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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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wirkte übernächtigt und trank einen Schluck Tee direkt aus Heddas Thermoskanne.
    »Aber warum hätte sie Steffi denn umbringen sollen?«, fragte Elias.
    »Kinder nerven. Du hast ja keine Ahnung.«
    »Und weshalb hat sie’s nicht gestanden?«
    »Wegen dem schlechten Gewissen. Sie befand sich ja selbst – entwicklungsmäßig – auf dem Stand eines Kindes. Und Kinder lügen, wenn sie Angst vor Ärger haben. Ich hab immer gelogen.«
    »Ich auch«, sagte Hedda.
    »Apropos Kinder …« Ihr Kollege war schon wieder halb zur Tür hinaus. »Sven dreht durch. Er will sich nach Stuttgart versetzen lassen und ’ne Wochenendehe führen. Er behauptet, das bräuchte er für sein berufliches Fortkommen, aber das ist natürlich Stuss. Jemand sollte Harm mal einen Wink geben, dass er ihn in Urlaub schickt.«
    »Quatsch. Zu einer Vater-Kind-Kur«, meinte Hedda. »Nur ohne die Kinder. Was sagt seine Heidi denn dazu?«
    »Sie hält das mit Stuttgart für ’ne gute Idee.«
    »Au Backe. Vielleicht ist das mit der Kur wirklich nötig. Vielleicht brauchen sie beide eine.«
    In diesem Moment streckte Harm den Kopf aus seinem Zimmer und brüllte, dass sie alle Mann, aber bitte zackig, zu ihm ins Büro kommen sollten. Plötzlich lag Aufregung in der Luft, Energie, Tatendrang. Sven steckte sich ein Kaugummi in den Mund, um wach zu werden. Jedem war klar: Harm hatte ihnen etwas mitzuteilen.
    »Wir waren blind«, sagte ihr Chef, als sie es sich auf den Stühlen, der Fensterbank und den Schreibtischkanten bequem gemacht hatten. »Wir haben nicht gesehen, was offensichtlich ist, und wir können von Glück sagen, dass Elias ein hochsensibles Gespür für Verborgenes hat.«
    »Bitte?«, fragte Elias.
    »Aber eins nach dem anderen. Ich habe die Situation vor Bärbels Tod mal bildlich dargestellt.« Harm trat an sein Whiteboard und wies auf eine Zeichnung. »Hier steht Elias, dies ist der Platz, an dem sich Franz und Sören befanden, hier Bärbel. Sie sieht also zuerst den Mann von der Polizei …«
    »Wen?«, fragte Sven.
    »Mensch, denk mit – Elias! Und sie will fortlaufen, aber in diesem Moment entdeckt sie Sören und Franz. Und entscheidet sich um. Nicht bewusst, sondern intuitiv. Sie hat zwar vor der Polizei Angst, aber … und das ist jetzt die Schlussfolgerung … vor einem der beiden anderen Männer hat sie noch viel mehr Angst.«
    Elias fühlte sich unbehaglich. Er war es ja selbst gewesen, der diese Vermutung geäußert hatte. Aber inzwischen war er fast sicher, dass sie nicht stimmte. Er wollte das erklären, doch Harm hob die Hand.
    »Moment. Die Frage ist nun: Vor welchem der beiden Männer hat sie sich gefürchtet?« Er klopfte dramatisch gegen das Whiteboard.
    »Sören«, riet Sven ins Blaue hinein.
    »Nein, es ist Franz Büttner.«
    Harm seufzte, als er ihre ratlosen Gesichter sah. Dann begründete er seine Theorie. »Was wissen wir über Franz?«
    »Er hat ein saublödes Haus. Herzen im Balkon!«, sagte Ulf.
    »Aber seine Frau ist scharf«, fand Koort-Eike und erntete von Hedda einen Rippenstoß und von Harm einen vorwurfsvollen Blick.
    »Er ist Erzieher«, sagte Hedda.
    »Und hält es nicht so genau mit dem Gesetz«, ergänzte Koort-Eike, um nicht nur blöd dazustehen.
    »Franz Büttner ist Erzieher – das ist ein ungewöhnlicher Beruf für einen Mann«, erläuterte Harm. »Zunächst einmal bedeutet seine Wahl, dass er Kinder gernhat. Daran ist nichts auszusetzen. Aber muss man sie, in einem Fall wie diesem, ganz nüchtern betrachtet, nicht als Indiz werten, für …« Er verstummte, weil ihm kein korrektes Wort einfiel.
    »Für einen abartigen Trieb«, platzte Ulf heraus.
    »Nee«, sagte Harm. »An und für sich ist es ja erfreulich, wenn sich auch Männer in die frühkindliche Erziehung einbringen. Das brauchen wir in unserer Gesellschaft. Nur muss man eben auch einkalkulieren …« Er suchte immer noch nach einer unproblematischen Formulierung.
    »Ich mag Kinder auch«, sagte Sven aggressiv. »Bin ich deshalb abartig?« Es war das erste Mal, dass Elias ihn blitzwach erlebte.
    »Eigene Kinder sind was anderes«, behauptete Ulf.
    »Und ich hab die Lüttje von meiner Schwester gern. Bin ich abartig?« Hedda ärgerte sich so sehr, dass der oberste Knopf ihrer Bluse aufsprang. Sie fummelte ihn wieder zu und schimpfte: »Das ist mal wieder typisch Ulf. Bringt sich gegen einen Mann in Stellung, nur weil der einen ganz normalen Frauenberuf ergriffen hat.«
    »Dass Franz Erzieher ist«, schrie Sven, »ist ein Glücksfall, weil

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