Butterschmalz zum Fruehstueck
Chili-Knoblauch-Soße, verschiedenen Kräutern und Kohl, der aussieht, als würde er weiteres Leben in sich bergen.
Dann machen wir uns auf den Weg zum Goldenen Felsen, dem zweitwichtigsten Heiligtum der Burmesen nach der Shwedagon -Pagode. Der Verkehr ist chaotisch und aggressiv. In Burma herrscht Rechtsverkehr, gleichzeitig haben die meisten Autos das Steuer rechts, d.h. der Fahrer muss mit maximaler Unübersichtlichkeit leben. Gebremst wird nie, für niemanden. Die Fahrzeuge hupen sich den Weg frei und geben Vollgas.
Wir sind zwanzig Leute. Um uns kümmern sich ein deutscher Reiseleiter, der örtliche Reiseleiter Ko Ko , zwei Busfahrer und ein Helfer. Diese fünf Leute passen auf, dass wir immer heil über die Straße kommen. Der Bus ist klimatisiert – fast ein Eisschrank. Fast alle haben Jacken an und beschweren sich. Aber der Reiseleiter behauptet, die Klimaanlage könne man nicht kleiner stellen. Auch wenn ich bei Affenhitze ein kühles Lüftchen schätze, halte ich Klimaanlagen im Grunde für eine verfluchte Erfindung und – das sei vorausgeschickt – von dieser Meinung bin ich auch während der ganzen Reise nicht abgerückt. Nur eine abgeschaltete Klimaanlage ist eine gute Klimaanlage. Ich bin sauer. Ich muss meine dicke Fleecejacke tragen. Doch irgendwann siegt die Sonne und es wird im Bus so warm, dass wir die Jacken ausziehen können. Halleluja!
Wir halten bei einer Töpferei. Kleine, zarte Frauen formen in rasantem Tempo mithilfe einer manuell betriebenen Drehscheibe riesige Tonkrüge, die als Wasserbehälter und als Vorratsgefäße verwendet werden. Diese werden gleich vor Ort verkauft, ebenso wie der Skorpionschnaps . In jeder Flasche befinden sich dekorativ drapiert zwischen Fruchtschnitzen zwei große Skorpione. Der Schnaps soll furchtbar schmecken, hat aber zweifellos hohen dekorativen Wert. Die Leute sind sehr nett und die Kinder möchten unbedingt fotografiert werden. Dann muss man ihnen das Bild zeigen und sie lachen sich tot.
Mittagessen. Heute ist der Teufel los, weil Weihnachten ist. Die Buddhisten feiern gern und nehmen alles mit, was sich bietet. Deswegen ist auch hier heute Feier- und Wallfahrtstag. Wir essen in einem großen Ausflugslokal. Für uns wurde vorab Huhn mit Reis bestellt, aber wer will, kann auch ortsüblich essen. In der Küche sucht man sich aus zahlreichen Töpfen das aus, was man möchte, dazu gibt es Reis. Ich nehme Königskrabben mit Zwiebeln. Es gibt dann noch einen Teller mit Rohkost. Kohl, Pomeranzenblätter, andere, aromatische Kräuter, winzige, weiße Auberginen, die mir gar nicht schmecken und Würfelchen von etwas, das so ähnlich wie Ingwer ist.
Wir fahren weiter, in die Berge. Auf der Straße kommt uns ein steter Strom von Lastern entgegen, die mit feinstem Tropenholz beladen sind. Die Wiederaufforstung erfolgt deutlich sichtbar mit Eukalyptus, der schnell wächst und die Böden nachhaltig zerstört. Die Wiederaufforstung könnte ein übler Etikettenschwindel sein. Der arglose Verbraucher fühlt sich gut, weil er Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft kauft. Dass die Tropenriesen durch Eukalyptus ersetzt werden, sagt einem keiner. Der Tausch von Glasperlen gegen Gold findet hier seine Fortsetzung.
Bald sind wir so weit in den Bergen, dass unser Bus nicht weiter fahren kann. Hier befindet sich der Umsteigebahnhof für die Gläubigen. Alle Busse halten hier und die Menschen steigen in Pritschenwagen ein, wo sie auf Querbalken dicht an dicht sitzen. Diese Fahrzeuge fahren halsbrecherisch die steile und kurvenreiche Straße hoch. Dort, wo diese Straße aufhört, liegt unser wunderschönes Hotel. Und von dort aus ist es noch ein dreiviertelstündiger Fußmarsch über einen ätzend steilen Weg zum Goldenen Felsen. Oder man lässt sich mit der Sänfte hochtragen, wozu unser Reiseleiter dringend rät. Wir sollten europäische Befindlichkeiten beiseitelassen. Die Sänftenträger haben keinen anderen Beruf und sind auf Einnahmen angewiesen. Aber sich sanft schaukelnd hochtragen lassen und Menschen als Lasttiere missbrauchen? Ein absolutes Unding für mich! Wenn die Männer aber heute keinen Auftrag kriegen, haben sie in den nächsten Tagen nichts zu essen. Nichts ist schlimmer für sie, als ihre Verdienstchancen im wahrsten Sinne des Wortes an sich vorbeilaufen zu sehen. Noch ein absolutes Unding! Ich entscheide mich für das Unding Nummer eins und beschließe, mich tragen zu lassen. Doch als ich die Sänftenträger sehe, wird mir ganz anders. Das sind alles
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