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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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die Runde jetzt etwas größer und hochkarätiger besetzt war. Ich saß neben Arafats Vater. Nachdem die komplette Geschichte noch einmal vorgetragen worden war, schaute mich Arafats Vater zuerst böse an, fragte dann aber den Typen, was ich verbrochen hätte, was seine Äußerungen von wegen »Tattoos herausschneiden« rechtfertigen würden. Als er zu stammeln anfing und keine Antwort parat hatte, wurde er sofort von Arafats Vater unterbrochen. Er schaute ihn mit scharfen Blicken an.
    »Wenn der Junge euch nichts getan hat, müsst ihr alles zurücknehmen. Da habt ihr Pech gehabt. Außerdem hast du mit einer geladenen Waffe auf meinen Sohn gezielt. Ihr müsst eure Strafe akzeptieren oder die Konsequenzen selbst verantworten.«
    Arafats Vater war ein sehr vernünftiger Mann, aber in solchen Angelegenheiten auch rigoros. Er meinte auch, dass der Typ froh sein sollte, überhaupt noch am Leben zu sein.
    »Wenn ihr euch nicht an die Regeln haltet«, fuhr er fort, »dann sage ich meinen Söhnen, dass ich mich aus der Angelegenheit heraushalte. Ist euch das lieber?«
    Der Vater des Typen saß die ganze Zeit schweigend daneben. Ihm liefen die Tränen übers Gesicht. Sein Blick war demütig zu Boden gerichtet. Auf einmal entschuldigte sich der Typ bei Arafat, bei mir und bei allen, die damit etwas zu tun hatten. Er ging sogar auf die Knie und beteuerte, dass so etwas nie wieder vorkommen würde und flehte um Vergebung. Es war seine Rettung in letzter Sekunde. Dann sprach Arafats Vater noch kurz unter vier Augen mit dem Vater des Typen und die Sache war beendet.
    Seitdem gab es aus dem ... -Camp auch nie wieder eine Ansage gegen mich. Im Gegenteil, sie fragten mich sogar um Erlaubnis, ob sie weiterhin wenigstens Sido, Fler, Aggro Berlin und Massiv dissen dürften. Mir war das egal, ich hatte mit diesen Leuten nichts mehr am Hut. Nur als sie Eko Fresh auf ihrer Liste hatten, schob ich einen Riegel davor.
    »Eko kommt zwar nicht aus Berlin, aber er gehört zu mir, also Finger weg von ihm«, meinte ich zu ihnen.
    Und sie hielten sich daran.
    Ein paar Wochen später kam sogar Halil, einer der Chefs von Aggro Berlin, zu Arafat und fragte, ob er nicht mit ... reden könnte, um ein gutes Wort für sie einzulegen. Nach dem Motto: Hört mal auf, die Aggros zu dissen!
    Arafat lachte aber nur und sagte, dass Halil sich um seine eigenen Geschäfte kümmern sollte.
    Ja, ja. So viel zum Thema, wer in Berlin das Sagen hat.

ersguterbulle
    Immer wenn ich wieder eine krasse Gangster-Geschichte erlebt habe, an der irgendwie die »Helfer in Grün« beteiligt waren, muss ich an meine eigene Vergangenheit denken. 1995, nachdem ich die Schule abgebrochen hatte, fällte ich nämlich den sensationellen Entschluss, selbst ein Bulle zu werden. Ich glaubte allen Ernstes, dass das ein richtig interessanter Beruf für mich sein könnte. Ich Vollidiot! Na ja, meine Mutter war natürlich total begeistert, als ich ihr von meinem Plan erzählte. Ich schickte eine Bewerbung zur Berliner Poli-zei-Personalagentur und wurde tatsächlich zu einem Gespräch eingeladen.
    Ohne große Probleme bestand ich alle schriftlichen Tests und kam bis zur letzten Instanz: dem psychologischen Eignungstest. Zusammen mit diesem Chefordner saß ich an einem Tisch und er stellte mir die seltsamsten Fragen, die man sich vorstellen konnte. Je länger ich mit ihm redete, desto unbehaglicher wurde mir. Dann kam die entscheidende Frage, bei der ich in ihren Augen verkackte.
    »Herr Ferchichi«, fing der Bulle an. »Würden Sie Ihren besten Freund bei der Polizei anzeigen, wenn Sie mitbekämen, dass er gegen das Gesetz verstößt?«
    »Nein. Natürlich nicht!«, kam es wie aus der Pistole geschossen aus mir heraus. »Ich verpetze doch nicht meinen besten Kumpel!«
    Für einen kurzen Augenblick war ich sicher, die richtige Antwort gegeben zu haben. Doch der Bulle guckte mich ziemlich verdutzt an. In dem Moment merkte ich, dass es eine ziemlich blöde Idee war, was ich gerade machte.
    »Vielen Dank, Herr Ferchichi, wir melden uns.«
    Ein paar Tage später kam dann auch die offizielle Antwort der Berliner Polizei: »Nicht bestanden!«
    Ganz ehrlich: Ich hatte eine ziemlich romantische, man könnte auch sagen naive Vorstellung vom Leben eines Bullen. In meiner Fantasie sah ich mich als den coolsten Bullen der Welt, der täglich irgendwelche Idioten hopsnahm und krasse Razzien durchzog. Die Drogen und Waffen hätte ich einfach undercover behalten und selbst vertickt. Perfekt! Außerdem kannte

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