Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
und dabei entdeckt habe, dass Emily ein richtiges Händchen für Inneneinrichtung hat. Auch mein Gespräch mit Katharina lasse ich kurz anklingen, und meine Mutter wiegt bedächtig den Kopf.
»Weißt du, ich glaube, sie hat nur Angst um ihren tollen Betrieb. Es gibt heutzutage ja auch so viele Frauen, die die Männer nur heiraten, um sie abzuzocken. Natürlich bist du nicht so, und dein Leon weiß das auch ganz bestimmt. Aber so gut kennt Katharina dich ja nicht, um zu wissen, dass du nicht eine von denen bist.«
Typisch meine Mutter. Immer hat sie für alles und jeden Verständnis. Aber es ist gut, dass sie mir bei diesem Thema zu einem anderen Blickwinkel verhilft, vielleicht habe ich das ja wirklich nur einseitig gesehen. Doch dann kommt sie wieder zu ihrem Lieblingsthema: Steve. Sie zieht eine Geburtstagskarte von ihm an mich aus der Tasche und überreicht sie mir, als wäre es das Wertvollste, was man bekommen kann. Ich muss zugeben, die Karte ist wirklich supernett geschrieben. Steve ruft anscheinend mindestens drei Mal die Woche bei ihr an, und die beiden verstehen sich ausgezeichnet. Er möchte unbedingt, dass sie ihn so bald wie möglich besuchen kommt. Doch ich bin immer noch skeptisch.
»Was ist, wenn er ein Serienmörder ist? Oder verheiratet? Man liest doch oft, dass Frauen auf so Kerle reinfallen …« Insgeheim muss ich an Tim denken.
»Ach, sei doch nicht immer so negativ, Maja«, sagt meine Mama.
»Was soll denn schon sein? Wenn ich dort ankomme und er hat eine Frau, dann gehe ich eben wieder und fliege nach Deutschland zurück.«
»Und wenn er dir ein Messer an die Kehle hält?«, bohre ich weiter, denn sie hat mich nicht überzeugt.
»Warum sollte er sich die Mühe machen und mir Hunderte von Briefen schreiben und mich dauernd anrufen? Dann könnte er doch auf der Straße eine überfallen, wenn er ein Mörder wäre. Maja, du grübelst zu viel. Manchmal muss man die Dinge einfach anpacken und sehen, wie sie sich entwickeln. Sonst kommt man zu nichts. Und du solltest Leon auch nicht mehr so lange zappeln lassen. Er ist wirklich ein guter Mann und …, ehrlich gesagt, du bist auch nicht mehr die Jüngste.«
Das sagt ausgerechnet sie, die mal lustig fast 30 Jahre älter ist als ich und trotzdem vorhat, in einen anderen Kontinent zu fliegen, um einen Mann zu treffen, den sie nur aus Briefen kennt. Und dabei strahlt sie mich so an, dass man ihr Alter wirklich übersieht.
»Sag mal, weiß Steve denn jetzt, wie alt du wirklich bist?«, frage ich sie.
»Äh, nein …«, sie lacht verlegen, »… das hatte ich mir für meinen Besuch bei ihm vorgenommen. Weißt du, wenn ich ihm das jetzt sage, dann denkt er, ich sei so eine olle Gurke, wie so viele andere in meinem Alter. Aber wenn er mich erst mal gesehen hat, merkt er ja, dass ich das nicht bin, oder was meinst du?« Sie grinst mich breit an.
Bevor ich antworten kann, klingelt es schon wieder an der Tür und Eva und ihre Mädels stehen draußen. Sie hat selbst gebackenen Erdbeerkuchen und eine Flasche Holunder-Prosecco dabei und sagt: »Wusst’ ich doch, dass du nicht zum Backen gekommen bist.« Und auch sie drückt mich herzlich. Außer dem Kuchen und dem Prosecco hat sie ein weiteres Geschenk für mich: eine wunderschöne kleine Rosen-Teekanne, die auf einer Rosentasse sitzt. ›Tea for one‹ steht auf der Verpackung, und ich freue mich auch darüber sehr. Nini verschwindet in der Küche, macht Kaffee für alle und verteilt Prosecco-Gläser. Nach dem gestrigen Wein-Konsum überlasse ich jedoch den Hauptteil der Flasche den anderen und beschränke mich aufs Anstoßen. So wird aus dem Tag, der eigentlich richtig bescheiden begonnen hat, doch noch einer der schönsten Geburtstage meines Lebens. Außer Leon sind alle Menschen, die mir wichtig sind, bei mir. Wir zünden viele kleine, bunte Windlichter an und sitzen auf dem winzigen Balkon und später bis nachts in unserem Wohnzimmer, reden, lachen und genießen den Erdbeerkuchen, Kartoffelsalat und den von Nini auf die Schnelle gezauberten Tomaten-Mozzarella-Salat. Leon ruft noch an, um mir zu sagen, dass er jetzt gern bei mir wäre und mich liebt, und ich schlafe zufrieden ein.
*
Am nächsten Morgen gehe ich mit gemischten Gefühlen zur Arbeit. Einerseits bin ich immer noch glücklich, weil meine Lieben mir gestern so einen schönen Tag bereitet haben. Andererseits war die Begegnung mit Herrn Aschenbrenner am Freitag doch etwas unerfreulich. Am besten, ich versuche gleich, ihn
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