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Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Butter bei die Fische: Ein Ostfriesen-Krimi (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Levke Winter
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Kinder nämlich männliche Vorbil…«
    Ulf sprang auf und stieß dabei seinen Stuhl um. »Du hast deine doch überhaupt nicht gern! Du warst seit Wochen nicht zu Hause, du Idiot.«
    »Nimm das zurück«, schrie Sven, und Harm machte sich schon bereit, die beiden auseinanderzudrängen, aber Ulf räumte türenknallend das Feld, und so kehrte der Frieden von allein wieder ein. Nur Hedda konnte sich ein gezischeltes »Blödmann« nicht verkneifen.
    »Gott, was für ein Kinderkram!« Harm wischte sich den Schweiß von der Stirn, klopfte auf den Tisch und sorgte dafür, dass sie sich wieder auf die Arbeit konzentrierten. »Wir werden niemanden vorverurteilen. Aber wir verschließen auch nicht die Augen vor den Fakten, und zwar deshalb, weil wir Polizisten dazu angehalten sind, in jedem Dreckloch zu stochern, auch wenn sich oft herausstellt, dass es gar kein Dreckloch gibt. Wir müssen herausfinden, wie unser Erzieher zu den beiden Kindern in seiner Nachbarschaft stand. Und was Boris angeht, weiß ich zumindest, dass er gern mit ihm den Drachen hat steigen lassen.«
    »Er hat mit Boris gespielt?«, vergewisserte sich Koort-Eike. Die Augen hinter der schwarzen Hornbrille wurden finster.
    »Wenn erwachsene Männer mit Kindern spielen, ist das jedenfalls sonderbar«, fand jetzt auch Hedda und wiederholte vorsorglich: »Außer natürlich, es sind die eigenen. Oder welche aus der Verwandtschaft.«
    »Sind wir uns also einig?«, fragte Harm.
    Was danach schiefging, konnte man niemandem konkret anlasten. Es war schon vorher eine Pressekonferenz angesetzt gewesen. Olly und der Oberstaatsanwalt, die deshalb aus Aurich gekommen waren, klopften an Harms Tür, aber es war leider zu spät, um sich mit ihnen über die neue Richtung abzusprechen, die die Ermittlungen nun nehmen sollten. Also hatte jeder seine eigene Vorstellung von dem Fall im Kopf, als sie zu den Reportern hinuntergingen.
    Die Journalisten, darunter Sonja Lindenberg, warteten schon und schauten auf die Uhren, während Polizei und Justiz hinter der obligatorischen Tischreihe mit den völlig überflüssigen Mikrofonen Platz nahmen.
    »Wer ist denn der?«, fragte Sonja und zeigte auf Elias.
    »Unser Profiler«, erklärte Harm.
    Elias seufzte still. Er hatte es nicht gern, wenn man Fotos von ihm machte. Und er teilte auch nicht Harms Zuversicht, dass seine Anwesenheit helfen könnte, die Polizei in ein besseres Licht zu setzen. Wenn sein Chef wenigstens »Fallanalytiker«gesagt hätte …
    Aber da wurden sie auch schon mit Fragen bombardiert. Zuerst mal mit der wichtigsten, ob es denn nach dem Tod der behinderten Bärbel Coordes bei den Ermittlungsbehörden personelle Konsequenzen geben werde.
    »Wenn bei jedem Scheiß, der gebaut wird, personelle Konsequenzen gezogen würden, dann würde ganz Deutschland arbeitsplatzmäßig rotieren«, schnauzte Olly und hätte wohl noch mehr dazu gesagt, aber der Oberstaatsanwalt schnitt ihr das Wort ab und gab seinerseits eine ausführliche Beschreibung vom Ablauf des tragischen Geschehens. Das beruhigte die Stimmung. Nach zwanzig Minuten befand sich die Hälfte der Journalisten in einem gemütlich-dösigen Zustand. Deeskalation wie aus dem Handbuch.
    Anschließend gab Alfred Ippen, der Leiter der PI , ebenfalls eine Beschreibung, die sich in nichts von der des Staatsanwalts unterschied, und Jens Jensen hätte sich trotz seiner Erkältung, die ihn immer noch plagte, in der gleichen Weise drangehängt, aber da hatte Sonja Lindenberg es satt. »Können wir den Namen des Beamten erfahren, vor dem Bärbel Coordes die Flucht ergriffen hat?«, fragte sie mitten in einen Satz hinein.
    »Ich war das«, sagte Elias.
    Stille.
    Offenbar hatte niemand damit gerechnet, dass die Frage tatsächlich beantwortet werden würde, auch Sonja nicht. Aber natürlich waren alle froh, dass die Langeweile ein Ende hatte, und die Journalisten bestürmten ihn mit Fragen. Warum genau er denn zu Bärbel Coordes gegangen sei? Habe er sie irgendwie unter Druck gesetzt oder eingeschüchtert? Und weil ja klar war, dass er das gemacht haben musste: Warum eigentlich? Und ob er sich nicht schäme?
    Bevor er ein Wort herausbringen konnte, griff Harm ein. »Leider können wir Ihnen diese Fragen nicht beantworten.«
    »Warum bitte nicht?«, fragte Sonja leidenschaftlich und professionell.
    »Weil wir in der Vermisstensache Stefanie Coordes einer konkreten Spur folgen, die möglicherweise mit dem Tod von Bärbel Coordes zusammenhängt. Und da können wir es uns nicht leisten,

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