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Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Titel: Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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merkten, waren wir für die Behörden schon zu alt, und aus dem Ausland war das damals noch nicht so üblich. Aber wir beide hatten ein gutes Leben zusammen. Hermann war Lehrer und deshalb viel zu Hause, und wir beide verbrachten mit Gartenarbeit in dieser herrlichen Idylle viel Zeit zusammen. Er fehlt mir schon sehr …«, sagt sie, und ihre Miene wird traurig.
    Ich drücke ihre Hand. Wie nett, dass sie mir das alles so freimütig erzählt.
    »Und was ist mit Ihnen? Haben Sie auch einen netten Mann und Kinder?«, fragt sie mich.
    »Ja und nein. Ich habe eine wunderbare Tochter, die 17 ist, und einen netten Freund«, antworte ich ebenso offen wie sie.
    »Ach, dann ist Ihr Freund nicht der Vater Ihrer Tochter?«, hakt sie nach.
    »Nein, der war nicht der Richtige für mich. Das habe ich zum Glück sehr schnell gemerkt und meine Nini alleine großgezogen«, antworte ich ihr ehrlich.
    »Und der neue Freund …, ist das der Richtige, Frau Winter? Entschuldigen Sie bitte, wenn ich so neugierig bin«, fragt sie weiter, während sie an ihrer Teetasse nippt.
    »Nennen Sie mich doch bitte Maja.« Ob Leon der ›Richtige‹ ist? Ach, wenn ich das selber wüsste … Manchmal denke ich, ja. Dann ist er so aufmerksam und liebevoll, wie man sich den Mann an seiner Seite wünscht. Wir verstehen uns richtig gut und streiten selten einmal. Aber dann gibt es wieder Momente, da ist er mir so fremd. Wenn seine Familie mich so herablassend behandelt, zum Beispiel. Oder wenn er so wenig Interesse an Nini zeigt. Andererseits kann er ja nicht wissen, wie es ist, ein Kind zu haben, um das man sich kümmern muss. Wahrscheinlich erwarte ich einfach zu viel. Meine Mutter hat recht. Mit meiner ewigen Unsicherheit verbaue ich mir vielleicht die Chance auf das Glück. Wie sagte schon Pearl S. Buck: ›Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das große vergebens warten.‹ Ich bin ihr noch eine Antwort schuldig: »Ach, es ist nicht so einfach, Frau Peeger. Aber ja, ich denke schon, dass er der Richtige ist. Leon und ich sind schon drei Jahre zusammen.«
    »Frieda. Nennen Sie mich doch bitte Frieda«, unterbricht sie mich, gießt nebenbei Tee nach und legt noch ein Stück von dem wunderbaren Käsekuchen auf meinen Teller. »Wissen Sie, Maja, ich kenne Sie nicht und Ihren Freund auch nicht. Ich bin eine alte Frau. Aber eines weiß ich: Wenn der Richtige kommt, weiß man das eigentlich ganz genau. Da muss man normalerweise nicht so lange überlegen … Als ich meinen Hermann zum ersten Mal sah, wusste ich im selben Augenblick: Der ist es. Es ist schon so lange her …« Ihre Stimme nimmt einen schwärmerischen Ton an. »Aber ich sehe ihn wie heute vor mir: Ich war bei meiner Tante und sollte helfen, den Dachboden zu entrümpeln, und kam mit Spinnweben und total verstaubten Sachen die Treppe herunter. Da stand er, im Wohnzimmer, ein Bild von einem Mann mit seinem Schnurrbart und den haselnussbraunen Augen. War auf Besuch aus Süddeutschland bei den Nachbarn und sollte ein Tässchen Mehl ausborgen. Wir sahen uns an und wussten es beide. Ein paar Monate später haben wir geheiratet und ich zog hierher. Damals war ich immerhin schon 29. Und es gab vorher einige Verehrer, das dürfen Sie mir glauben.« Ja, das glaube ich ihr gern. »Doch da war keiner dabei, der mir so gut gefallen hätte, dass ich den Rest meines Lebens mit ihm hätte verbringen wollen. Mit Hermann schon.«
    Sie erzählt so anheimelnd, und die Zeit verfliegt hier auf dieser schönen Terrasse mit dem wunderbaren Blick auf den See und die vielen kleinen Segelboote im Nu. Eigentlich müsste ich schon längst wieder weg sein, aber etwas interessiert mich noch: »Diese Frau Lange, die ganz hinten in der Straße in dem Haus, das wir verkaufen sollen, gewohnt hat, kannten Sie die gut, Frieda?«
    »Was heißt gut. Wie man sich halt so kennt, wenn man sich auf der Straße trifft und einen kleinen Klönschnack hält. Wir haben auch mal zusammen Kaffee getrunken, aber das ist schon lange her. In den letzten Jahren lebte sie sehr zurückgezogen. Ich glaube, sie hat es nie verkraftet, dass ihr erster Sohn nach Kanada ausgewandert ist. Der zweite ist mit seiner Frau tödlich verunglückt. Das war ganz schrecklich, von da ab war sie sehr verschlossen und zog sich immer mehr zurück. Nur ihr Enkel besuchte sie regelmäßig. Es war ja nicht so wie bei mir, ich hatte ja nie Kinder, aber welche zu haben und sie dann zu verlieren, muss das Schlimmste sein, was einem passieren kann.«

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