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Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Titel: Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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wäre und die Familie in einer trostlosen Mietskaserne leben würde? Glaubst du, ihr Marcus wäre dann so ein gebildeter und selbstsicherer junger Mann? Und es wird ihr auch recht sein, wenn er sie mit seinem eigenen Auto abholt und ins Kino einlädt, oder nicht?«
    Was für eine idiotische Einstellung. Und während wir den Hauptgang – leicht gebratenen Hummer (Wo ist er denn? Nicht, dass ich ihn vermissen würde, aber kann er wirklich soo klein sein?) mit Jakobsmuscheln auf Tellerlinsen – verzehren, werde ich richtig wütend.
    »Du hast überhaupt keine Vorstellung davon, wie wir Frauen sind«, entgegne ich. »Als ob ein eigenes Auto oder eine Kino-Einladung ausschlaggebend für unsere Gefühle wären. Da zählen ganz andere Sachen.«
    Leon beugt sich vor und fragt mich: »Ach ja, also würdest du jetzt in diesem Moment auch gerne an einer Imbissbude stehen und eine Currywurst essen, anstatt in einem französischen Gourmet-Restaurant zu speisen, in dem ich nur mit viel Glück einen Tisch bekommen habe?« Seine Augen blitzen.
    Damit ich auf diese Frage nicht antworten muss, nehme ich lieber noch mal einen Riesenschluck von dem köstlichen Wein. Wenn ich ehrlich bin, wäre mir so eine Currywurst mit Pommes im Moment wirklich lieber. Es hilft nichts. Ich bin einfach nicht die Richtige für dieses gesellschaftliche Parkett. Bestimmt ist es hier sehr teuer, und ich weiß das gar nicht zu schätzen und habe die Hälfte auf dem ohnehin sehr übersichtlichen Teller zurückgelassen. Zum Glück besteht das Dessert aus warmem Brie mit Cognac-Preiselbeeren, und ich kann den vielen Alkohol einigermaßen kompensieren. Da Leon fahren muss, hat er sich immer wieder Wasser nachschenken lassen, während ich die Flasche Müller Thurgau fast alleine ausgetrunken habe. Auweia. Der Alkohol macht mich anhänglich, und ich lege versöhnlich meine Hand auf seine. Außerdem streichelt mein Fuß unter dem Tisch sein Bein. Er sieht aber auch verdammt gut aus heute Abend. Schwarzes Hemd, schwarze Jeans und ein perfekt geschnittenes schwarzes Jackett. Dabei fällt mir meine Mutter ein, die niemals Schwarz trägt, und ich erzähle Leon von ihrem Brieffreund und dass ich den Verdacht habe, dass auch sie sich verliebt hat. Das kann Leon nun gar nicht nachvollziehen. Er, der Briefe nur zur Geschäftskorrespondenz schreibt bzw. schreiben lässt, schüttelt verständnislos den Kopf. Wahrscheinlich hält er das Ganze für eine weitere Spinnerei meiner Mutter.
    »Ich glaube, sie hat einfach nichts zu tun und viel zu viel Zeit. Du solltest dich mehr um sie kümmern«, sagt er nebenbei, während er bei dem spindeldürren ›garcon‹ (wahrscheinlich bekommt er hier nur die Reste zu essen, und bei diesem Gedanken muss ich kichern) die Rechnung mit seiner Kreditkarte begleichen will.
    »Bedaure, mein Herr«, sagt ebendieser. »Wir akzeptieren nur Bargeld.« Und mit diesem arroganten Getue hat er sich endgültig um ein anständiges Trinkgeld gebracht. Ich schwanke beim Hinausgehen auch nur ein kleines bisschen und deswegen muss ich mich an Leon festhalten. Im Auto kuschle ich mich an ihn und bin schon bald eingenickt.
     
    *
     
    Als ich wieder zu mir komme, stehen wir auf dem Hof vor dem Weingut. Wieder ist der Himmel sternenklar und die Nacht wunderschön. »La vie est belle«, summe ich vor mich hin, als ich aus dem Auto steige.
    »Na, meine Süße, du bist ja richtig gut drauf«, sagt Leon und schließt die Tür zu seiner Wohnung auf. Das Weingut besteht aus drei Teilen, einem Haupthaus in der Mitte mit Küche, Wohnzimmer für alle und dem Glasanbau davor. Katharinas private Räume, in denen auch Emily seit ihrer Rückkehr aus Florenz wieder wohnt, liegen darüber. Der rechte Teil des Gebäudes umfasst drei Stockwerke, die von Robert, Susann und Johannes bewohnt werden. Der linke Teil des Gebäudes, ebenfalls dreistöckig, ist Leons Reich. Eingerichtet ist es schlicht, mit Designermöbeln in Weiß, Grau und Schwarz, und besitzt so gut wie keine Dekoelemente. Nur einer der Gründe, warum ich die Nacht mit ihm eigentlich lieber bei mir in meiner kleinen Wohnung verbringe.
    Aber in der Hauptsache ist es wegen Nini, die ich nicht gerne alleine lasse. Ich weiß, ich brauche mir keine Sorgen zu machen, denn schließlich ist sie 17 und sehr vernünftig, und doch komme ich mir immer ein wenig vor, als würde ich sie alleinlassen. Verrückt, aber so sind wir Mütter nun mal. Leon ist in seinem Designer-Wohnzimmer verschwunden, um uns noch einen Schlummertrunk

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