ich aber schon sehr überrascht. Es war so, als ob ein Kind gegen seinen Vater rebellieren würde. Fakt ist, dass ich Fler ins Rap-Business gebracht habe. Ohne mich gäbe es ihn heute nicht. Dafür erwartete ich keine Gegenleistung, aber er sollte doch plötzlich nicht so tun, als stünde er über mir. Fler rappte in dem Track, dass meine ganze Karriere auf seinen Ideen basierte, dass Eko Fresh als Ghostwriter meine Texte schreiben würde und lauter so ’n Blödsinn. Wo Bushido drauf steht, ist auch Bushido drin. Das war schon immer so und wird auch in Zukunft so bleiben. All das, wofür ich stehe, womit die Leute mich identifizieren, wofür mich meine Fans lieben, stammt auch zu 100 Pro-
zent von mir. Da lasse ich mir von niemandem reinreden, schon gar nicht von einem Typen wie Fler. Wenn er mit mir auf einer Stufe stehen würde, könnte ich ihm sogar für zehn Sekunden zuhören, aber so? Ein König hört auch nicht auf einen ... !
    Selbst einen Sido, der viel

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