Butterschmalz zum Fruehstueck
vor lauter Stelen. Selbstredend ist nur Feuerbestattung möglich, für was anderes ist kein Platz. Wenn der Himmel den Nachteil hat, dass man kein Paradies mit Annehmlichkeiten vorfindet, so ist die Hölle im Gegenzug auch nicht die ewige Verdammnis. Zwar wird man auch wie in der christlichen Hölle gebraten und gepiesackt. Aber wenn die Nachfahren die Seele ordentlich stabilisieren, kann man der Hölle entweichen.
Der Reiseleiter hat noch Geld übrig, also kauft er uns eine Packung Süßigkeiten. Eine Packung für den ganzen Bus. Bohnenmus eingerollt in rohen Reisteig . Der Reisteig fühlt sich glitschig an und wird scheinbar immer mehr im Mund. Die eine Packung reicht für alle, der Reiseleiter sagt, wer nicht artig ist, muss den Rest aufessen. Die Drohung wirkt und wir sind alle artig.
Als Nächstes besuchen wir den Silbernen Tempel, und ich freue mich darauf. Ich erwarte das Gleiche wie im Goldenen Tempel gestern, nur in Silber. Denkste ! Der Silberne Tempel ist aus Holz. Warum er Silberner Tempel heißt, ist unklar.
Neben dem Tempel steht ein Haus, an dem mustergültig alle Elemente eines klassischen japanischen Hauses vorhanden sind. Davor ist ein Steingarten, der, wie sein Name schon sagt, botanisch eher uninteressant ist. Der Kies ist sehr, sehr akkurat gerecht. Daneben gibt es zahlreiche Moosgärten. Bewachsene Steine und Äste. Im dunkelgrünen Hintergrund kommt das bunte Herbstlaub richtig gut zur Geltung. Ein Setzkasten, der dreißig verschiedene Arten Moos beherbergt, belehrt über die verschiedenen Moosarten. Das unattraktivste Moos ist natürlich das, das überall vorkommt und das attraktivste wächst extrem langsam und stellt bei jeder Störung das Wachstum ganz ein. Ein Gärtner pflegt das Moos. Er klaubt mit einer feinen Zange die Blätter heraus, die auf die Moosflächen gefallen sind.
Mittlerweile sind wir alle ziemlich gesättigt vom Besuch so vieler Schreine, aber den Endspurt stehen wir noch durch. Im Heian -Schrein, ganz nach chinesischem Vorbild gestaltet, ist es aus unerfindlichen Gründen ziemlich leer. Eltern bringen ihre Kinder zur Schichi - go - san -Feier, die gefeiert wird, wenn die Kinder jeweils drei, fünf und sieben Jahre alt sind. Die Kinder werden zu dem Zweck mit feierlicher japanischer Kleidung ausstaffiert und bekommen Geschenke. Anhand der im Hof ausgestellten Fotos kann man sehen, dass dieser Schrein für Kinderangelegenheiten sehr beliebt ist, denn auch die shintoistische Taufe findet anscheinend öfter statt.
Damit sind wir vom offiziellen Programm erlöst und dürfen uns nun in den Shopping-Trubel stürzen. Einkaufen ist nicht so mein Ding. Ich bin aber eine ziemliche Ausnahme. Alle anderen kaufen frenetisch los. Doch an einem Punkt wird mir richtiggehend blümerant. So ähnlich müssen sich früher die Bewohner der DDR gefühlt haben, als sie zum ersten Mal in einem westlichen Kaufhaus waren.
Die Lebensmittelabteilung des Edelkaufhauses Daimaru ist atemberaubend! Insbesondere die Abteilung mit den Backwaren hat es mir angetan. Hier hat man die Brot- und Kuchenbäckerei aus Europa noch verfeinert. Wenn deutsche Konditoren sich weiterbilden wollen, müssen sie nach Japan gehen. Die Tortenstückchen sind klein und fein, jedes einzelne ist aufwendig verpackt in tausend Schichten Zellophan und extrem akkurat geschnitten. So kann kein Mensch schneiden und ich frage mich, welche Art von Maschine dafür benutzt wird. Der Belag und die Dekoration der Torten sind äußerst fein, aufwendig und fantasievoll. Es werden richtige Landschaften aus dem Belag geformt. Nüsse, Trockenobst, kandiertes Obst, Sahne, alles wird äußerst ansprechend vermischt und angerichtet.
Eine deutsche Firma mischt mächtig mit und verkauft edel verpackte Baumkuchen bzw. Baumkuchenringe und Frankfurter Kränze mit dem Slogan „wohlschmeckend, weil gesund“. Wenn das stimmt, dann habe ich bisher in meinem Leben etwas ganz Wesentliches missverstanden.
Am Eingang zur Brotabteilung steht ein mindestens zwei Meter hoher Eiffelturm aus Brotteig, und nach diesem Einstieg geht es ebenso unbescheiden weiter. Man nimmt sich ein Tablett und eine Zange. Dann steht man vor krachend vollen Regalen mit schlicht und ergreifend allen bekannten Brotsorten und packt sich das Gewünschte auf das Tablett. Und ja, das Brot gehört auch zu den Dingen, die in Japan teurer sind als bei uns, ebenso wie der Kuchen. Für den Preis eines Stückchens Kuchen bekommt man schon ein ganzes Gericht.
Genau genommen gibt es in
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