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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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bewusst Sünden begehe und es einfach nicht lassen kann, obwohl ich weiß, dass es falsch ist.

Mein Sohn, der Frauenheld
    Meine Mutter weiß, glaube ich, schon ziemlich genau, was ich in meinen vier Wänden so alles treibe. Sie wohnt ja nur ein Haus weiter. Da hat sie in all den Jahren schon so einiges mitbekommen. Sie ist aber auch ein kleines Schlitzohr. Ich weiß nämlich, dass sie bei den Nachbarn mit meinen Bettgeschichten richtig krass angibt. Wenn sie jemanden im Hausflur trifft, sagt sie Sätze wie: »Mein Sohn kommt jeden Tag mit einer anderen nach Hause. Jeden Tag. Egal, ob blond, brünett oder schwarzhaarig, bei meinem Bushido ist immer was los.« Die Nachbarn gucken dann ein bisschen verdutzt und müssen wahrscheinlich an ihre eigenen Söhne denken, die nur aus ihrer Bude kriechen, um sich beim Arbeitsamt zu melden. Bei mir sieht das ja ein bisschen anders aus.
    Mitleid hat sie mit den Mädchen aber keineswegs. Selbst wenn diese mich für einen perversen, skrupellosen, herzlosen Sex-Gangster halten und meine Taten verurteilen würden, meine Mama stünde trotzdem zu mir. Ganz einfach, weil ich ihr Sohn bin und sie die Realität sowieso nur durch ihre rosarote Mutterbrille sieht. Sie liebt mich halt bedingungslos. Das ist doch ganz normal. Sie kann es auch nachvollziehen, dass ich für die Weiber so ein Magnet bin. Das war ja schon immer so. Lange bevor ich ein Mikrofon in der Hand hielt, standen die Mädchen schon Schlange und wollten gevögelt werden. Ich finde das auch nicht schlimm. Wenn du an Gott glaubst, musst du auch an den Teufel glauben. Ich bin der Auffassung, dass Gott dich nicht verurteilt, wenn du in gewissen Situationen eher auf der Seite des Teufels stehst. Er hat sich schon etwas dabei gedacht, sonst würde er dir ja erst gar keine Wahl lassen.
    Die Beziehung zu Gott ist im Prinzip wie zu deiner Mutter. Egal, wie häufig du Scheiße gebaut hast, sie wird dich immer wieder in ihre Arme nehmen. Genau aus diesem Grund hatte ich auch kein Mitleid mit dieser Natascha Kampusch. Dieses Mädchen wurde acht Jahre lang von einem Verrückten in einem Keller gefangen gehalten. Als sie dann endlich frei war, wollte sie noch nicht einmal ihre eigenen Eltern sehen, die eine Ewigkeit in ständiger Angst und Sorge um ihre Tochter gelebt hatten. Ich dachte, ich hörte nicht richtig, als ich das im Fernsehen sah. Irgendeine Polizeipsychologin meinte dann sogar, dass sie Natascha vor ihren Eltern beschützen müsste. Sie wären keine Bezugspersonen mehr für sie. Als ich das hörte, rastete ich richtig krass aus. Ich schrie sogar meinen Fernseher an.
    »Wenn du noch einen winzigen Funken Ehre in deinem Körper hast, dann gehst du zu deiner Mutter und deinem Vater. Auch wenn du ihnen nicht in die Arme fallen kannst, triff dich mit deinen Eltern! Es sind deine Eltern, verdammt!«
    Ich benötigte kein psychiatrisches Gutachten, um zu sehen, dass da etwas richtig krass falsch lief. Wo sind denn in unserer Gesellschaft die ursprünglichen Werte hin? Weg. Verschwunden. So etwas kann ich nicht akzeptieren. Dabei geht es nur um eine Frage: Was zählt mehr, die Meinung einer fremden Frau, die auf irgendeiner Universität das Fach Psychologie belegt hat, oder die Beziehung zwischen Mutter und Kind? Das eigene Fleisch und Blut muss doch immer über allem anderen stehen. Erst dann, wenn keine Lösung gefunden wird, kann man eine zweite Meinung einholen. Tja, wie ging die Geschichte aus? Ein paar Monate später wurde die arme Natascha beim Tanzen in einer Disco gesehen. Mit dem Sohn ihres Anwalts. Jetzt frage ich mich: Wie kann ein Mädchen, das behauptet, all die Jahre überkrass gelitten zu haben, nach so kurzer Zeit wieder in eine Disco gehen? Für mich ist das pure Heuchelei. Ich weiß, jetzt werden wieder alle aufschreien, aber da scheiß ich drauf. Ganz ehrlich, ich habe wenigstens eine Meinung, und zu der stehe ich auch.

Wie Mama über Mädchen denkt
    Meine Mutter weiß ganz genau, wie ich über die Mädchen denke, die ich ständig mit anschleppe. Sie trifft sie ja oft genug. Ganz nach dem Motto: »Mama, heute heißt sie…« Sie war für manche Mädchen ein richtiger Kummerkasten. Melina, mit der ich eine längere Zeit zusammen war, ging zum Beispiel immer wenn ich ins Café fuhr, rüber zu meiner Mutter, um zu chillen. Am Anfang fand ich das auch cool. Meine Mutter war ja sowieso die ganze Zeit alleine und freute sich über ein bisschen Gesellschaft. Das Ende vom Lied war, dass sie sich richtig krass bei meiner

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