Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
ich, was sie meint, und unterbreche sie darum nicht mehr.
»Es ist mir schon bewusst, dass du es als alleinerziehende Mutter nicht immer leicht hattest …« Irgendetwas in ihrer Stimme bewirkt, dass mir das herrliche Frühstück auf einmal nicht mehr schmecken will.
»… dies hier muss dir ja wie das Paradies vorkommen. Wir leben in einem schönen Haus und haben anscheinend überhaupt keine Sorgen, während du für alles alleine aufkommen und arbeiten musstest, um für dich und deine kleine Tochter zu sorgen.« Moment mal. Ziemlich genau das Gleiche habe ich gestern zu Emily gesagt … Sie wird das doch wohl nicht ihrer Mutter haarklein wiedergegeben haben? Ich merke, wie ich trotz der Wärme auf der Terrasse eine Gänsehaut bekomme. »Aber natürlich musst du auch sehen, wie viel Arbeit hinter all dem hier steckt«, fährt sie fort.
»Das ist mir durchaus bewusst, Katharina«, antworte ich und frage mich, worauf sie eigentlich hinauswill.
»Ich meine, es geht natürlich nicht, dass du denkst, du könntest dich hier ins gemachte Nest setzen und dann nur noch unser hart erarbeitetes Geld ausgeben.«
Diese eiskalten Worte machen mich jetzt wirklich wütend.
»Das war nie meine Absicht, Katharina!«, antworte ich darum empört. »Leon und ich haben uns ineinander verliebt. Ich war nie und bin auch nicht auf der Suche nach einem reichen Mann, der mir mein Leben finanziert«, so wie Susann, würde ich am liebsten hinzufügen, doch ich verkneife mir die bitteren Worte. »Leon und ich, wir verstehen uns einfach gut. Wir sind gerne zusammen, und was in Zukunft daraus wird, wird man sehen. Aber bis dahin kann ich sehr gut für mich und meine Tochter alleine sorgen. Das habe ich immer getan, denn zufällig habe ich einen richtig guten Job.«
Mir wird vor Wut ganz schlecht. Wie kann sie es wagen, so mit mir zu reden? Noch nie habe ich mich aufgrund meiner Herkunft oder meines gesellschaftlichen Standes irgendwie minderwertig gefühlt. Natürlich war mir immer bewusst, dass es Familien gab, die viel reicher waren als wir, aber mir persönlich fehlte es an nichts. Wir wohnten in meiner Kindheit in einer schönen Wohnung, und meine Eltern verdienten beide genug, um uns ein sorgenfreies Leben samt Urlaub zu ermöglichen. Sie hatten beide ein Auto, und wir alle waren immer gut gekleidet, jedenfalls in dem Maße, was wir als ›gut‹ empfanden. Außerdem hat der liebe Gott mir allerhand ›Geschenke‹ in die Wiege gelegt: schöne Haare und Beine und ein sonniges Gemüt, weswegen ich die meiste Zeit meines Lebens eigentlich immer selbstbewusst gewesen bin. Bis ich in diese Kreise und zu dieser Familie geriet, die mir ständig das Gefühl geben, ohne Geld ein absoluter ›Niemand‹ zu sein. Ich versuche, meinen Atem einigermaßen zu kontrollieren, damit mir nicht die Tränen kommen. Schließlich bin ich stolz darauf, seit vielen Jahren alleine für mich und mein Kind zu sorgen.
»Maja, natürlich weiß ich, dass du gut für dich und Nini aufkommen kannst. Entschuldige bitte, wenn ich mich vielleicht falsch ausgedrückt habe, ich wollte dich nicht verletzen«, Katharina schlägt einen versöhnlichen Ton an, »aber all das hier …«, und sie zeichnet einen weiten Bogen über das große Grundstück, das Haus und die Weinberge, »ist nun einmal Leons Leben. Und du weißt, dass er bereits eine Scheidung hinter sich hat. Ich kann nicht zulassen, dass er bei einer weiteren Scheidung womöglich alles, was wir uns aufgebaut haben, verlieren würde. Sollte es zu einer Hochzeit mit euch beiden kommen …, dann hättest du doch sicher nichts gegen einen Ehevertrag einzuwenden? Ich möchte Leon nicht vorgreifen, aber ich bin ganz sicher, dass er ebenso denkt.«
Ich zwinge mich immer noch zur Ruhe, aber die Worte brennen mir auf der Zunge: »Du hast ganz recht, du solltest Leon wirklich nicht vorgreifen. Im Moment ist jedenfalls von einer Hochzeit absolut nicht die Rede. Und wenn, ja, wenn wir tatsächlich heiraten sollten, dann unterschreibe ich natürlich gerne einen Ehevertrag. Ich heirate nämlich, wenn überhaupt, nur aus einem einzigen Grund – aus Liebe. Und nicht wegen irgendwelcher Weinberge«, antworte ich, und meine Stimme zittert dabei.
»Aus Liebe. Das habe ich auch mal geträumt …, vor vielen Jahren«, sagt Katharina leise. »Doch dann kam Leons Vater. Er war nicht meine große Liebe, doch er hatte Geld … und konnte mir ein sorgenfreies Leben ermöglichen. Meine Eltern waren nämlich arm und konnten sich nichts
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