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Butterschmalz zum Fruehstueck

Butterschmalz zum Fruehstueck

Titel: Butterschmalz zum Fruehstueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Jursch
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Soraya) Geburtstag feiert. Massen an herausgeputzten Indern sind unterwegs. Die Frauen tragen seidene Saris mit üppiger Goldverzierung, die Männer haben ihre Kurtas , weiße Hosen mit einem knielangen Hemd, angelegt. Es werden Riesenmengen Essen serviert. Die Protagonistin sehe ich schließlich auch. In einem rosa Kleidchen mit auf dem Rücken befestigten Flügeln sieht sie aus wie ein Monsterschmetterling, wie sie wechselnden Erwachsenen mit erstaunlichem Langmut auf dem Arm hängt. Die Prinzessin wird nämlich erst ein Jahr alt.
    Im nicht abgesperrten Bereich des Hotels finde ich ein Restaurant und esse scharfe Krabben mit Zwiebeln und Reis, dazu gibt’s Wassermelonensaft. Danach wäre es eigentlich an der Zeit, mal draußen eine Runde zu drehen, denn das Hotel liegt mitten im Geschehen. Aber es gießt. Ich gehe ins Bett und schlafe gleich ein. Ich wache nur einmal auf, weil die klebrige Feuchtigkeit, die so kennzeichnend für die Tropen ist, es doch noch bis in mein Zimmer geschafft hat. Ich freue mich und schlafe bis zum nächsten Morgen.

7. November 2010

Reduzierter Erholungswert
    Ich telefoniere herum und komme nicht weiter. Dann höre ich, dass ein Extratisch für meinesgleichen aufgestellt worden ist. Das Chaos ist unbeschreiblich. Ich weiß nicht, wie die zwei Leutchen das Durcheinander gemanagt haben, aber für nachmittags beschaffen sie mir einen Flug nach Jakarta. Meine indonesischen Weiterflüge soll ich in Jakarta klären. Jetzt habe ich also paar Stunden Freizeit.
    Um mein Hotel herum lebt das alte Singapur. In dieser modernen, klinisch sauberen Stadt, in der kein Kaugummi auf die Straße gespuckt werden darf, haben sozusagen Biotope für kulturellen Artenschutz überlebt. Und die Arten leben! Ich bin im arabischen Viertel, in dem viele Frauen ihr Gesicht verhüllen. Das wird auch in Singapur mit Sorge betrachtet. Moslems lebten hier schon immer und waren angenehme Zeitgenossen, doch der Fundamentalismus greift auch hier immer stärker um sich.
    Ich will an den Hafen. Dort soll es das angeblich größte Riesenrad der Welt geben. Und den Marina Sands Park, einen Park mit Schwimmbad, der wie ein überdimensionales Brett auf drei Hochhäusern in zweihundert Metern Höhe liegt.
    Es sieht nicht so weit aus, aber eine Einheimische rät mir, nicht zu laufen. Ich schlage den Rat in den Wind, denn die Straßen sind zu toll: Lauter kleine chinesische Reihenhäuschen, es riecht nach exotischen Gewürzen und Räucherstäbchen, altehrwürdige Kolonialhäuser, hochmoderne Wolkenkratzer und eine üppige Vegetation umgeben mich und ich bin glücklich. Ich werde in den Marina Strand Park gehen und dann einen Tee im ehrwürdigen Raffles Hotel trinken. Ich gucke und laufe, aber die Hochhäuser scheinen nicht näherzukommen. Als sie zum Greifen nahe sind, stelle ich fest, dass ich mehrere schmerzende Blasen an den Fußsohlen habe – und dass es außerdem Zeit ist, umzukehren. Ich will den Bus nehmen, kann nicht mehr laufen. Eine Gruppe Einheimischer beratschlagt miteinander, welchen Bus ich nehmen soll. Der Bus kommt. Ich sage dem Fahrer, wo ich hin möchte und er lächelt freundlich. Als er irgendwie abweichend fährt, frage ich nach und stelle fest, dass er kein Englisch kann. Ich steige aus. Und frage mich wieder durch. Es ist ziemlich hoffnungslos. Am besten gehe ich zu Fuß – und das ein bisschen flott. Aua!
    Ich sehe mehrere T-Shirts mit der Aufschrift „ Singapore – a fine city “. Schön doppeldeutig. Die tolle Stadt oder die Stadt der Strafen. Kaugummi auszuspucken oder bei Rot über den Zebrastreifen zu gehen sind Verbrechen, die unnachsichtig verfolgt werden. Aber ein Flyer, den ich irgendwo mitgenommen habe, klärt mich darüber auf, dass Kaugummi kauen keineswegs verboten ist. Und pupsen auch nicht.
    Als ich endlich mein Hotel sehe, komme ich zu einem sehr pittoresken Markt. Ich hatte den ganzen Tag ja keine Zeit, zu essen oder zu trinken. Ich trinke erst Zuckerrohrsaft und dann Kokosnusswasser. Den Essstand , der dazugehört, verschmähe ich, obwohl die Speisen lecker aussehen und sehr dekorativ angerichtet sind, aber es handelt sich um Dinge wie Entenköpfe (mit Schnabel), Entenspeiseröhren, -mägen und -herzen und als Kontrastprogramm Schweineohren, -schwänze und -füße.
    Ich hole mein Gepäck und fahre zum Flughafen. Die Zuteilung der Personen zu den Flügen dauert, sodass ich nicht wie geplant zum Essen komme. Vielleicht hätte ich doch ein Entenkopfbrötchen nehmen sollen? Der Flug nach

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