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Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Titel: Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Rath
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habe Mist gebaut. Aber bitte verzeihen Sie mir, ich muss doch meine Tochter ernähren.« Mir wird selbst fast schlecht, weil ich mich so erniedrigen muss.
    »Das hätten Sie sich mal früher überlegen sollen«, sagt er unversöhnlich. »Sie haben mein Vertrauen missbraucht, und ich kann nicht länger mit Ihnen zusammenarbeiten. Sie sind entlassen. Bei Ihren vielen Überstunden steht Ihnen ja noch jede Menge Resturlaub zu. Drei Monate bezahle ich noch Ihr Gehalt weiter, in dieser Zeit finden Sie sicher etwas anderes. Außerdem bekommen Sie natürlich einen Teil der Provision ausbezahlt für die Wohnung, die Sie letzte Woche mit den Interessenten besichtigt haben. Wie es aussieht, werden die wohl kaufen.« Und damit dreht er mir wieder den Rücken zu.
    Tja, das war es dann wohl. So einfach geht das. Mit ein paar Worten ist die Welt nicht mehr dieselbe wie vorher. Aber was habe ich erwartet? Auf keinen Fall, dass mir gleich gekündigt wird. Nach so langer Zeit. Ich reiße mich zusammen und sage so ruhig ich in diesem Moment kann: »Gut, Herr Aschenbrenner, wenn Sie so wollen. Es tut mir zwar schrecklich leid, denn ich habe gern für Sie gearbeitet. Und ich schwöre, dass ich für keinerlei Konkurrenz tätig bin. Ich habe einen Fehler gemacht und ich trage die Verantwortung dafür, aber in all den Jahren, in denen ich für Sie tätig war, habe ich stets mein Bestes gegeben. Doch wenn Ihnen meine Arbeit so wenig wert ist, dass Sie wegen dieses einen Fehlers auf mich verzichten wollen, dann gehe ich jetzt. Viel Erfolg und alles Gute für Sie.« Ich gebe ihm die Hand und verlasse sein Büro. Irma lässt sich nicht blicken, obwohl sie sein Geschrei sicher gehört hat, aber das habe ich auch nicht erwartet. Dann räume ich meine persönlichen Sachen aus dem Schreibtisch und verlasse das Büro, in dem ich so viel Zeit verbrachte. Doch erst, als ich draußen auf der Straße stehe, kommen die Tränen.
     
    *
     
    Was soll ich denn jetzt tun? Ich bin völlig verzweifelt. Die Sonne scheint, aber mir erscheint alles grau und dunkel. Ich bin fast 40 und arbeitslos. In Gedanken sehe ich mich schon am helllichten Tag in einer ausgeleierten Jogginghose mit einer Bierdose auf dem Sofa sitzen, Chips essen und Talkshows gucken. Na, super. Wie konnte ich nur so einen Blödsinn anstellen? Noch nie habe ich so unüberlegt gehandelt. Aber wieso hat der olle Aschenbrenner auch gleich so heftig reagiert? Ob Irma da ein bisschen nachgeholfen hat? Möglich wäre es. Früher wusste er doch immer, dass er sich auf mich verlassen kann. Ich gehe erst mal einen Cappuccino trinken und bestelle mir dazu ein großes Stück Sahnetorte für meine Nerven. Ich weiß gar nicht mehr, wie das ist, wenn man unter der Woche am helllichten Tag in einem Café sitzt, ohne gleich zurück ins Büro hetzen zu müssen. Ich betrachte die vielen Menschen um mich herum, und mir fällt auf, wie viele an einem Montagmorgen bereits unterwegs sind. Das können doch nicht alles Arbeitslose und Rentner sein. Natürlich sind da viele Urlauber, die den schönen Tag genießen und schon früh ein Schiff, z.B. zur Insel Mainau, nehmen wollen. Nach dem Cappuccino und der Torte geht es mir etwas besser. Mir wird schon was einfallen. Pah, wenn er so leicht auf mich verzichten mag, kann ich auch auf ihn verzichten. Gut sogar. Es gibt schließlich noch andere Chefs. Ich meine, ich habe schließlich keine silbernen Löffel gestohlen oder so. Im Gegenteil, ich habe jahrelang treu und brav seine Anweisungen befolgt und seine Launen ertragen. Das kann Irma jetzt tun. Und ich habe noch ein bisschen Zeit, denn mein Gehalt läuft ja drei Monate weiter. In dieser Zeit wird mir schon etwas einfallen. Ich blinzle in die Sonne und fühle mich schon etwas optimistischer.
     
    *
     
    Doch zu Hause fällt mein neu gewonnener Mut wieder in sich zusammen. Ich sehe mich in meiner kleinen Wohnung um und frage mich, ob ich sie mir noch lange werde leisten können. Die Miete ist zwar nicht hoch, aber es sind doch fixe Kosten, die jeden Monat aufgebracht werden müssen. Ich betrachte die liebevollen Geschenke und Karten, die ich gestern bekommen habe, und hänge das schöne Engelbild auf. Der einzige Mensch, der mich jetzt trösten kann, ist meine Mutter, und ich rufe sie an.
    »Mäuschen, was ist denn los, bist du krank?«, fragt sie mich. Normalerweise bin ich um diese Zeit bei der Arbeit und kann nicht bei ihr anrufen.
    »Mama, ich bin …, nein, ich wurde …«, und dann fließen die Tränen

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