Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
›gegipfelt‹, das heißt, die stark wachsenden Triebe werden gekürzt, damit die Pflanze nicht zu sehr ›ins Kraut schießt‹. Außerdem geht der ständige Kampf gegen die Schädlinge weiter. Natürlich setzen die Römfelds ausschließlich biologische Pflanzenschutzmittel ein, vielleicht einer der Gründe für den Erfolg ihrer Weine. Fast habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich Leon nicht bei den Vorbereitungen geholfen habe. Aber schließlich hat er die ganze Familie an seiner Seite und eine neue ›Marketing-Assistentin‹.
Katharina hat sich mit ihrer Dekoration selbst übertroffen und die Zelte in einen einzigen Rosentraum verwandelt. Es sieht einfach unglaublich romantisch aus.
Ich stelle den Mini hinter dem Wohnhaus ab und komme gerade rechtzeitig, als Leon die Bühne betritt und eine Ansprache hält.
»Liebe Gäste, liebe Freunde, herzlich willkommen. Ich freue mich, dass so viele von Ihnen heute den Weg auf das Weingut Römfeld gefunden haben. Wir möchten Sie gerne verführen, unsere besten Weine zu probieren, und hoffen, dass sie Ihnen ebenso schmecken wie uns …« Alles schmunzelt. »… und meine Familie und ich …«, er zeigt auf Katharina, Robert, Susann, Johannes und Emily, die neben der Bühne stehen …, und nein, da steht ja auch Anouk. Also so etwas. Die gehört doch nicht zur Familie. »… wir würden uns freuen, wenn es Ihnen bei uns gefällt und Sie diesen wunderschönen Abend mit uns von Herzen genießen würden. Vielen Dank.«
War ich zuerst noch mächtig stolz auf meinen Leon, wie er da im weißen Hemd und schwarzen Jeans oben auf der Bühne stand, so bin ich jetzt erst mal empört und muss irgendwo nach Luft schnappen. Diese blöde Kuh. Was bildet die sich eigentlich ein? Denkt sie, sie gehöre bereits zur Familie? Wer weiß …, vielleicht stand sie nur zufällig bei den anderen, als Leon spontan beschloss, die Rede zu halten. Andererseits: Katharina hat mit Sicherheit alles durchorganisiert und somit auch diesen kleinen Auftritt der Familie geplant. Und Leon hätte wirklich auf mich warten können, oder nicht? Immerhin hatte ich ihm versprochen, gleich loszufahren. Dazu kommt, dass Anouk mal wieder aussieht wie aus dem Ei gepellt. Sie trägt ein weißes, enges Sommerkleid, das ihre schlanke Figur betont und einen tollen Kontrast zu ihrem schwarzen Haar und der golden gebräunten Haut bildet. Wieso ist die eigentlich so braun? Ich denke, es gab so viel Arbeit. Also wenn ich die ganze Woche nicht aus dem Büro komme, dann bin ich nicht so sonnengebräunt. Bei dem miesen Wetter in den letzten Wochen schon gar nicht. Leon entdeckt mich, wie ich verloren auf der Wiese herumstehe, und winkt mich lachend zu sich und der Familie herüber. Irgendwie habe ich gar keine Lust, aber ich muss mich wohl zusammenreißen, deshalb ziehe ich die Mundwinkel nach oben und versuche, so elegant, wie es mit den hohen Hacken geht, über die Wiese zu stolzieren.
»Maja! Schön, dass du da bist«, begrüßt mich Leon freudestrahlend und gibt mir einen Kuss. Seine Mutter reicht mir, wie immer schmallippig, die Hand, und Susann kann es sich nicht verkneifen, mein schwarzes Etuikleid, das zugegebenermaßen hier in dieser sommerlichen Atmosphäre etwas deplatziert wirkt, genauestens zu mustern. Sie selbst trägt ein hellgelbes Sommerkleid und bunte Schuhe mit Keilabsatz. Robert sagt nur kurz Hallo, murmelt etwas von viel Arbeit und verschwindet. Wie üblich, sind ihm hier viel zu viele Menschen, und ich habe den Verdacht, dass er sich mit einem Fläschchen in die Weinberge zurückzieht. Katharina, die ein dunkelrotes Seidenchasuble von Max Mara trägt, fragt mich, warum ich so spät komme? Alle seien bereits am Nachmittag da gewesen.
»Oh, das wusste ich nicht, Leon meinte, ich solle so gegen 18 Uhr hier sein«, erwidere ich freundlich.
»Und da bist du nicht von selbst auf den Gedanken gekommen, vielleicht mal etwas früher zu kommen, um deinem Freund ein wenig zu helfen?« Damit dreht sie mir den Rücken zu und ich merke, wie ich flammendrot werde und vor allem … wütend. Ich wusste wirklich nicht, dass ich eher hier sein sollte. Gut, ich hätte es mir denken können, dass viel los sein wird. Aber warum ist sie bloß mir gegenüber so arrogant? Außerdem hatte ich Leon ja meine Hilfe angeboten, und er hat darauf bestanden, ich solle nur ›repräsentieren‹. Dazu ist noch genug Zeit. Ich sehe Leon an, aber dieser lächelt und meint: »Kennst du Anouk schon?«
Was für eine blöde Frage.
»Allo,
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