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Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Titel: Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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doch ebbs für die reiche Weiber, da könnet se sich d’Nas oder de Buse richte lasse und dabei uff’s Wasser gugge.«
    Der spinnt doch wohl.
    »Also, soviel ich weiß«, beginne ich zögernd, »wollen die Verkäufer nicht, dass das Haus abgerissen wird.«
    »Wieso?«, fragt er schon wieder so herablassend, »des ka denne doch wurscht sei, was i do demit mach. Usserdem brauchet die des doch gar it erfahre, gell? Solle mer etzt emol neigange?«
    Der Schlüssel brennt in meiner Jackentasche, aber ich kann nicht. Nicht mit dem. Mit seiner blöden Art macht er alles kaputt. Er zerstört meinen ganzen Traum.
    »Oh, das tut mir leid. Das geht nicht. Ich sollte Ihnen nur das Grundstück zeigen. Einen Schlüssel haben wir noch gar nicht, das Objekt haben wir brandneu hereinbekommen. Ich glaube, die Eigentümer wollten das Haus selbst einem Interessenten zeigen, einem Freund der Familie, Sie wissen schon. Der will alles hier so lassen, wie es ist. Das ist ihnen irgendwie wichtig. Aber ich kann mich gern mal für Sie darum bemühen.«
    Sein Gesicht läuft vor Wut rot an.
    »Wellet Sie mi veräpple? Etzt bin i ekschtra hierhergfahre wegge a paar Büsch und a weng em Steg? I hon’s doch gwisst, dass i des besser mit’m Karle selber mach.«
    Und er stapft wortlos zu seinem Auto. Wenigstens fährt er mich wieder ins Büro, wenn auch ohne ein einziges Wort mit mir zu reden. Wahrscheinlich hält er mich für komplett bescheuert. Auweia! Da hab ich mir was eingebrockt. Das wird er dem ›Karle‹ sicher brühwarm erzählen. Zum Glück ist der ja noch weg. Aber viel Aufschub bleibt mir nicht, ich muss mir was einfallen lassen.
    Zurück im Büro, bin ich vollkommen verzweifelt. Wie konnte ich nur so einen Mist erzählen. Aber dieser eingebildete Zwerg meint doch wirklich, dass Geld alles ist, was zählt. Leider hat er ja recht. Schöne und wertvolle Gebäude, in denen Menschen gelebt und geliebt haben, werden abgerissen und weichen moderner Architektur, was ja nicht immer schlecht sein muss. Aber in diesem Fall zerreißt es mir einfach das Herz, wenn ich daran denke, dass dort, wo jetzt die schöne, breite Terrasse mit der Treppe in den Garten steht, so ein Schönheitstempel stehen soll, in dem reiche Schicksen ihr Geld oder das ihrer Männer für ein neues Näschen oder ein Paar Schlauchbootlippen ausgeben. Generell hab ich ja nix dagegen, ich meine, wenn jemand ein Problem mit seiner Nase hat oder sich wegen seines Hängebusens nicht mehr ins Schwimmbad traut. Aber wie viel Prozent sind das denn? Es werden offensichtlich immer mehr, die der Meinung sind, dass man, um ›schön‹ zu sein, bestimmte Kriterien erfüllen muss. Teilweise kann ich das schon bei Ninis Freundinnen beobachten. Da wird derart selbstkritisch die eigene Figur betrachtet, und manche machen sich verrückt, nur weil die Beine nicht so lang sind, die Taille nicht so dünn oder der Busen nicht so rund ist. Gut, aber das hilft mir jetzt auch nicht weiter. Ich muss mir irgendwas einfallen lassen, das ich Herrn Aschenbrenner als plausible Antwort präsentieren kann. Damit ich noch ein bisschen nachdenken kann, bleibe ich im Büro, schicke Irma nach Hause und arbeite alles Schriftliche auf. Ich überlege mir Texte und Bilder für den Flyer und schicke alles per E-Mail an Herrn Aschenbrenner. Endlich kommt mir eine Idee, wahrscheinlich keine gute, aber ich muss es versuchen. Nachdem ich die ganze Woche so geackert und alle mir übertragenen Aufgaben dank vieler Überstunden ausgeführt habe, beschließe ich spontan, mir morgen einen Tag frei zu nehmen und nach Stuttgart zu fahren. Schöne Stadt – war ich schon so lange nicht mehr. Schließlich gibt es dort ein Rechtsanwaltsbüro, das mir vielleicht den Namen des Verkäufers verrät …

Kapitel 11
Der Rechtsanwalt
     
    Ich rufe Irma an und erkläre, ich sei krank. Das hat sie schließlich schon oft genug gemacht, daher versteht sie mich sicher. Sie ist froh, dass ich die ganze Arbeit erledigt habe und verspricht, die Stellung im Büro zu halten und alle Kunden auf Montag früh zu vertrösten. Sollte Herr Aschenbrenner anrufen, wird sie ihm erzählen, es ginge mir nicht gut, ich hätte gestern schon so käsig ausgesehen. Also kein Problem. Ich freue mich auf Stuttgart und bedaure nur, dass Nini nicht mitfahren kann.
    Sie schreibt eine wichtige Mathearbeit und lernt schon seit Tagen dafür. Natürlich versucht sie, mich zu überreden, auch sie in der Schule krankzumelden, damit sie a) die Arbeit nicht mitschreiben

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