Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
Vom Netzwerk:
Berlin eine Legende. Dort kann man nicht einfach hereinspazieren – obwohl, man kann schon, die Frage ist nur, ob man auch wieder herauskommt. Scheiße, war ich aufgeregt.
    Wir verabredeten uns für 20 Uhr. Es war Anfang Juni und die Luft war angenehm warm. Als ich das Café betrat, klopfte mein Herz schneller als sonst, aber als ich Hamoudi in der Ecke sah, atmete ich kurz durch und ging auf ihn zu. Neben ihm saß Arafat. Wir gaben uns die Hand. Die Leute neben ihm am Tisch standen auf und setzten sich in die andere Ecke des Raumes. Hamoudi bestellte Tee und ich begann in aller Ausführlichkeit, meine Geschichte zu erzählen – den ganzen Abend lang. Arafat saß da, rauchte Wasserpfeife und stellte permanent Fragen. Er wollte sich eine eindeutige Meinung von der Situation verschaffen. Arafat ist ein sehr fairer Mann. Hätte ich ihm Blödsinn erzählt oder mich in Widersprüche verwickelt, hätte ich zwei, drei Schellen kassiert und wäre in hohem Bogen aus dem Café geflogen.
    Als ich mit meinem Vortrag fertig war, klopfte mir Arafat auf die Schulter und sagte, dass es selbstverständlich sei, mir zu helfen. Das wunderte mich zuerst, aber später erkannte ich, wie dieser Mann dachte: Wenn Unrecht passiert, wird geholfen. Dafür musste man nicht direkt zur Familie gehören, es reichte schon, einfach nur korrekt zu sein. Und diese Eigenschaft sah er wohl in mir. Arafat hätte sich der Sache auch nie im Leben angenommen, nur um seinem Cou-
sin Hamoudi einen Gefallen zu tun. Nicht, wenn ich nicht im Recht gewesen wäre. Genau aus diesem Grund, weil Arafat immer fair bleibt, werden er und seine Familie in Berlin auch so respektiert. Außerdem hatte er weder mit mir noch mit Aggro Berlin etwas zu tun. Zu der Zeit war auch noch nicht abzusehen, dass aus Bushido mal ein richtiges Geschäft werden würde. Abgesehen davon, sprach ich dort mit Arafat Abou-Chaker, einem der mächtigsten und berüchtigtsten Männer Berlins, der ganz andere Geschäfte mit ganz anderen Summen am Laufen hatte.
    Einige Tage später, am 13. Juni, einem Sonntag, fand im Kreuzberger Stadthaus Böcklerpark der Maxim R.I.P. Memorial Jam statt, eine Party zu Ehren des legendären Berliner Hip-Hop-Aktivisten Maxim. Er war ein sehr guter Freund von mir. Alle waren gekommen: Kool Savas, Harris, Sido, B-Tight, Killa Hakan, Fuat, Azra, Bektas, Fumanschu, Chablife, DJ Derezon, im Prinzip die ganze Berliner Hip-Hop-Szene. Arafat, der Maxim noch aus früheren Tagen kannte, war auch da und fragte mich noch einmal, ob es in der Zwischenzeit Neuigkeiten in der Aggro-Berlin-Sache gäbe. Als ich verneinte, sagte er, dass wir die Angelegenheit morgen ein für alle Mal aus der Welt schaffen würden. Alles klar.
    Am nächsten Mittag fuhren wir zu zweit ins Aggro-Büro. Ich klingelte. Specter öffnete die Tür.
    »Bist du Specter?«, fragte Arafat.
    Er bejahte.
    »Okay, dann geh mal wieder rein. Ich will mit dir reden«, befahl Arafat und wir gingen ins Büro.
    Vor dem Studio war die ganze Aggro-Mannschaft versammelt und chillte: Sido, Mesut, B-Tight, Tony D, Fler – eingenebelt in einer dicken, fetten Dunstwolke.
    »Was ’n ditte hier?«, meinte Arafat mit seinem Berliner Dialekt und schaute böse in die Runde. Keiner von den Vögeln traute sich, auch nur einen Ton von sich zu geben. Dann hob Arafat warnend seinen Zeigefinger und deutete auf das Zeug, das überall auf dem Tisch verstreut lag.
    »Wenn ich hier gleich wieder vorbeikomme, will ich davon nichts mehr sehen. Habt ihr mich verstanden?«
    Die Aggro-Bande nickte stumm.
    Dann gingen Specter, Arafat und ich ins Studio. Ich schloss die Tür hinter uns. Wir setzten uns an den Tisch und Arafat erläuterte die Sachlage. Obwohl Specter wusste, dass er im Unrecht war, versuchte er immer noch, Arafat mit seinen fadenscheinigen Argumenten zum Umdenken zu bewegen. Okay, wäre Arafat ein kleiner dummer Kanake, hätte es wahrscheinlich auch funktioniert.
    »Specter, ganz ehrlich, du erzählst Schwachsinn. Tut mir leid, aber ich muss das so deutlich sagen. Vor einem ordentlichen Gericht würde euer Vertrag mit Bushido sowieso nicht standhalten. Deswegen rate ich dir jetzt als Freund, diesen Zettel hier zu unterschreiben!«, sagte Arafat und schob ihm die Vereinbarung über den Tisch. Specter las es in Ruhe durch, nickte, nahm den Kugelschreiber, den Arafat in seiner Hand hielt, und unterschrieb. Arafat stand auf, ging um den Tisch zu Specter hinüber und klopfte ihm brüderlich auf die Schulter. Zufrieden nahm er den

Weitere Kostenlose Bücher