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Butterschmalz zum Fruehstueck

Butterschmalz zum Fruehstueck

Titel: Butterschmalz zum Fruehstueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Jursch
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Mönche erschossen. Der Mann mit dem Decknamen „Sieg“ ist Anwalt und hat fünfunddreißig Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht, davon viele Jahre in Dunkelhaft. Der Herr mit dem Decknamen „Freiheit“ erzählt von Mord, Totschlag und Folter. Alle sagen sie, dass die jetzige Regierung lügt und dass die derzeitige Öffnung ein Strohfeuer sei. Dass die Militärs sich beim Westen lieb Kind machen wollen, im Grunde aber ganz genau wissen, wie sie das Volk unter Kontrolle halten können. Sie erwarten, dass es noch gewaltig knallen wird und meinen, dass die Methoden jetzt subtiler, aber nicht minder wirksam sind. Schildern mir, dass das Volk durch und durch traumatisiert ist. Dass die Gesichter der Burmesen lächeln, während ihre Herzen weinen.
    Dennoch: Vor Kurzem wäre Herr Sieg ins Gefängnis gekommen, wenn er einem Ausländer erzählt hätte, dass er unzufrieden ist. Insofern ist das ein riesiger Fortschritt. Burma ist ein Vielvölkerstaat, und wie so eine Sache ausgehen kann, wenn es keinen großen Vereiniger gibt, weiß man. Ob nicht Aung San Suu Kyi diese Figur wäre?
    Nein, die Dame erfülle eine Alibifunktion. Man habe sie freigelassen, um das Volk zu beschwichtigen. Gleichzeitig habe man ihr die Flügel gestutzt. Man wird ihr Aufgaben übertragen und dafür sorgen, dass sie sie nicht erfüllen kann. Nachdem man sie nicht vergessen machen konnte, soll sie nun im In- und Ausland demontiert werden. Aung San Suu Kyi wird übrigens nie ein höheres Amt bekleiden können. Sie war mit einem bereits verstorbenen Engländer verheiratet und hat zwei Söhne mit ihm, die Engländer sind, da ihnen die burmesische Staatsbürgerschaft zwangsweise entzogen wurde. Nun haben die Militärs kurz vor der Wahl ein Gesetz herausgegeben, das Burmesen mit ausländischen Kindern aus verschiedenen Schlüsselpositionen fernhält.
    Ich laufe durch die Stadt zum Gruppentreffpunkt zurück. Man sieht hier viele Leute mit einer weißen Paste im Gesicht. Das ist Thanaka , eine Pflanze, die als pflegend gilt. Man lässt den Saft antrocknen. Das gilt allgemein als schön. Auch weiße Haut gilt als schön und in den Städten sieht man viele Werbeplakate für Bleichcreme.
    Der Tourismus wird nach Kräften gefördert, um dem Land Einnahmen zu verschaffen. Die derzeitige Situation ist etwas ungut. Es gibt vielfach zwei Preislisten: Für Einheimische und für Ausländer, wobei alles für Ausländer viel teurer ist. Außerdem haben die Banken angeblich kein Kleingeld. Die kleinste Einheit, die Banken ausgeben, ist ein 5000-Kyat-Schein, was etwa fünf Euro entspricht. Viele Händler haben angeblich kein Wechselgeld, und so zahlt man häufig zu viel. Mir waren die Burmesen als bescheidene Menschen beschrieben worden, doch diejenigen, die sich ein Geschäft vom Tourismus erwarten, sind recht aufdringlich.
    Nachmittags waren wir in der U Zina-Pagode, die so heißt, weil Herr U Zina sie hat renovieren lassen. Dort steht eine imposante Siegessäule, die Siegessäule des Geistes, auf welcher der mythologische Schwan Hamsa als Verkörperung der Seele sitzt. Außerdem sehen wir eine Darstellung der acht buddhistischen Wochentage Montag, Dienstag, Mittwochvormittag, Mittwochnachmittag, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag mit ihren jeweiligen Symboltieren.
    Das, was ich an den Pagoden als unharmonisch empfinde, hat eine einfache Erklärung. Jegliche Eingriffe an den Pagoden führen zu Bonuspunkten für das nächste Leben. Wenn die Pagode erst mal steht, kann jeder Gläubige sie nach Lust und Geldbeutel verschönern. Da jeder Gläubige einen anderen Geldbeutel und einen anderen Geschmack hat, kommen Dinge heraus, auf denen das westliche Auge mit gewissem Unbehagen ruht, weil manches stilistisch nicht zusammenpasst. Zum Schluss sind wir noch in der Mahamouni -Pagode, die einen wunderbaren Blick auf die Stadt bietet und wo wir einen tollen Sonnenuntergang erleben.

27. Dezember 2012

Einsiedler, Prinzen, Geister
    Weil wir eine so disziplinierte und interessierte Gruppe sind, gibt es einen Bonus. Allerdings heißt das, um fünf Uhr aufzustehen. Wir besuchen einen Mönch in einer Einsiedelei, einen Freund von Ko Ko . Jeder Buddhist muss einmal in seinem Leben Mönch bzw. Nonne gewesen sein, und sei es nur für eine Woche. Nicht wenige bleiben dabei, denn sie haben dann ein strenges, aber materiell gesichertes Leben und lernen zudem noch lesen und schreiben. Die Mönche ziehen mit ihren Opferschalen bettelnd um die Häuser. Sie bekommen Essen von der

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