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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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ließ mich durch. »Sie ist da drin.«
    »Wie bitte?«
    »Ihre Freundin.«
    »Oh. Danke schön.«
    »Halt.« Seine Hand landete schwer auf meiner Schulter. »Ausweis?«
    »Ja, hab ich …« Ich holte meine Brieftasche hervor, suchte den Führerschein und wartete, während er mein Geburtsdatum inspizierte. Dann drückte er einen fetten roten Stempel auf meine Hand: UNTER 21.
    »Keinen Alkohol. Und an der Bar dürfen Sie auch nicht sitzen.«
    »Geht klar.«
    Ich trat ein.
    ***
    Hier drinnen war alles anders. Klang, Geruch, Licht, Musik. Lauter exklusiv wirkende Leute drängelten sich an der Bar, Erwachsene, Schickimickis, Jetsetter. Ich ging unter einem Sturmstummer Bilder hindurch, die von einer ganzen Wand voller Sechzig-Zoll-Flachbildschirme ausgestrahlt wurden, auf denen ausschließlich Sport lief. Vor mir hingen weiße Schaukelstühle mit dottergelben Polstern von der Decke, die wie riesige hartgekochte Eier aussahen. Die schönsten Frauen, die ich je in meinem Leben gesehen hatte, saßen darin, baumelten mit den Beinen und nippten an Champagnergläsern. Männer in Anzügen, Riesenschränke mit Sonnenbrillen, die wie professionelle Basketballspieler aussahen, noch mehr wunderschöne Frauen, Singles, Hipster und Nachtschwärmer hatten sich um die marmornen Tanzflächen und die Treppen gruppiert.
    Ich stand ein wenig blöd herum, dann entdeckte ich Gobi hinten an einem Tisch. Ich ging zu ihr, während ich mir zusammenzureimen versuchte, was sie in Gottes Namen in dieser Nobeldisco wollte.
    »Wie hast du uns hier reingebracht?«
    »Setz dich.« Sie schob ein hohes Glas in meine Richtung, ohne mich anzusehen. »Ich habe dir eine Cola bestellt.«
    »Danke.«
    »Ich bin gleich wieder da.«
    »Gobi, wart doch mal –«
    Aber sie war schon wieder weg, diesmal in Richtung Toiletten. Ich schlürfte meine Cola und versuchte so auszusehen, als würde ich edlen Cognac trinken. Ich hatte keine Ahnung, wie sie uns Zutritt zu diesem Laden verschafft hatte oder was als Nächstes kommen würde, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, als wäre ich von meinen Sinneseindrücken abgeschnitten. Alles schien echt und unwirklich zugleich zu sein. Mittlerweile war es schon nach halb zehn, fast zehn. Wahrscheinlich würde ich es immer noch rechtzeitig zum Soundcheck nach Downtown schaffen,wenn ich jetzt die Zehn-Dollar-Cola bezahlte und wir die Biege machten. Solange nichts Dummes dazwischenkam.
    Ich holte das Handy raus und sah noch mal nach, wie spät es war. Gobi war schon ewig weg. Drei wichtig aussehende Wall-Street-Typen an der Tür guckten in meine Richtung, als ob sie gleich rüberkommen und fragen würden, ob sie den Tisch haben konnten. Ich blickte hilfesuchend in Richtung Toilette – und sah eine schlanke junge Frau in einem hautengen schwarzen Minikleid und cooler Sonnenbrille direkt auf mich zukommen. Unter dem seidigen Stoff, der endlos dehnbar zu sein schien, schwenkte sie die Hüften wie ein Metronom. Ihr Lippenstift war so rot, dass er geradezu die Luft durchschnitt.
    Sie ließ ihre Tasche neben meinem Glas auf den Tisch plumpsen. »Ich hab’s mir anders überlegt«, sagte sie. »Lass uns gehen.«
    Ich starrte sie an. »
Gobi?
«
    »Hol das Auto.«
    Ich glotzte sie immer noch an, während meine grauen Zellen verzweifelt das zu verdauen versuchten, was meine Augen ihnen übermittelten. Es war Gobi. Aber sie war es auch
nicht
. Das Schwammige, die bleiche, picklige Haut, die fettigen Strähnen – alles weg. Alles an ihr war klar und deutlich, glatt und sauber. Sie hatte ihren borstigen Dutt aufgemacht; ihre karamellbraunen Locken bauschten sich um Gesicht und Schultern. Der schmale, geschmeidige Körper, den sie unter vierzig Pfund osteuropäischer Wolle versteckt gehalten hatte, war direkt vor mir und wölbte das Kleid an den richtigen Stellen. Man konnte fast die Nähte platzen hören, wenn sie atmete. Die einzige Gemeinsamkeit mit dem Mädchen, das auf der Toilette verschwunden war, war das Kettchen mit dem halben Herzen, das immer noch an ihrem Hals baumelte.
    »Was ist denn mit dir passiert?«
    Sie schob die Sonnenbrille auf die Nasenspitze und sah mich mit zwei Augen an, deren stechend grüne Farbe wie Peroxid ätzte. »Du starrst mich an.«
    »Tut mir leid, aber, äh … ja.«
    »Ich bezahl dein Getränk. Wir treffen uns draußen.« Sie nahm ihre Tasche und warf einen Blick nach vorn, wo in Eingangsnähe mehrere nach Vorort aussehende Männer mit Anzügen, angeklatschten Haaren und Drinks in der Hand neben Frauen in

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