Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
Vom Netzwerk:
Täterwissen an die Öffentlichkeit zu geben.«
    »Sie kennen den Mörder des Mädchens?«, fragte der Oberstaatsanwalt verblüfft und pikiert, weil ihn niemand informiert hatte.
    Die Journalisten waren natürlich begeistert. Kameras, die gelangweilt zu Boden gesunken waren, wurden hochgerissen, und es wurde gefilmt und gefragt, was das Zeug hielt. »Haben Sie die Leiche gefunden? Haben Sie ein Geständnis? Was ist das Motiv? Hat die Mutter das Kind umgebracht?«
    Die letzte Frage drang kaum durch in dem Gebrüll, aber Elias hörte sie trotzdem, und es regte ihn wahnsinnig auf, dass man der armen Bärbel jetzt auch noch die Schuld am Tod ihrer Tochter geben wollte, vor allem, weil er befürchtete, dass an dieser Ansicht etwas dran sein könnte. Aber was sollte er machen?
    Olly boxte Harm in die Seite. »Was ist das denn nun für eine verdammte Spur?«, fragte sie ihn aufgebracht.
    Das erzählte er ihr später, als die Journalisten wieder fort waren. Der Kreis wäre noch vertraulicher gewesen, wenn sie ihr Gespräch nicht im Flur geführt hätten, sondern die drei Schritte in Harms Zimmer gegangen wären. So unterbrachen die Kollegen vom Betrug und von der Jugendkriminalität und außerdem noch der Azubi von der Tatortaufnahmegruppe, der eigentlich nur eine Akte irgendwohin bringen wollte, ihre Arbeit und umringten sie, um sich alles anzuhören.
    »Ich fass es nicht«, schrie Olly, nachdem Harm ihr auseinanderklamüsert hatte, was Franz Büttner für ihn so verdächtig machte.
    Er begann noch einmal von vorn, in der verbreiteten Annahme, dass Leute, die seine Meinung nicht teilten, ihn einfach nicht richtig verstanden hatten. Aber Olly hatte schon kapiert. »Gottverdorri, das mache ich nicht mit«, brüllte sie ihn an. »Der Mann mag Kinder – und das macht ihn verdächtig? Was kommt denn als Nächstes? Dass alle Gynäkologen verkappte Spanner sind? Und sich die männlichen Geburtshelfer direkt aus der Psychiatrie rekrutieren? Willste alle Grundschullehrer einsperren?«
    »Olly, du hast ja ’nen Knall«, brüllte Harm zurück, und einer vom Betrug applaudierte sacht, hörte damit aber wieder auf, als Olly ihm einen wilden Blick zuwarf.
    »Noch leite ich diese Ermittlungen, kapiert? Und dann wollen wir doch mal sehen, ob ich zur Kindergärtnerjagd blase! Ik schiet di wat!«, schrie Olly. Sie fuhr herum und schüchterte die versammelte Mannschaft mit ihrer geballten Faust ein. So weit war es also gekommen mit der Leeraner Mordkommission.
    »Es ist zum Heulen«, sagte Olly, als der Tag endlich vorüber war und sie Elias vor der PI in ihr Auto steigen ließ. »Warum kann ein Mann keinen Kontakt zu Kindern haben, ohne gleich in Verruf zu geraten? Man macht einen Mann zum Aussätzigen, nur weil er einem Kind beim Drachensteigenlassen hilft, verstehst du?«
    Er hätte andeuten können, dass er es möglicherweise sogar besser als sie selbst verstand, allein wegen seines Geschlechts, aber er hielt den Mund. Ihm fiel auf, dass Olly die Autobahn in die falsche Richtung hinauffuhr. »Wo willst du denn hin?«
    »Zu deiner Mutter. Ich finde, heute ist ein schöner Tag, um sie zu besuchen. Schon um die Nerven zu beruhigen.«
    »Da fährst du aber in die falsche Richtung.«
    »Kann nicht sein. Egal, wo man hinwill – von hier aus muss man immer über Oldenburg.«
    »Es ist aber trotzdem der falsche Weg«, sagte Elias.
    »Wo wohnt sie denn?«, fragte Olly.
    Er sagte es ihr.
    »Weißt du«, meinte sie, als sie wenig später durch die Flure des Seniorenheims schritten, »dass ist schon echt schofelig von dir. Du hättest deine Mutter in jeder Mittagspause besuchen können. Es sind fünf Minuten von der PI hierher. Zu Fuß !«
    »Nicht bei Rotlicht«, wandte er ein.
    Royalblaue Fransenteppiche mit Goldstickereien dämpften ihre Schritte, der Stuck an der Decke signalisierte Stil. Das ist schon etwas anderes als das Heim, in dem Beefke Sommer ihre Patentochter versteckt hatte, dachte Elias. In diesen Wänden steckte sattes Geld. Als sie vor der mattweiß gestrichenen Zimmertür mit der bronzenen 28 standen und Olly klopfen wollte, fing Elias ihre Hand ab. »Wenn ich mich recht entsinne«, sagte er, »habe ich meiner Mutter noch gar nicht erzählt, dass ich umgezogen bin.«
    »Wie jetzt?«
    »Der Arbeitsplatzwechsel. Es hat sich nicht ergeben, darüber zu berichten. Sie geht immer noch davon aus, dass ich in Hannover … nee, eigentlich in München arbeite.«
    »Wieso in München?«
    »Da war ich mal, für ein halbes Jahr. Nach der

Weitere Kostenlose Bücher