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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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bedrohlicher klang, als er vermutlich war. »Was wollen Sie? Kennen wir uns?«
    »Ich glaube schon«, antwortete Gobi. »Sie sind Milos Lazarova?«
    Jetzt klang seine Stimme höchst misstrauisch. »Wer sind Sie?«
    »So schnell haben Sie mich vergessen?«, sagte Gobi mit einem Augenzwinkern. »Ihre Enkelin Daniela und ich waren zusammenauf der Uni in Prag. Sie haben uns zum großen Weihnachtsessen in Ihren Palazzo in Rom eingeladen. Sie werden mich doch noch nicht vergessen haben!«
    Der alte Mann ließ den Blick lange auf ihr ruhen, schüttelte dann aber den Kopf. Er wirkte zugleich verwirrt und verzaubert. »Verzeihen Sie mir, aber ich weiß beim besten Willen nicht mehr, wie Sie heißen.«
    »Tatiana Kazlauskieni.« Gobi reichte Milos die Hand, die er küsste.
    »Bitte setzen Sie sich doch.« Er blickte mich an. Die beiden Dekor-Tussen, die ihn bisher flankiert hatten, standen abrupt auf und verschwanden einfach. »Sie müssen mir Ihren Glückspilz von Freund vorstellen.«
    Gobi lächelte erneut. »Das ist Perry. Mein Verlobter.«
    »Na, dann der doppelt Glückliche«, strahlte Milos uns an und zeigte auf die frei gewordenen Plätze. »Bitte setzen Sie sich doch zu mir. Ich bestehe darauf.«
    »Es tut uns wirklich schrecklich leid –«
    »Danke schön, das ist aber nett von Ihnen.« Gobi rammte mir irgendetwas Hartes tief in den Rücken. Ob Ellbogen, Dolch oder Lauf einer Pistole konnte ich nicht feststellen. Ich ließ mich auf den Stuhl fallen, wobei ich immer noch den Blick des alten Herrn auf mir spürte. Seine Augen waren kastanienbraun, voller Fragen und Gefühle – so tief und ausdrucksvoll, wie sie nur bei einem Menschen sind, der etwas ihm Nahes verloren hat und nie ganz darüber hinweggekommen ist.
    »Die Spezialität des Hauses ist Bellini.« Milos streckte einem Kellner drei Finger entgegen, ohne den Blick von uns abzuwenden. »Das müssen Sie probieren. Sie kennen ja sicher die Geschichte dieser Bar.«
    »Nein«, sagte Gobi, deren Augen im Kerzenlicht funkelten. »Bitte klären Sie mich auf.«
    »Das Harry Cipriani’s ist eine fast exakte Nachbildung der Harry’s Bar in Venedig, dem bekannten Treffpunkt vieler amerikanischer Berühmtheiten.« Milos strahlte eine verschwenderische Begeisterung aus, die unseren Teil des Restaurants zu fluten schien. »Es war im Frühjahr 1955, ich war gerade mal zweiundzwanzig Jahre alt und ohne einen Pfennig in der Tasche in Venedig unterwegs.« Ein nostalgisches Lächeln umspielte seine Lippen. »Gerade war meine Affäre mit einer verheirateten Frau in die Brüche gegangen, über die ihr Mann sehr erzürnt gewesen war. Dummerweise war er ein höchst einflussreicher venezianischer Geschäftsmann. Ich brauche wohl kaum zu ergänzen, dass die Sache nicht gut für mich ausging.« Völlig in seinen Erinnerungen verloren schmunzelte er in sich hinein. »Jedenfalls betrat ich Harry’s Bar in der Hoffnung auf ein Glas Wasser und einen Brotkanten. Ich hatte nur noch fünfhundert Lire in der Tasche – in der einzigen Tasche, die kein Loch hatte. Ich war darauf gefasst, gleich wieder rausgeschmissen zu werden.« Sein Blick schweifte kurz in die Ferne, dann sah er wieder uns an. »Als ich eintrat, saß am anderen Ende der Bar ein Amerikaner und hielt Hof. Er war ein Bär von einem Mann mit weißem Bart und lauter Stimme, umringt von Reportern und Bewunderern. Er kam mir bekannt vor, aber ich wusste nicht woher. Als er mich unbeachtet in meinen schäbigen Kleidern herumstehen sah, winkte er mich zu sich und fragte, wer ich sei. Ich antwortete, ich sei ein Nobody, nur ein junger Mann, dem das Schicksal übel mitgespielt habe. Der Bär lächelte – verständnisvoll. Man sah seinem Lächeln an, dass er in mir einen Leidensgenossen erkannte. ›So übel wird einem Mann nur voneiner Frau mitgespielt‹, sagte er zu mir und bestellte mir meinen ersten Bellini.«
    Milos sah Gobi durchdringend an, völlig gefangen in seinen schönen Erinnerungen. »Der Mann war Ernest Hemingway. Er lud mich ein, mich zu ihm zu setzen, und wir verbrachten den Rest des Nachmittags damit, zusammen zu trinken und über Frauen zu reden. Er schien sehr an meinen Erfahrungen mit dem schönen Geschlecht interessiert, so wenige es auch waren. ›Die Erlebnisse eines jungen Mannes sind so viel wirklicher als die Erinnerungen eines alten Mannes‹, sagte er zu mir. Erinnerungen seien nichts als Lug und Trug und kein Ersatz für das echte Leben, meinte er.«
    Milos setzte sich aufrecht hin und kehrte aus der

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