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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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gar nicht abzusehen, ob das mit mir überhaupt funktionieren würde. Ich war noch nicht der Popstar auf dem Bravo-Cover, dem
die Fans zujubelten. Ich war nur ein Rapper aus Berlin, der auf dem Sprung war. Nach oben? Nach unten? Das wusste keiner so richtig. Trotz des Risikos entschied sich D-Bo für Berlin und zog bei mir ein. Eigentlich zog er bei meiner Mutter ein, denn ich wohnte ja auch noch bei ihr. Fast ein Jahr lang teilten wir uns, wie Brüder, mein altes Kinderzimmer. Ich hatte mit dieser räumlichen Enge nie Probleme. Auch früher, als Vader eine Zeit lang bei mir wohnte, machte mir das nichts aus. Im Gegenteil. Wir wohnten bei meiner Mama, machten unser Ding und abends gab es für alle etwas Warmes zu essen. Mehr brauchten wir sowieso nicht.
    Während der Zeit bei Aggro Berlin hatte ich keine Möglichkeit, etwas für D-Bo zu machen. Als ich dann bei Universal unterschrieben hatte, fungierte D-Bo in der Anfangszeit als mein Manager. Das war schon lustig, da die Leute bei Universal es natürlich gewohnt waren, mit richtigen Musikmanagern zu verhandeln. Und dann kam bei ihnen ein schüchterner Typ namens D-Bo durch die Tür gewackelt, der ungefähr so viel vom Musikbusiness verstand wie die Sportfreunde Stiller von Coolness. Er hatte von Tuten und Blasen keine Ahnung, was aber gar nicht so schlimm war. Er hörte sich alles genau an, lernte jeden Tag etwas dazu und schon nach wenigen Wochen gründete ich meine eigene kleine Firma.

ersguterjunge – der Name
    Frage: Wie findet man einen coolen Namen für ein deutsches Hip-Hop-Label? Antwort: Leg deine Ohren auf die Straße! In Kreuzberg gab es einen älteren Mann, einen Türken, der, obwohl er schon seit Jahren in Berlin wohnte, nur ein sehr gebrochenes Deutsch sprechen konnte. Er war einer dieser alten Kanaken, die sich damit keinen Stress mehr machen wollten. Ein übelst lustiger Kerl. Immer wenn wir ihn sahen, chillten wir eine Weile mit ihm und er erzählte uns voller Stolz von seinem Sohn, der wieder in der Türkei wohnte.
Wir kannten seine Geschichten schon auswendig, aber aus Respekt hörten wir immer wieder aufs Neue gespannt zu. Jedenfalls taten wir so.
    Eines Tages, als ich den alten Mann erneut in der Oranienburger Straße vor einem Restaurant traf und er wieder seine alten Geschichten auspackte, brachte er mich auf eine Idee. Wenn er von seinem Sohn erzählte, sagte er nämlich nie »Er ist ein guter Junge«, sondern nuschelte nur »ersguterjunge«. Bingo! Das hörte sich so witzig an, dass ich dachte, bevor ich mir jetzt einen bescheuerten Namen ausdenke, à la Gangsta-Ghetto-Knarre-Records, nehme ich einfach etwas Lustiges. Wenn man wirklich cool ist, kann man seine Plattenfirma auch ersguterjunge nennen und trotzdem Gangster-Rap machen. Gesagt, getan. Danke, alter Mann.

Electro Ghetto
    Der Erfolg gab mir recht. Electro Ghetto stieg in der letzten Oktoberwoche sofort auf Platz 6 der deutschen Album-Charts ein. Neffi, mein A&R bei Universal, freute sich wie ein Scheiß-Schneekönig. Als er mich anrief, holte ich ihn mit einem Satz ganz schnell wieder auf den Boden zurück.
    »Platz 6? Wieso nicht Top 3?«, maulte ich ihn an.
    Plötzlich wurde es still auf der anderen Seite der Leitung.
    »Macht ihr mal euren Job richtig, anstatt euch selbst zu feiern!«
    Die Ansage saß.
    Von heute auf morgen wurde ich vom Nobody zu einem »Top-10-Künstler«, hatte aber keine Ahnung, was das wirklich bedeutete. An meiner Situation änderte sich ja nichts. Ich wohnte immer noch mit D-Bo in der Wohnung meiner Mutter und brachte abends den Müll runter. Was zum Teufel hatte ich schon zu feiern?
    Als ich das erste Geld bei Universal verdiente, ging ich sofort zur nächsten Sparkasse, hob 20000 Euro in bar ab, packte alles in eine Plastiktüte und fuhr zurück in die Wohnung. Ich schüttete die 400 50-Euro-Scheine auf dem Küchentisch aus und wartete, bis meine Mutter von ihrer Arbeit nach Hause kam. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was sie für ein Gesicht zog, als sie mich mit all dem Geld in der Küche sitzen sah.
    »Aaaanis, um Gottes Willen!«, schrie sie. »Bitte sag mir, dass du keine Bank ausgeraubt hast.«
    Sie meinte das durchaus in vollem Ernst. Noch nie hatte sie so viel Bargeld auf einmal gesehen.
    »Nee, Mama«, beruhigte ich sie schnell. »Das Geld habe ich mit meiner Musik verdient. Ich möchte es dir schenken. Als Dankeschön für alles. Es gehört dir.«
    »Schwöre, dass du es nicht geklaut hast!«
    »Ich schwöre, Mama.«
    »Ach, Bub. Du machst

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