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Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Titel: Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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leisten. ›Liebe vergeht, Acker besteht‹ …«, gesteht sie.
    Und auf einmal erkenne ich etwas, das viel wichtiger ist als die Wahl der richtigen Schuhe oder Handtasche: Hinter dieser glatten, kühlen und distanzierten Fassade steckt auch nur … ein Mensch. Im Grunde ist sie bei all ihrem Reichtum ärmer dran als ich, das erkenne ich jetzt. Bei all ihren wichtigen Kontakten und ihrem ganzen hochnäsigen Getue ist sie letztendlich ein einsamer Mensch, der nicht einmal aus Liebe geheiratet hat. Ich muss wirklich schlucken, denn jetzt tut sie mir einfach nur leid. Doch im nächsten Moment klappt ihre geöffnete Schale wie bei einer Auster wieder zu, und ihr Gesicht ist perfekt und undurchdringlich wie eh und je. Sie mustert mich mit kühlem Blick und schmalen Lippen. Wie kann sie nur annehmen, dass ich auch so bin wie sie? Niemals würde ich heiraten, um ›eine gute Partie‹ zu machen, um dann genau so ein leeres und inhaltsloses Leben zu führen wie sie.
    Aber das versteht sie nicht, und deshalb sagt sie weiter: »Wie ich schon sagte: Leons Leben ist das Weingut.« Und sie erklärt mir, wie wichtig es sei, etwas über Weinanbau zu lernen, sollte ich die Frau an Leons Seite bleiben wollen. Genau genommen, sagt sie werden und nicht bleiben, was mich schon wieder ärgert.
    »Ich habe leider noch viel zu tun …, bis später.« Und mit diesen Worten steht sie auf und verlässt den Tisch.
    Ich trinke meinen Kaffee aus, obwohl mir immer noch schlecht ist, dann fällt mir ein, dass ich ja heute Geburtstag habe.
     
    Wie ich so in Gedanken versunken auf der Terrasse sitze, kommt auf einmal Leon in einem weißen Leinenhemd und blauen Jeans um die Ecke.
    »Happy birthday to you, happy birthday to you …«, singt er und drückt mich so fest, dass ich fast keine Luft bekomme.
    »Nanu, was macht meine Süße denn für ein Gesicht? Geburtstag und Sonnenschein, das ist doch ein Grund zum Fröhlichsein.« Natürlich kann er nicht wissen, warum ich so miesepetrig hier sitze. Und ich habe auch nicht die Absicht, mit ihm darüber zu reden, jedenfalls nicht heute an meinem Geburtstag. »Oder ist da etwa jemand sauer, weil ich gestern vielleicht ein klein wenig zu tief ins Glas geschaut habe?«, fragt er.
    Ich versuche ein Lächeln.
    »Ach was«, antworte ich ihm. »Ich war doch selbst etwas angesäuselt gestern. Wie alle wahrscheinlich … Bestimmt ist es das: Ich habe noch ein bisschen Matsch im Kopf und muss erst mal richtig wach werden.«
    Leon zieht einen Umschlag hinter seinem Rücken hervor und sagt geheimnisvoll: »Dann wird dich das vielleicht ein wenig aufmuntern, mein Schatz. Voilà! Mein Geburtstagsgeschenk für dich.«
    Der Umschlag sieht zwar ziemlich förmlich aus, aber als ich ihn öffne, entdecke ich zwei Eintrittskarten für das Seal-Konzert im Schlosshof der Insel Mainau im Juli. Wie lieb von ihm. Er weiß genau, dass ich diesen Sänger liebe, und die Eintrittskarten waren bestimmt richtig teuer. Als Dankeschön umarme ich ihn heftig, denn ich freue mich wirklich über dieses Geschenk.
    »Maja, du bist etwas ganz Besonderes für mich. Und deshalb machen wir beide es uns an diesem Konzertabend auch besonders schön. Ich weiß, dass ich oft zu wenig Zeit für dich habe, aber die Stunden, die wir zusammen sind, genieße ich immer sehr.« Das ist ja wirklich reizend von ihm, und ich vergesse die Worte seiner Mutter. »Es ist natürlich blöd, dass wir heute ausgerechnet das Weinfest haben …« Ja, genau, wer hat eigentlich diesen Termin ausgesucht? Katharina oder Anouk vielleicht? Nein, ich darf nicht an die beiden denken, denn sonst verliere ich meine gute Stimmung. »Und ich kann mir schon vorstellen, dass du diesen Tag lieber anders verbringen möchtest …, aber …, ich kann ja hier leider nicht weg und …«, sagt Leon weiter.
    »Ist doch kein Problem, Leon, das weiß ich ja. Aber wir sind zusammen, und das ist die Hauptsache. Ich rufe nachher Nini an, vielleicht kommt sie her. Und wenn nicht, dann bleibe ich noch ein bisschen und fahre heute Nachmittag nach Hause, wenn es dir recht ist.«
    »Danke für dein Verständnis. Wie gesagt, wir holen unsere private kleine Feier bald nach, mein Schatz. Versprochen. Schön, wenn du noch ein wenig bleiben kannst, aber ich verstehe auch, wenn du zu Nini willst. Ich hab ja leider wenig Zeit für dich …« Dann wird er etwas nachdenklich und sagt: »Vielleicht wäre es besser, wenn du hier wohnen würdest. Dann müssten wir uns nicht immer wieder trennen.«
    Vielleicht?

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