Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber

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zischte mir Gobi mit der ganzen entnervten Wuteiner unterdrückten Osteuropäerin ins Ohr. Sie zerrte mich bereits durchs Publikum. Ich bemühte mich immer noch, auf die Füße zu kommen, stolperte zur Tür und hinaus in die Nacht.
    »Was machst du da?«
    »Ich rette dir das Leben.«
    »Muss das jetzt sein?«
    »Wir können hier nicht bleiben.«
    Ich warf einen sehnsüchtigen Blick zurück zum Club. »Aber wir waren gerade super!«
    »Zu viel Aufmerksamkeit«, sagte sie.
    »Ja aber darum geht es –«
    »Spar dir die Puste.« Sie drückte mir etwas Hartes ins Kreuz und wir gingen sehr schnell die Avenue A hinunter in Richtung Park. Der Anblick des Jaguar schien ihr neuen Auftrieb zu geben. »Steig ein.«
    Ich machte die Fahrertür auf und ließ mich immer noch verschwitzt und benommen auf den Sitz fallen. »Hättest du nicht wenigstens warten können, bis wir mit dem Stück fertig waren? Einer der wichtigsten Leute der Musikindustrie hat an der Theke gesessen!«
    »Spielt keine Rolle«, sagte Gobi, während sie sich schon wieder mit ihrem BlackBerry befasste.
    »Für dich vielleicht nicht, aber für mich auf jeden Fall!«
    »Das meine ich nicht.« Sie wandte mir das Gesicht zu. »Ich hab dich mit deinem Vater im Club gesehen. Er braucht nur zu sagen ›Schluss damit‹, und schon gibst du deine Träume auf, puff, weg, als wär nichts gewesen.«
    »Aber wir waren
super
.«
    Gobi lächelte mich an. Sie hatte wirklich eine seltsame Art,das in den Augenblicken zu tun, in denen ich es am wenigsten erwartete. »Ihr wart mehr als super, Perry. Ihr wart spitze.«
    »Danke.«
    »Es ist nur eine Schande, dass du dich nicht für das einsetzt, was du liebst.«
    »So wie du, oder was? Menschen für Geld umbringen?«
    Gobis Gesicht erstarrte zu einer leidenschaftslosen Maske. »Fahr Richtung Norden, nach Uptown«, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. »In einer Viertelstunde müssten wir da sein.«

Vierzehn
    Sind Sie ein moralischer Mensch? Woher wissen Sie das?
    University of Virginia

    Als wir auf der Fifth Avenue gen Norden fuhren, war es fast elf. Gobi zeigte auf den Eingang des Sherry Netherland Hotels. Der fürs Parken zuständige Hoteldiener in roter Uniform mit goldenem Besatz an der Hose kam auf den Jaguar zu, hielt aber entsetzt inne, um den Schaden an der Karosserie, die zersplitterte Heckscheibe und das Blut auf der Windschutzscheibe zu betrachten. Das aufgesetzte Lächeln auf seinem Gesicht verschwand und sah jetzt eher nach L aus. »Ist alles in Ordnung, Sir?«
    Ich nickte und hielt den Blick auf Gobi gerichtet. Mein Handy war in ihrer Tasche. Sobald sie ausgestiegen war, würde ich alles Menschenmögliche unternehmen, um Annie zu erreichen und dafür zu sorgen, dass sie sich außerhalb unseres Hauses in Sicherheit brachte. Und dann würde ich die Beine in die Hand nehmen.
    »Komm schon.« Sie bedeutete mir auszusteigen. »Diesmal kommst du mit.«
    »Sehr nett, aber ich glaube, ich bleibe lieber hier.«
    Sie zerrte mich aus dem Auto. Wie ein Mädchen, das fünfzig Pfund weniger wog als ich, mich zum Aussteigen bewegen und das Ganze noch elegant aussehen lassen konnte, war mirein totales Rätsel. Doch der Parkwächter schien es amüsant zu finden, sozusagen J. Er strahlte uns immer noch an, als Gobi mich unterhakte und in Richtung Empfangshalle dirigierte.
    »Was soll ich denn tun?«
    »Den Mund halten. Sei einfach charmant.«
    Wir gingen in Richtung Hotelbar, die sich Harry Cipriani’s nannte. Das Schickimickirestaurant hatte zitronengelb getäfelte Wände und viele runde Tischchen, die wie Giftpilze in Gruppen zusammenstanden. Es roch nach Meeresfrüchten und Erbsensuppe. Gobi schaltete auf Tarnkappenmodus und verschaffte sich unauffällig einen Überblick über die Gäste. Ihr Blick blieb an einem alten Mann hängen, vor dem mehrere Weinkaraffen und ein Stapel benutzter Untertassen standen. Er hatte einen uralten grauen Smoking am Leib, eine große Wolke winterweißer Haare auf dem Kopf und rote, schuppige Ohren, die praktisch rechtwinklig abstanden. Seine lange Nase hing in einem Rotweinglas, an dem er wiederholt schnüffelte, den Kopf dabei schüttelte und vor sich hin murmelte, was ziemlich albern aussah. Rechts und links von ihm saßen zwei kichernde junge Frauen, die seine Enkelinnen hätten sein können. Was sie aber garantiert nicht waren.
    Gobi trat vor ihn hin und wartete, bis er zu ihr aufsah.
    »Ja bitte?« Er sprach mit einem ausgeprägt slawischen Akzent, wodurch seine Stimme tiefer und