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Butterschmalz zum Fruehstueck

Butterschmalz zum Fruehstueck

Titel: Butterschmalz zum Fruehstueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Jursch
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kleine, junge, zarte Männer, bis auf einen, der schon etwas älter ist. Sehr faltig, resignierte Augen und kaum noch Zähne. Vielleicht ist er noch gar nicht so alt. Vielleicht lässt einen die Arbeit alt aussehen. Und die wollen zu viert die vergleichsweise fetten Europäer diesen abartig steilen Berg hochtragen? Die Sänftenträger in ihren Flip-Flops laufen den Berg jedoch wesentlich flotter hoch als unsereiner ohne jede Belastung. Obwohl die Sänfte sehr bequem ist und ich froh bin, dass der Aufstieg mir bei dieser Hitze erspart geblieben ist, genieße ich die Sänfte nicht. Sänfte kommt von sanft. Weil man sehr bequem halb liegend in diesem Ding Platz nimmt, das angenehm schaukelt. Getragen von lauter jungen Männern, die nichts lernen und sich die Gesundheit frühzeitig ruinieren. Außerdem nimmt ihnen ein anderer Mann gleich ein Viertel ihrer Einnahmen ab. Mit ein bisschen Glück ist das der Sänftenbesitzer, mit ein bisschen Pech ein Schutzgelderpresser. Plötzlich finde ich meine alltägliche Mühsal gar nicht mehr schlimm.
    Den Goldenen Felsen hat ein Gott mit einem einzigen Kontaktpunkt auf einen anderen Felsen gesetzt, und nur zwei Locken Buddhas verhindern, dass dieser Riesenbrocken vornüber kippt. Männer dürfen ihn berühren, Frauen nicht, weil diese inkarnationsmäßig auf einer viel zu niedrigen Stufe stehen. Damit eine Frau als Mann reinkarniert , muss sie zu Lebzeiten schier Unglaubliches leisten. Immerhin darf meine Wenigkeit um den Felsen herumgehen, und dabei sehe ich eine Schlange. Schlangen bringen Glück, und eine Schlange an so einem magischen Ort bringt Superglück. Außerdem ist sie nicht giftig, weil sie einen langen Schwanz hat. Giftschlangen sind kurzschwänzig . Aber wo fängt man an, den Schwanz einer Schlange zu messen?
    Das Gewusel am Goldenen Felsen ist unwahrscheinlich. Wir Ausländer erregen großes Aufsehen und viele Leute möchten uns fotografieren. Die einheimischen Gläubigen kampieren in provisorischen Zelten, vor denen Garküchen aufgebaut sind. Fliegende Händler preisen ihre Ware. Um den Felsen herum ist eine Ministadt, prallvoll mit Leben, entstanden. Wenn man dreimal pro Jahr zum Goldenen Felsen pilgert, wird man mit Ruhm und Wohlstand bedacht. Das sind zwar keine klassischen buddhistischen Werte, aber sie werden gern genommen.
    Wir erleben noch einen sensationellen Sonnenuntergang, dann geht's wieder runter zum Hotel. Dort feiern wir gemütlich zusammen Weihnachten mit lamettageschmückten Ananassen und Mandalay-Rum aus Nordburma, der erstaunlich mild und gut schmeckt. Doch allzu spät wird es nicht, denn der Tag war voller mächtiger Eindrücke und am nächsten Morgen ist um sechs wieder Weckzeit .

25. Dezember 2012

Landleben pur
    Im Morgengrauen verlassen wir das Hotel. Wir haben alle leichtes Gepäck, also ist der Abstieg kein Problem. Ein Gepäckträger mit seiner Kiepe ist da und seine Enttäuschung ist spürbar, als wir alle ablehnen. Also lasse ich tragen, obwohl ich mir wie eine koloniale Memsahib vorkomme. Wieder fahren wir mit dem Pritschenwagen ins Tal. Unser Fahrer ist extrem vorsichtig. Dann fahren wir mit unserem Bus zu einer Gummiplantage. Die Landschaft öffnet sich immer mehr, der Blick wird weiter. Reisfelder wechseln mit Gummibaumplantagen, indigofarbene Berge zeichnen sich im Hintergrund ab. Gummibäume werden großflächig angebaut. In den Plantagen arbeiten Strafgefangene und wir sehen einen Trupp, der von Uniformierten begleitet wird. Der Gummibaum wird kunstvoll angeritzt, sodass die richtige Menge Pflanzensaft herausfließt. Der Saft wird gesammelt und in Wannen gegeben, wo er an der Luft eine puddingartige Konsistenz bekommt. Dieser Pudding wird zu einem Rechteck gezogen und geknetet und dann mehrfach gewalzt, bis er die Größe eines Badezimmerteppichs hat. Dann lässt man ihn an der Luft trocknen, wobei er schrumpft. Wenn er trocken ist, wird er zwecks Haltbarkeit geräuchert, sozusagen Vulkanisierung light. Dadurch bekommt er eine schmutzigbraune Farbe. Die schmutzigbraunen Matten werden wieder zum Trocknen an die Luft gehängt und gelangen nach der Trocknung in den Verkauf.
    Wir kommen nach Thaton und besuchen die städtische Pagode. Dort kann man einen Vogel aus einem übelst überfüllten Käfig kaufen und ihm die Freiheit schenken, das soll gutes Karma geben. Wie in jeder Religion darf man die Ursachen fürs Übel nicht ausrotten, denn wie sollen sich die Gläubigen sonst noch edel gebärden können?
    Im offensichtlich einzigen

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