Bye Bye, Crazy Chick
meinen Mut zusammengenommen, mich in die Garage geschlichen und reingesetzt hatte. Meine Finger tasteten immer noch suchend über das Türinnere, als ich merkte, wie sich etwas Hartes, Warmes in meine rechte Schläfe bohrte. Ich roch heißen Stahl und Schießpulver aus direkter Nähe.
»Weißt du noch, wie du mir bei der PowerPoint-Präsentation für Mr. Wibberlys Wirtschaftskurs geholfen hast?«, fragte Gobi. »Da hast du doch wunderbar klar gedacht. Momentan denkst du nicht gerade klar, Perry.« In ihrer Stimme schwang eine seltsame Mischung aus Fürsorge und Schulmeisterlichkeit mit, als ob sie einem totalen Schwachkopf einen sonnenklaren Sachverhalt erklären würde. »Ich kann nicht Auto fahren. Das weißt du.«
»Wir sind hier in New York! Da braucht man kein Auto!«
Sie berührte meine Hand. »Ich brauche dich.«
Ich sah nach links und rechts. Vor dem Club strömten die Menschen um die geborstene Fensterscheibe zusammen und glotzten den auf der Straße liegenden Leichnam an, der sich wenige Sekunden zuvor noch auf der Kühlerhaube meines Wagens befunden hatte. Einige Leute drehten sich nach uns um. Ich spürte, dass da die Pistole war, knapp außerhalb meines Blickfeldes, wie ein Selbstmordgedanke, der mir so viel Angst einjagte, dass ich ihn nicht wahrhaben wollte. »Wer bist du? Du bist doch eine Austauschschülerin! Du gehst noch zur Schule!«
»Ich bin vierundzwanzig.«
»
Was
?«
»Und jetzt fahr.« Der Pistolenlauf bohrte sich fester in meinen Schädel. »Ich sag’s nicht noch mal.«
Ich legte den Vorwärtsgang ein und bog hinaus auf die Straße. Es kam mir vor, als würde mein ganzer Körper in verschiedenen Vibrationsfrequenzen zittern.
Gobi griff herüber und schaltete den Scheibenwischer ein, wodurch das Blut des Toten in einem fürchterlichen Doppelregenbogen über die Scheibe verschmiert wurde. Erst als sie anschließend Wischwasser verspritzte, wurde das Glas ein bisschen sauberer. Jetzt konnte ich vor uns die Lichter am Broadway sehen, die mit der Flüssigkeit zu blutigen Streifen verliefen. Im Rückspiegel war der stetig wachsende Menschenauflauf vor dem 40/40 zu sehen. Und in der Ferne hörte man das lauter werdende Heulen von Polizeisirenen.
»Ich fass es einfach nicht. Das kann doch alles nicht wahr sein!«
»Du kannst ein bisschen schneller fahren.«
»Mach ich doch!«
»Du fährst zehn Stundenkilometer.«
Vor uns sprang die Ampel auf Rot. »Ist ja gut, aber … kannst du bitte die Pistole wegnehmen, ja, bitte?«
»Wie du willst.« Sie senkte die Waffe, sodass sich der Lauf nun in meine Seite drückte. »Besser so?«
»Du hast ihn erschossen. Du hast den Mann da einfach erschossen! Ich glaub, ich muss kotzen.«
Sie gab keine Antwort.
»Wer war das?«
»Niemand.«
»
Was
?«
»Fahr weiter. Auf die rechte Spur. Wir müssen runter nach Downtown.« Die Pistole immer noch auf mich gerichtet griff sie in die Tasche, holte das BlackBerry heraus und tippte auf den Tasten herum. »Bieg rechts ab auf den Broadway.«
Die Kreuzung war voller Fußgänger und Taxis, und an der Ampel parkten zwei Polizeiwagen. Wir waren immer noch so nah am Club, dass ich die mittlerweile riesige Menschenmenge erkennen konnte. Die Polizisten stiegen gerade aus und bewegten sich zu Fuß durch den dichten Verkehr darauf zu. »Wir sind am Arsch. Wir sind so total beschissen am Arsch.«
»Schaff uns einfach weg von hier, dann erklär ich dir alles.«
»Das ist eine rote Ampel!«
»Na und, fahr drüber.«
»Das geht nicht! Dann überfahr ich jemanden!«
Hinter uns wirbelten auf einmal rote und blaue Lichter. Ohne lange nachzudenken, trat ich voll auf die Bremse.
Auf einmal blieb mir das Herz stehen, und alles unterhalb meiner Gürtellinie schien zu verschwinden – totaler Unterleibs-Blackout.Zwei weitere Beamte stiegen aus einem der Polizeiwagen aus und kamen auf den Jaguar zu, auf jeder Seite einer. Rechts von mir griff Gobi in die Handtasche und drapierte das Kopftuch über die Pistole, die sie mir gleichzeitig noch fester in die Seite rammte. »Ein falsches Wort und ich bring dich als Ersten um.«
Der Polizist beugte sich hinunter an mein Fenster und blickte mir direkt in die Augen. »Aussteigen.«
Acht
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Oberlin College
Eine Sekunde lang reagierte ich nicht. Muskeln zogen an Sehnen, Bänder packten Knochen. Es war nicht etwa so, dass ich mich nicht
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