Butterschmalz zum Fruehstueck
die Experten, ob diese ein Boot oder Büffelhörner symbolisiert. An der Giebelseite des Hauses ist immer die Statue eines Büffelkopfes befestigt. Er soll Segen für das Haus bringen. Direkt unterm Dach sind üblicherweise zwei Kampfhähne eingeschnitzt. Sie stehen für Gerechtigkeit. Bevor es Gerichte gab, wurden Konflikte mittels Hahnenkampf entschieden. Da sich alle Parteien dem Kampfergebnis unterworfen haben, muss das ziemlich gut funktioniert haben. Am Pfeiler, der das Dach stützt, werden die Gehörne der bisher geopferten Büffel befestigt. An den Seiten des Hauses werden die Unterkiefer der geopferten Büffel und Schweine aufgehängt. Das soll die bösen Geister fernhalten.
Auf den sattgrünen Feldern sind die Nutztiere zu sehen. Die Büffel sind alle mit einem Strick am Nasenring an horizontalen Seilen befestigt, sodass sie die ganze Zeit den Kopf überstrecken müssen (furchtbar!). Das macht man, damit der Büffel eine stärkere Nackenmuskulatur bekommt, wodurch er wertvoller wird. Damit er in dieser Stellung verharrt, bekommt er sein Futter ins Maul geschoben. Büffel, die den Nacken senken dürfen, um selbsttätig zu fressen, sind die Loser. Mit denen ist kein Staat zu machen. Bei den Hähnen das Gleiche: Wer zu schwach oder zu feige ist zum Kämpfen, darf frei herumlaufen. Die Hühner dürften hier zu den glücklichen Tieren gehören. Sie laufen überall frei herum.
Zurück im Hotel unterhalte ich mich mit einem Touristen. Er war heute beim großen Begräbnis und hatte das zweifelhafte Vergnügen, der Opferung der Büffel beizuwohnen. Das musste alles sehr schnell durchgezogen werden, weil auch die Büffel durch den Stress des Vortages nur noch halblebig waren und unbedingt geschlachtet werden mussten, bevor sie von selbst stürben und ihr Fleisch damit unbrauchbar würde. Mein Gesprächspartner fragt mich, ob ich seine Bilder sehen will. Ich will nicht.
11. November 2010
Bergland, Menhire und trockene Soße
Heute sind Lokalwahlen. Schon gestern trafen zahlreiche Mannschaftswagen der Polizei ein. Das Volk ist ziemlich unzufrieden und es ist davon auszugehen, dass es zu Tumulten kommt, egal wie die Wahl ausgeht. Die Ineffizienz und die allgegenwärtige Korruption nerven die Bewohner. Ich solle mich heute Abend nicht aus dem unmittelbaren Umfeld des Hotels entfernen, schärft mir Daniel ein. Wir fahren in die Berge. Zunächst fahren wir wieder in ein Toraja-Dorf. Auf dem Hauptplatz steht ein Zelt, welches das Wahlamt ist. Eine ganze Reihe Amtsmänner mit einem Stapel Papier und einem Mikrofon sitzen dort. Fast alle Dorfbewohner sitzen rund herum. Nun werden die Wahlnummern aufgerufen, die zuvor vergeben worden sind. Die entsprechende Person geht hin und wählt. Wenn man aufgerufen wird und nicht geht oder gehen kann, dann gibt man keine Stimme ab. Die Wahl ist freiwillig, die Beteiligung lässt zu wünschen übrig. Heute ruht das öffentliche Leben, damit die Leute zur Wahl gehen können, und zumindest in den Dörfern laufen alle zusammen.
Wir kommen an wunderschönen, heilen Landschaften vorbei. Auch interessante Konstruktionen gibt es zu sehen: Kirchen, auf deren Dach ein kleines Toraja-Haus steht. Moderne Häuser, die zumindest an der Frontseite einen Toraja-Giebel haben. Und Gräber. In den Reisfeldern stehen zum Teil riesige Steinblöcke von einem früheren Vulkanausbruch. Diese sind ausgehöhlt und als Grabkammern verwendet worden. Auch wenn der Tote schon sehr lange tot ist, teilweise über hundert Jahre, wird er durch Opfergaben bei Laune gehalten und so sieht man auch an zerfallenen Gräbern frische Getränke oder Betelnüsse oder andere gute Dinge. Wenn man seine Toten nicht würdig bestattet und danach nicht weiterhin für ihr Wohlergehen sorgt, werden deren Geister immer Ärger machen. Muss ein anstrengendes Leben sein …
Wir sind schließlich in Batu Tumonga . Für die zweiundzwanzig Kilometer haben wir zwei Stunden gebraucht. Von Batu Tumonga kann man das ganze Tal bis Rantepao überblicken. Die Berge umschließen das Tal halbkreisförmig. Zum Süden hin ist die Landschaft flach und man kann ewig weit gucken. Reisterrassen bestimmen weitgehend das Bild. Dazwischen immer wieder mal ein grasender oder badender Büffel und eine Ansammlung von Toraja-Häusern. Die Vegetation hat gewechselt. Palmen und Bananen sind weitestgehend verschwunden, dafür haben wir es jetzt mit Kiefern, Kaffee und Teak zu tun. Angeblich wird hier nachhaltige Waldwirtschaft betrieben, und für südostasiatische
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