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Butenschön

Butenschön

Titel: Butenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbisweiler
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würde.«
    Gärtners Gesichtszüge versteinerten sich. Auch Brouwer hielt im Kauen inne und sah abwechselnd von ihm zu mir. »Neue Fakten?«, fragte er. »Sagen Sie das jetzt einfach so dahin oder gibt es einen konkreten Grund für diese Formulierung?«

    »Nein, den gibt es nicht. Aber Frau Deininger forscht schon seit Jahren, da wird sie doch auf Details stoßen, die bisher nicht beachtet wurden. Oder sehe ich das falsch, Herr Gärtner?«
    »Sie forscht«, lautete die knappe Antwort. »Das ist richtig.«
    »Hören Sie«, meldete sich wieder der Anwalt, »mir scheint, Sie versuchen da einen Gegensatz zu konstruieren, der in keinster Weise existiert, Herr Koller. Es liegt ganz gewiss nicht in Frau Deiningers Absicht, sensationelle Details aus dem Leben von Professor Butenschön aufzudecken oder ihn demontieren zu wollen. Umgekehrt hat der Professor kein Interesse daran, ihre Promotion in irgendeiner Form zu beeinflussen, zu boykottieren oder gar zu verhindern. Im Gegenteil. Er verfolgt das Vorhaben von Frau Deininger mit viel Sympathie, und wenn es strengen wissenschaftlichen Ansprüchen genügt   –   wissenschaftlichen, verstehen Sie? –, wird er der Erste sein, der sie für einen Forschungspreis vorschlägt. Unabhängig davon, was über ihn als Person in dieser Arbeit gesagt wird.«
    »Na, dann ist ja alles in Butter«, nickte ich und schlürfte meinen Kaffee. »Alles prima und rosenrot. Wenn da nur das verkokelte Büro nicht wäre! Haben Sie eine Idee, wer dahinterstecken könnte?«
    Achselzucken bei Brouwer; Gärtner spießte schweigend eine Weinbergschnecke auf.
    »Frau Deininger hält irgendwelche Studenten für die Täter. Dass es ihr Büro getroffen hat, ist natürlich reiner Zufall und hat nichts mit ihr und ihrer Arbeit zu tun. Warum braucht sie da noch einen Brief von Professor Butenschön?«
    Gärtner legte seine Gabel beiseite. »Wie gesagt, Herr Koller: Was Frau Deininger Ihnen gegenüber äußert, ist die eine Sache. Was an Unsicherheit und Angst tief in ihr drinsitzt, eine ganz andere. Sie kennen sie einfach nicht gut genug.«
    »Sie aber?«
    Er funkelte mich an. »Ja.«
    Ich lächelte zurück. »Schön, wenn ein Institutsleiter seine Mitarbeiter so gut kennt. Das hätte ich damals auch gebraucht, bei meinen akademischen Gehversuchen. Gab es aber nicht, und deshalb bin ich nur Privatdetektiv geworden und falle Ihnen auf die Nerven.«
    »Dem ist nichts hinzuzufügen.«
    »Sehen Sie, so sind wir am Ende doch einer Meinung, der Wissenschaftler und der Streetworker. Mit Professor Butenschön werde ich mich bestimmt auch prächtig verstehen. Herr Brouwer, könnten Sie mir einen Gesprächstermin bei Ihrem Mandanten vermitteln? Meine Sekretärin versucht es schon seit Tagen, aber irgendwie scheint sie den richtigen Ton nicht zu treffen.«
    »Bedaure«, entgegnete der Rechtsanwalt, zufrieden die Hände faltend, »da müssen Sie schon Frau Butenschön persönlich kontaktieren.«
    »Das werde ich. Und zwar früher, als Sie glauben. Au revoir, Messieurs.«

    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

20

    Das Gespräch mit den beiden Superklugen hatte meinem Kopf nicht gut getan. Vielleicht lag es auch am aufdringlichen Parfüm der Bedienung, dass mir der Schädel stärker brummte als vorher. Hunger verspürte ich keinen, dafür ein unzähmbares Bedürfnis nach Bewegung. Ich fuhr kurz nach Hause, wechselte die Klamotten und zog mit dem Rennrad los Richtung Odenwald.
    Das Wetter: ein Witz. 15 Grad Celsius, ein laues Lüftchen aus Südwest, zarte Wolkenbänder, durch die immer wieder die Sonne brach. Und so etwas nannte sich November! Nun, persönlich hatte ich nichts dagegen, die Fahrradsaison um einige Wochen zu verlängern. Rund um den Bismarckplatz schaukelten die ersten Weihnachtssterne im Wind.
    In Ziegelhausen bog ich nach Norden ab, kämpfte mich über die lange Peterstaler Steigung zum Wanderparkplatz hoch, wo ich kurz verschnaufte und eine meiner Wasserflaschen leerte. Eben wollte ich wieder los, als sich mein Handy meldete. Das Schneckerl aus Salzburg. Spielte zur Abwechslung Romuald den Rächer.
    »Was war denn das für ein Auftritt?«, blaffte er mich an, dass die letzten Blätter von den Odenwälder Buchen fielen. »Welcher Teufel hat Sie geritten, sich da einzumischen?«
    »Der Feuerteufel, würde ich sagen.« Ich fragte mich, wie er so schnell an meine Mobilnummer gekommen war: über Knödelchen? Vielleicht hatte er sich einfach meine Karte von Brouwer

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