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Butterschmalz zum Fruehstueck

Butterschmalz zum Fruehstueck

Titel: Butterschmalz zum Fruehstueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Jursch
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arbeitenden Bevölkerung und meditieren und beten dann für diese mit. Ihr Leitsatz lautet „Alle Wesen sollen glücklich sein“ und sie praktizieren die Mitta , die wohlwollende Liebe.
    Wir fahren mit dem Bus bis zu einer Schotterpiste an einem Steinbruch. Dort wird der Stein von Hand gebrochen und mithilfe von Holz gesprengt, das trocken in Bohrungen gesteckt und dann befeuchtet wird, bis es den Stein platzen lässt. Ein Kohlenhändler, ein Freund von Ko Ko , stellt seinen altersschwachen, geländegängigen Kleinlaster für jene zur Verfügung, die nicht gut zu Fuß oder einfach faul sind. Wir müssen nämlich eine Weile laufen.
    Wie lange? Zehn Minuten, eine Stunde? Eine Weile eben.
    Wie weit? Ein Kilometer oder fünf? Eine Strecke halt.
    Mit unserer Art, Strecken und Zeiten in messbare Einheiten zu zerhacken, können die Menschen hier nicht wirklich etwas anfangen. Ich fahre mit dem Laster, was sich als völlig unnötig herausstellen sollte, da der Fußmarsch tatsächlich nur eine Viertelstunde gedauert hätte.
    Einsiedlermönche gehen in die Natur und kommen ins Dorf betteln. Wenn sie der Bevölkerung zu Glück verhelfen, kommen stattdessen die Leute zu ihnen, versorgen sie und bauen ihnen ein Kloster. Ko Kos Freund ist seit fünfunddreißig Jahren Mönch: zwanzig Jahre im Kloster und fünfzehn Jahre als Einsiedler. Er hat es spartanisch im Urwald, aber alles, was er braucht, ist da. Das Wasser einer nahen Quelle wird durch Rohre an sein Holzhaus herangeführt, und so hat er ein Wasserbecken zum Kochen, noch eines zum Waschen und ein Drittes für die Toilettenspülung. Er hat eine sehr einfach eingerichtete Küche und ein Schlafzimmer mit einem Bett. Auf einem Regal stehen seine Habseligkeiten: ein paar Bücher, ein paar Bilder, ein Wecker und eine Taschenlampe. Wie alle Burmesen ist er wild aufs Fotografiertwerden , und so gibt es dann ein Gruppenbild mit Mönch. Es werden Spenden gesammelt. Aber dieser Mönch ist besonders rein und möchte mit Geld nichts zu tun haben. Die Scheine werden ihm deshalb in einem Briefumschlag gereicht, die er somit ohne das Geld zu berühren an die Bedürftigen weitergeben wird.
    Wir fahren weiter in die Stadt Bago . Auf dem Weg kommen wir an mehreren interessanten Vorkommnissen vorbei. Wir sehen einen Mönchszug am Straßenrand, der seine Reisgaben entgegennimmt und es findet eine Prinzenwerdung statt. Kleine Jungen, die Mönche werden wollen oder sollen oder wollen sollen, vollziehen Buddhas Lebensweg nach, und genauso wie dieser werden sie erst zum Prinzen, bevor sie Mönche werden. Der Zug sieht endlos aus. Zu Gongschlägen und Musik ziehen erst Männer mit weißen Hemden vorbei, die gelbe Blumensträuße in den Händen halten. Ihnen folgen Frauen in Festtagskleidern, die Körbe mit Opfergaben auf dem Kopf tragen. Eine lange Prozession von festlich gekleideten Männern und Frauen trägt nun Sträuße der verschiedensten Blumen. Es folgt eine Gruppe Frauen, die Kissen tragen. Anschließend kommen Personen mit eingerollten Teppichen. Grazile Frauen in schönen Kleidern tragen Blumentöpfe mit Grünpflanzen auf dem Kopf. Und dann kommen sie: sieben Prinzchen . Der älteste Prinz dürfte in die Pubertät kommen, aber die Kleinsten können sich kaum auf den Pferden halten. Sie tragen golden glänzende Anzüge mit steifen Epauletten, die wie eine Andeutung von Flügeln wirken. Dazu eine goldene Mütze, an deren Rückseite eine Art Fächer absteht. Jeder von ihnen sitzt auf einem weißen Pferd, das mit bestickten Decken und bunten Troddeln geschmückt ist. Die Pferde werden geführt und neben jedem Prinzen läuft ein Diener mit einem Schirm. Es folgt ein Wagen, von dem laute burmesische Popmusik erklingt. Dahinter tanzt das burmesische Jungvolk, überwiegend in Jeans und T-Shirts gekleidet. Wir stehen artig am Straßenrand, aber sie packen uns und fordern uns zum Mitmachen auf. Bald tanzen wir alle.
    In Bago besuchen wir die wichtigste Pagode der Stadt. Anschließend suchen wir den Liegenden Buddha auf, auf dessen Rückseite seine Geschichte erzählt wird. Um die Pagode herum herrscht ein unwahrscheinliches Gewusel, die örtlichen Händler überrennen und übervorteilen uns. Weiter geht die Fahrt nach Yangon . Wir kommen an einem Friedhof vom Zweiten Weltkrieg vorbei. Hier liegen 27.000 alliierte Soldaten, die hauptsächlich im Kampf gegen Japan gefallen sind.
    Nächste Station ist ein Nat -Schrein. Nats sind Geister eines animistischen Glaubens, der parallel zum Buddhismus

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