Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
zuzusehen. Das darf doch nicht wahr sein! Ich verschlucke mich fast. Da sind doch tatsächlich Leon und Anouk auf der Tanzfläche. Mir wird schlecht, als ich sehe, dass sie ein richtig schönes Paar abgeben. So ein Miststück. Wusste ich doch, dass sie ihn sich krallen will. Wenn sie ihn mir ausspannen will, kann sie sich auf etwas gefasst machen. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät …
Ich gehe einen Schritt näher, doch sie bemerken mich immer noch nicht. Leon hat wohl gerade etwas gesagt, und Anouk wirft den Kopf zurück und lacht. Na, fein, dass sie sich so gut amüsieren. Gerade, als mir die Tränen in die Augen schießen, sieht Leon mich und winkt mir zu. Als das Lied zu Ende ist, macht er vor Anouk eine höfliche Verbeugung und kommt zu mir herüber. Nein, wankt, sollte ich besser sagen. Ok, dies ist ein Weinfest, aber darf man sich als Chef so volllaufen lassen? Ich bin wütend.
»Hallo, mein Sprossilein«, lallt Leon und will mich in die Arme nehmen. Das hat mir gerade noch gefehlt.
»Wo waaast du denn soooo lange?«
Er kann wirklich nicht mehr gerade laufen. Obwohl ich immer noch wütend bin, beschließe ich, nichts zu sagen, denn ich will nicht wieder als eifersüchtig gelten. Und außerdem macht das in seinem jetzigen Zustand ohnehin keinen Sinn. Zum Glück kann ich ihn überreden, das Fest zu verlassen, obwohl das gar nicht so einfach ist, denn er lallt: »Ich bin doch der Chef hier. Ich daaf erst gehen, wenn die Lichter aussss sind.« Ich bugsiere ihn mehr schlecht als recht am Rand des bunten Treibens zu seiner Haushälfte. Leon schläft, wie Emily, sofort ein, während ich noch eine Weile wach liege und über den Abend, über Emily und Anouk nachdenke.
Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist Leon bereits weg. Heute wird er sicher nicht joggen sein, denn bestimmt hat er einen anständigen Kater. Wahrscheinlich ist er unten und sieht nach, ob nach dem gestrigen Abend alles in Ordnung ist. Das Wetter ist immer noch herrlich, und zum Glück habe ich eine Bermuda-Shorts und ein weißes Blüschen dabei, das ich gleich nach der Dusche anziehen kann. Da ich mich mit Leons Super-Hightech-Kaffeemaschine nicht auskenne, beschließe ich, auch ein wenig nach draußen zu gehen. Irgendwo wird es schon etwas Koffein für mich geben. In dem riesigen Garten sind bereits viele Menschen damit beschäftigt, die Spuren des gestrigen Abends zu beseitigen und für den kommenden Tag alles wieder schön herzurichten. Ich entdecke Marta, die die Blumen gießt, und frage sie nach einer Tasse Kaffee. Sie erklärt mir, dass sie drinnen ein Frühstücksbuffet für die Familie vorbereitet habe und ich nur hingehen solle. Also nehme ich denselben Weg über die Terrasse wie gestern Abend und sofort muss ich an Emily denken und daran, wie unglücklich sie gestern gewirkt hat. Wer wohl der hübsche junge Mann auf ihrem Nachttisch ist, eine geheime Liebe vielleicht? Vorsichtig klopfe ich an, aber es scheint niemand hier zu sein. Marta hat ganze Arbeit geleistet und ein herrliches Frühstücksbuffet gezaubert. Frische Brötchen, Butter, Rührei, gekochte Eier, Schinken, Käse, selbst gemachte Marmelade, frisches Obst, Saft – alles da. Und Kaffee – zum Glück.
»Guten Morgen, Maja«, sagt Katharina, die gerade zur Tür hereinkommt. »Bedien dich nur. Du kannst mit mir frühstücken, ich bin alleine.« Sie selbst nimmt sich allerdings nur eine Tasse Kaffee und geht mit den Worten »Ich wollte sowieso etwas mit dir besprechen!« nach draußen auf die Terrasse. Wie üblich, ist sie bereits perfekt gestylt, die Haare ebenso wie alles andere, während meine Haare, die gestern Abend noch so schön glatt gebügelt waren, schon wieder machen, was sie wollen. Also nehme ich mir ein Brötchen, ein Stück Käse und etwas Butter, dazu ein paar Erdbeeren und eine Tasse Kaffee und folge ihr nach draußen. Während vor dem Haus reges Treiben herrscht, ist es hier auf der Terrasse hinter dem Haus bis auf das Vogelgezwitscher wunderbar ruhig.
Katharina wartet, bis ich mich gesetzt habe, dann beginnt sie: »Maja, schön, dass wir uns heute hier treffen. Ich wollte mal in Ruhe alleine mit dir reden.« Sie macht eine kurze Pause und ich trinke einen großen Schluck Kaffee. »Ich weiß nicht recht, wie ich anfangen soll … Leon und du, ihr seid ja nun schon einige Zeit zusammen.«
»Drei Jahre, um genau zu sein«, unterbreche ich sie.
»Ja, richtig. Und es könnte sein, … dass vielleicht mehr daraus wird …«
Mehr? Natürlich weiß
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