Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Elias.
»Vielleicht wirklich, weil er Gitta eins auswischen wollte. Wer sich an toten Tieren vergeht, der macht auch vor lebendigen nicht halt.«
»Du hast gerade einen Hamburger gegessen«, erinnerte Elias.
»Der stammte nicht von echten Tieren, sondern aus einer Hamburgerfabrik«, sagte Olly. Sie schaltete knirschend einen Gang hinauf. »Was guckste so?«
»Bärbel wusste, wer ihre Tochter hat verschwinden lassen – ich bin mir sicher, Olly.«
»Quatsch. Sicher sein kann man nur, wenn man einen Beweis hat. Bleib professionell, Mann.« Sie überholte einen Lastwagen und hupte ihn an, weil sie fand, dass er zu langsam fuhr, oder aus einem anderen Grund, den nur sie allein kannte.
Elias’ Smartphone klingelte. Er ging ran. »Ich wollt dir nur noch mal danken«, hörte er Imogens Stimme.
Sein Gesicht hellte sich auf.
»Tut mir leid, dass ihr wegen Harms Abwesenheit Ärger bekommen habt, aber es war … Echt, es war ein so schöner Tag. Harm hat wieder angefangen, sich zu erinnern, was Romantik heißt.«
»Das freut mich.« Elias lächelte.
»Und dass du ihm das Auto weggenommen hast – dafür will ich dir einfach noch mal danken.«
»Ist schon okay.«
»Falls Harm rumbollern sollte – mach dir keinen Kopf«, tröstete ihn Imogen. »Er kriegt sich schon wieder ein. Nächstes Wochenende feiere ich übrigens meinen Geburtstag – da bist du natürlich eingeladen.«
»Danke«, sagte Elias überrascht. Die letzte Einladung zu einer Geburtstagsfeier hatte er vor dreißig Jahren erhalten, und da hatte man ihn auch nur dazugeholt, weil die Mutter von seinem Klassenkameraden eine streng christliche Einstellung hatte. »Ich komme gern.« Er steckte das Smartphone in die Tasche zurück und merkte, dass er immer noch lächelte.
»Imogen?«, fragte Olly.
Er nickte geistesabwesend.
»Die von Harm?«
»Ja.«
»Sie hat dich eingeladen?«
»Hm.«
Eine Weile fuhren sie schweigend. Die Autobahnauffahrt wurde durch einen Laster blockiert, sie mussten also ein Stück über Land. Die Häuser von Veenhusen und Neermoor glitten an ihnen vorbei. Kurz blitzte die Einfahrt zu der Straße auf, in der Bärbel gestorben war. Als sie die Ortschaft hinter sich gelassen hatten, sagte Olly: »Weißt du eigentlich, dass ich mit deiner Mutter telefoniert habe?«
»Was?«, fragte er verdattert.
»Letztens, als dein Smartphone geklingelt hat und du nicht rangegangen bist.«
»Ach ja.« Er erinnerte sich, wie Olly es ihm weggeschnappt hatte. Seine Mutter war also dran gewesen.
»Sie möchte, dass du sie besuchst.«
»Will ich auch.«
»Ehrlich?«
»Klar.«
»Und wann fährst du hin?«
»Bald.«
»Dann ist ja gut.« Hinter der Neermoorer Gärtnerei ging es auf die Autobahn Richtung Emden. Sie schwiegen wieder, bis sie Emden erreichten. Olly kurvte durch die Stadt und dann über die Marsch Richtung Meer. »Ich komme übrigens mit zu deiner Mutter«, sagte sie, als sie in die kleine Landstraße einbog, die zu ihrem Haus führte.
»Was? Warum denn?«
»Weil ich sie mag. Manchmal springt der Funke zwischen zwei Menschen ganz schnell über.«
»Bei euch ist ein Funke übergesprungen, als ihr telefoniert habt?«, fragte Elias perplex. »Innerhalb von einer Minute?«
»Genau. Wir sind jetzt fast so was wie Freundinnen.«
»Na, da wird sie sich ja freuen«, meinte er lahm.
Sie erreichten Ollys Grundstück. Olly stieß die Gartenpforte auf. »Hast du eigentlich irgendeine Art Schlafanzug bei dir?«, wollte sie wissen.
»Nee, ist alles bei Harm.«
»Ich leih dir was von mir«, erklärte sie großzügig.
Die Stimmung im K 1 blieb angespannt, was sich vor allem darin zeigte, dass alle wie die Verrückten Tee tranken und deshalb den ganzen Vormittag das Klo blockiert war. Harm hatte die Tür zu seinem Zimmer geschlossen und wollte nicht gestört werden. Es fühlte sich auch keiner dazu gedrängt, so wie er herumblaffte.
»Er will, dass seine Fälle vernünftig aufgeklärt werden, und normalerweise schafft er das auch«, erklärte Hedda Elias. »Wenn aber wie jetzt etwas richtig schiefläuft oder gar jemand stirbt, dann nimmt ihn das mit.«
»Es ist nur gut, dass wir Bärbel zur Fahndung ausgeschrieben hatten«, meinte Reinert, der bei ihnen vorbeischaute. »Da lagen wir nämlich richtig. Mit ihrem Überfall, erst auf Elias und dann auf dich, und mit dieser überstürzten Flucht ist für mich bewiesen, dass sie Steffis Mörderin ist. Nur schade, dass wir das nun wohl nie werden beweisen können.« Seine Fliege saß schief, er
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