Butterschmalz zum Fruehstueck
einer Hebebühne Tische. Es ist das einzige Restaurant in Senkang . Das Essen ist ordentlich. Zu trinken nehme ich einen Duriansaft . Wollte ich schon immer mal probieren. Die Durian heißt auch Stinkefrucht. Ich bekomme eine milchige Flüssigkeit, die diskret nach Kotze riecht. Sie schmeckt auch im ersten Augenblick diskret nach Kotze, entfaltet aber einen wunderbaren Nachgeschmack. Ich frage mich nur, ob der Preis für diesen Nachgeschmack nicht zu hoch ist. Später habe ich Aufstoßen, wobei sich der Vorgeschmack ausbreitet. Auch hier: Haken dran und fertig.
Zum Hafen nehmen wir ein Motorradtaxi, weil parkende Autos dort regelmäßig geknackt werden. Überhaupt ist die Verbrechensrate hier sehr hoch. Dann besteigen wir ein sehr schmales, motorisiertes Langboot und flitzen über den See. Aus dem Wasser wachsen Palmen. Bertus sagt, sie wachsen drei Meter unter Wasser und kommen dann erst über die Wasseroberfläche. Ich kann es mir kaum vorstellen. Jedenfalls steht der See voller Palmen, dazu Inselchen aus Wasserhyazinthe. Grüne, handtellergroße Blätter lagern sich zusammen und treiben teppichartig auf dem Wasser. Eine erste Hausbootkolonie ist gleich am Anfang, aber die Häuser wirken verkommen. Dann fahren wir weiter. Ich bin von der Landschaft ganz hingerissen. Hier, mittendrin mit einem europäischen Hausboot ankern, das wär's. Diese Riesenmenge an intakter, unverbrauchter Landschaft, der grenzenlose Himmel mit bombastischen Wolkenformationen nimmt mich völlig für sich ein. Doch meine versonnene Stimmung sieht man mir nicht an. Im Gegenteil: Bertus fragt ängstlich, ob mit mir noch alles in Ordnung wäre.
Die andere Kolonie, die ich sehen soll, existiert nicht mehr. Sie musste aufgelöst werden, weil der See zu viel Wasser führt. Ist mir aber egal, mich interessiert der See und nicht die abgehalfterten Häuser. Eigentlich sollten wir hier übernachten, aber Bertus sagt, er habe das Zimmer noch nicht gebucht. Es gäbe in Senkang nämlich nur ein Hotel, und das wäre so ähnlich wie mein damaliges Zimmer in Makassar. Gut so. Warum soll ich ein schlechtes Hotel in einer hässlichen Stadt nehmen, in der man mich beklauen will?
Also gut, fahren wir nach Makassar! Ich frage, wie lange das dauert. Fünf Stunden. Oh Gott nein! Auf der Karte ist das doch nur ein kleines Stückchen! Der Zeitaufwand für die Streckenbewältigung schockt mich immer wieder.
Wir kommen durch unglaublich schöne Landschaften, in denen ein Religionskrieg tobt. Gemäßigte Moslems gegen Hardliner. In den Städten haben die Hardliner schon das Sagen. Gemäßigte Muslimas tragen den traditionellen Sarong . Das ist ein Wickelrock, der meist mit bunten Mustern bedruckt ist. Er reicht bis zu den Fesseln und wird in der Taille gerafft und umgeschlagen. Dazu gehört eine Spitzenbluse. Fast alle Frauen tragen einen Haarknoten. Die Strenggläubigen verhüllen sich weitestgehend und tragen Kopftücher aus Kunstfaser mit einer Verstärkung aus Schaumgummi um das Gesicht herum, die wie Scheuklappen wirkt. Die ganz besonders Gläubigen tragen eine Art weiße Burka . Das gibt ihnen das Aussehen von Gespenstern. Kleine Mädchen kommen unter den Schleier, sobald sie laufen können. Die Zahl der Moscheen ist riesig. An jeder Ecke steht eine. Das liegt daran, dass jede Familie dazu angehalten wird, eine Moschee zu bauen. Zur Gebetszeit versuchen sich die Muezzine gegenseitig zu übertönen. Schön klingt das nicht in meinen Ohren.
In Senkang und in Makassar sind die Straßenschilder und teilweise Behördenbeschriftungen zweisprachig: Indonesisch und Arabisch. Es gibt aber reichlich Indonesier, denen die Religion zu weit geht und die ihre althergebrachte Lebensweise verteidigen, wo es nicht immer ernst zugeht und auch mal Spaß sein darf. Dort ist die Zahl der Moscheen eher gering, und Stelzenhäuser aus Holz und Bambus, oft umgeben von großen, Schatten spendenden Bäumen, bestimmen das Bild. Als die Sonne untergeht, wird die Landschaft irreal schön. Die Silhouetten der Palmen und der Holzhäuser, die Reisterrassen, all das sieht so wunderbar aus, dass man die Erde für einen friedlichen Ort halten könnte.
Als die Sonne untergegangen ist und Makassar näher rückt, bin ich nur noch genervt. Bertus' Fahrstil geht mir zunehmend auf den Geist. Wir fahren durch steile Berge. Zum Bergauffahren wählt er einen großen Gang und stottert sich hoch, zum Abfahren nimmt er einen kleinen Gang und dreht den Motor hoch, bis er uns fast um die Ohren fliegt. Ich
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