Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
Bett, denn sie sieht richtig verkatert und verschlafen aus. Dennoch winkt sie mir freundlich zu, und ich winke zurück.
»Ach was, Maja, natürlich kannst du nach Hause gehen. Du brauchst hier nicht zu helfen. Mach dir einen schönen Geburtstag mit Nini. Wir beide holen das nach, einverstanden? Ich bin, ehrlich gesagt, froh, wenn das hier heute vorbei ist. Und keine Sorge, heute tanze ich bestimmt nicht mit einer anderen.« (Was ich mir bei der Blasmusik auch nicht gut vorstellen kann.) Und er zieht mich an sich und küsst mich zärtlich.
Kapitel 13
Das Gewitter
Um ehrlich zu sein, bin ich froh, wieder nach Hause zu kommen. Es war zwar ein herrliches Fest, aber es war doch sehr aufregend, besonders, wenn ich an das Frühstück mit Katharina denke. Dafür habe ich Emily heute von einer ganz anderen Seite kennengelernt, und auch Leon hat sich wie ein Schatz verhalten. Stolz trage ich das schöne Rosengesteck und meine Seal-Konzertkarten nach oben und bin enttäuscht, dass Nini nicht da ist. Ich gehe in mein Schlafzimmer, um mich umzuziehen, und traue meinen Augen nicht. Auf meinem Bett liegen, wunderschön ausgebreitet, das grüne Kleid und ein kleines Päckchen mit einem handgeschriebenen Brief. ›Alles Liebe für die liebste und tollste Mama, die man sich nur wünschen kann‹, und ein Foto von Nini und mir klebt auf dem Papier und ist mit einem Herz umrundet. Ich muss schon wieder schlucken, zum dritten Mal heute, und diesmal kullert mir tatsächlich ein Tränchen herunter, als ich das Päckchen öffne und ein paar zauberhafte grüne Ohrringe darin finde.
»Mama!« Die Tür fliegt auf und Nini kommt hereingestürmt. »Da bist du ja endlich!« Und bevor sie mich umarmen und mir alles Gute wünschen kann, wische ich schnell die Träne weg. ›Sentimentale Kuh!‹, schimpfe ich innerlich mit mir. »Ich bin gestern extra noch schnell zu dem Laden, bevor ich zu Marcus bin, um dein Kleid zu holen. Ich brauchte es wegen der Farbe, um die Ohrringe auszusuchen. Und dann kam ich um halb sechs, um dich damit zu überraschen, damit du dich richtig schick machen kannst, und du warst schon weg …«
»Vielen, vielen Dank, meine Süße.« Kann man sich eine bessere Tochter wünschen?
»Warum seid ihr denn nicht nachgekommen?«, frage ich sie.
»Ach, weißt du, wir waren bei Marcus, und er und ein paar Freunde haben im Garten Gitarre gespielt, und ich dachte, du hast dort sowieso keine Zeit für mich. Ja, und heute hat Marcus ein Tennisturnier, wie hätte ich da nach Hagnau kommen sollen? Sonntags fahren doch die Schulbusse nicht. Da dachte ich, du hast sicher bald die Nase voll von dem Gedönse dort, und ich backe inzwischen einen Kuchen für dich und wir machen es uns schön hier. Dann musste ich feststellen, dass wir keine Eier mehr haben. Deshalb war ich kurz in der Greth und habe dort beim Metzger ein paar gekauft.«
Die ›Greth‹ ist ein historisches, altes Gebäude am Hafen, in dem sich oben ein Kino befindet und unten eine Pizzeria, eine Weinbar, ein Zeitungskiosk, ein Bäcker und ein Metzger, die sonntags immer geöffnet haben. Sehr gut, wenn man so ein Schussel ist wie ich und öfters mal etwas einzukaufen vergisst … Bevor Nini in der Küche verschwinden kann, um den Überraschungskuchen zu backen, klingelt es an der Tür. Mama steht draußen mit einem riesigen Geschenk und einer großen Schüssel selbst gemachtem Kartoffelsalat unter dem Arm.
»Ich dachte, bevor ich lang anrufe, komm ich lieber gleich selbst vorbei«, sagt sie japsend, denn die vielen Stufen zu unserer Wohnung haben sie sehr angestrengt. »Mein Gott, warum musst du nur so weit oben wohnen. Lass dich mal drücken …«, und sie knuddelt mich von Herzen. »Alles, alles Liebe zu deinem Geburtstag. Und dass all deine Träume und Wünsche in Erfüllung gehen mögen. Wobei ich da keinerlei Bedenken habe, dass das nicht der Fall sein sollte …«
Vorsichtig wickele ich ihr Geschenk aus dem Seidenpapier. Sie hat mir ein wunderschönes Bild gemalt, es ist ein riesengroßer Engel in leuchtenden, bunten Acryl-Farben, der ›mich beschützen soll‹. An diesem Bild hat sie sicher sehr lange gesessen, und ich freue mich sehr darüber. Bestimmt wird der Engel über dem lila Sofa ganz toll aussehen. Wir setzen uns auf meinen kleinen Balkon, und ich erzähle ihr von dem Weinfest bei Römfelds und der blöden Anouk, die sich an meinen Leon herangemacht hat. Auch von Emily erzähle ich und dass sie so betrunken war, dass ich sie ins Bett bringen musste,
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