Butterschmalz zum Fruehstueck
existiert. Ein Nat ist ein Geist, der nicht geschmeidig in den Wiedergeburtszyklus eintreten konnte und deshalb noch auf Erden ist. Wenn man nicht nett zu ihm ist, kann er sehr unangenehm werden. Bei guter Behandlung leistet er aber wertvolle Dienste. Dieser Nat wohnt nun in einem Baum. Dort hängt ein kleiner, liebevoll geschnitzter Altar mit einer Puppe und mehreren Vasen mit frischen Blumen. Von dort wirkt der Nat begünstigend auf den Straßenverkehr. Wenn man ein neues Fahrzeug kauft, lässt man es von diesem Nat segnen.
In Yangon geraten wir in einen Stau, der mit dem Verkehrsstillstand jeder Weltstadt mithalten kann. An diesem Abend holen wir unseren Folklore-Abend nach. Die Halle ist eher ungemütlich, die Kostüme hingegen sind wunderschön. Prächtig bestickte Seidenstoffe. Die Musik hingegen ist nichts, was ich auf Dauer haben muss. Die ganze Veranstaltung wirkt auf mich steril. Erschlagen kommen wir im Hotel an und ich muss feststellen, dass ich das Netzkabel für alle meine Ladegeräte in Mawlamyine zurückgelassen habe. Super! Zwar sind wir in Buddhas Heimat, zumindest aus Sicht der Burmesen (Buddha ist zwar in Nepal geboren, doch seine Familie kam aus Burma), doch von buddhistischer Gelassenheit bin ich Lichtjahre entfernt. Dafür ist der westliche Stress umso präsenter. Theoretisch sollte ich mich in Gelassenheit üben, da ich es sowieso nicht ändern kann. Aber ich schlafe mit einem erhöhten Adrenalinpegel ein.
28. Dezember 2012
Hahnenkampf und Buddhas Brille
Heute geht es mit unserem gruppeneigenen Bonusprogramm weiter, deswegen müssen wir um halb sechs aufstehen. Die Klimaanlage im Bus spinnt wieder und wir bibbern trotz unserer Jacken. Wir fahren in die Gemeinde Zigon , wo Ko Ko Verwandtschaft hat. Wir haben Glück, das Militär hält uns nicht auf, denn eigentlich darf kein Bus die zuvor genehmigte Reiseroute verlassen.
Zunächst gehen wir auf den Viehmarkt und sehen, wie Rinderherden den Besitzer wechseln. Es schließt sich ein kleiner Marsch durch den Urwald über eine bedenklich schwankende Holzbrücke an, dann sind wir im Dorf von Ko Kos Verwandtschaft und werden mit allen Ehren empfangen. Der Dorfteich ist total vermüllt , ansonsten ist es beeindruckend sauber und ordentlich. In einem typischen Haus, das aus Holz und Bambus besteht, befindet sich die Schlafecke, das Reislager, die Küche und, nur durch eine durchbrochene Bambuswand getrennt, der Rinderstall. Die Wasserstelle mit Waschutensilien ist vor dem Haus, das Klohäuschen hinter diesem.
Zu unseren Ehren wird ein Hahnenkampf veranstaltet. Das hat schon vorab Diskussionen gegeben. Das ist eine große Ehre, die wir zwar alle ausschlagen wollen würden, aber der Höflichkeit halber gebührend akzeptieren müssen. Wir sollen zugucken und Freude heucheln. Ko Ko verspricht, dass es keine Messer und keine Toten gibt. Trotzdem gehen die Viecher ganz schön wüst aufeinander los und bluten nach dem Kampf stark. Während des Kampfes werden die Hähne immer wieder mit Wasser besprüht, damit sie keinen Herzinfarkt bekommen. Dazu nimmt der jeweilige Besitzer einen ordentlichen Schluck Wasser und spuckt ihn sachte über seinen Hahn.
Als Nächstes fahren wir zum Brillen-Buddha in die Shwemyetman -Pagode. Eine riesige Statue trägt eine enorme Brille. Die erste Brille war aus sechs Kilo reinem Gold und wurde geklaut. Die Zweite besteht aus bedeutend weniger Gold und ist eingemauert. Ein Prinz, so sagt man, hat durch Buddha wieder sehen können und Buddha daraufhin eine Brille gespendet. Es sind auch viele Brillen da, die die Gläubigen dank Buddhas Kraft abgelegt haben.
Wir kommen nach Pyay , wo wir über Nacht bleiben werden. Dort besuchen wir die Shwe Sandaw Pagode, bei der einem vor dem vielen Gold die Augen übergehen. Das ist der buddhistische Ablasshandel: Wenn man eine Pagode überreich mit Gold ausstattet, bekommt man Minuspunkte aus dem Karmakonto gestrichen. Hinter jeder prachtvollen Pagode stecken also üble Sünder. Wir besuchen noch zwei Pagoden aus Urzeiten, ganz aus Ziegelstein, und schauen uns die Überreste der Stadt Sri Ksetra an. Darum herum scheint die Zeit stehen geblieben. Die Bauern bearbeiten ihre Felder ganz gemächlich mit Ochsen. Es ist vielleicht nicht idyllisch, aber es sieht idyllisch aus.
Dann kommen wir in unser Hotel. Es ist ein Traum: Lauter überm See gebaute Hütten, durch Stege miteinander verbunden. Bis jetzt also alles bestens, bis auf diesen einen verdammten Meter Kabel, den ein Zimmermädchen in
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