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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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echte Tränen.«
    »Soll ich’s dir noch mal vormachen?« Sofort trat ihr wieder das Wasser in die Augen. »Zufrieden?«
    »Und wie machst du das? Denkst du an die schrecklichen Klamotten, die du das ganze Jahr lang zur Schule getragen hast?«
    »Das gehörte zu meiner Tarnung.«
    »Hat prima geklappt, du warst nicht wiederzuerkennen.«
    »Psst.« Sie presste sich mit ihrem ganzen Körper an mich und sah mir tief in die Augen, während sie sich an mir rieb. Irgendwie hatten die Tränen ihre Augen strahlender gemacht. Sie sahen frischer aus, dachte ich, so wie die Welt, wenn man nach einem Platzregen aus dem Kino kommt.
    Der Alkohol paddelte jetzt durch meine Blutbahnen und wärmte mich von innen. Während die Musik lauter wurde, streifte ihre Hüfte mein Bein. Auf diese Entfernung bemerkte ich etwas an ihr, was mir bisher noch nie aufgefallen war: eine dünne, weiße Narbe, waagerecht direkt über ihrer Kehle.
    »Drück mich an dich.« Sie fasste um mich herum und kniff mich in den Hintern. »Fester!«
    »Aua!«
    »Na komm. Ich bin nicht zerbrechlich.«
    Ich zog sie ganz dicht an mich. »So vielleicht?«
    »Genau, so geht das.« Sie lächelte ein wenig und biss sich auf die Lippen. »Du machst dich.« Wir drehten uns zur Seite, und ich konnte Milos kurz sehen, der am Tisch saß und sein Handyherausgeholt hatte. Er beobachtete uns mit schweren Lidern und ausdruckslosem Blick. Als wir uns in die andere Richtung drehten, verschwand er wieder, und ich sah nur noch Gobi.
    »Gar nicht schlecht fürs erste Mal«, sagte sie. »Du brauchst nur die richtige Lehrerin.«
    »Und das bist du?«
    »Warum nicht.« Sie zog eine Augenbraue hoch. »Es sei denn, du willst stattdessen
mir
etwas beibringen – wenn ja, dann müssen wir es allerdings kurz machen.« Und mit einem kleinen fiesen Lächeln: »Aber da es ja dein erstes Mal sein wird, wird’s vermutlich ziemlich kurz werden.« Sie rieb sich wieder an mir, hautnah und rhythmisch, bis unter meiner Gürtellinie etwas zum Leben erwachte. »Perry, ist das die Pistole?«
    »Ich habe die Pistole nicht, das weißt du ganz genau.«
    »Ganz sicher?« Sie streckte die Hand nach unten und befummelte mich. »Oh, jetzt ist alles klar.«
    »Hör lieber auf … damit …« Ich wich ein wenig zurück. Im selben Augenblick ließ sie mich los.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Milos aufgesprungen war. Für einen Mann seines Alters bewegte er sich erstaunlich schnell. Er hatte die Hand in die Jackentasche gestopft und kam im Eilschritt über die Tanzfläche direkt auf Gobi zu. »Wie heißt du richtig?«
    »Gobija Zaksauskas.«
    Er wurde kreidebleich. Der Name schien ihn wie eine Schockwelle zu durchfluten, und er blieb wie angewurzelt stehen. »Das ist unmöglich. Sie ist –«
    Gobi nahm ihn an den Schultern und drehte sich im Takt der Musik mit ihm im Kreis. Für die Außenstehenden musste es aussehen, als hätte sie bloß die Partner gewechselt. »Hemingwaywar ein hässlicher Amerikaner«, murmelte sie. »Aber in einer Hinsicht hatte er recht.« Plötzlich hatte sie die Pistole in der rechten Hand und bohrte sie dem alten Mann direkt über dem Hosenbund, wo nur ich sie sehen konnte, in den Bauch. »So übel wird einem Mann nur von einer Frau mitgespielt.«
    »Bitte«, flehte der Alte. »Wir können doch über alles reden.«
    Gobi schüttelte den Kopf und wirbelte wieder mit ihm im Kreis herum. »Es gibt nichts zu bereden.«
    »Ich kann alles erklären. Sagen Sie mir nur … wer Sie geschickt hat. Der Vorfall war ein bedauerliches Missgeschick.«
    »Ein bedauerliches Missgeschick?«
    »Wir können uns doch arrangieren. Ich weiß nicht, für wen Sie arbeiten, aber ich kann Ihnen ein besseres Angebot machen, das verspreche ich Ihnen.«
    »Können Sie mir ein Pfund von Ihrem eigenen Fleisch anbieten?«
    Die Augenlider des alten Mannes flatterten verständnislos. »Was?«
    »Hier.« Mit der Linken zückte Gobi ein Springmesser. »Schneiden Sie sich ein Pfund Fleisch aus dem Leib. Wenn Sie das tun, lasse ich Sie am Leben.«
    Der alte Mann starrte auf das Messer. Zitternd hob er eine Hand an die Stirn und sah mit wässrigen Augen Hilfe suchend um sich, als gäbe es jemanden, der ihn retten könnte. »Bitte«, sagte er. »Signorina, wer immer Sie sind, ich bitte Sie, seien Sie doch vernünftig.«
    »Über diesen Punkt sind wir schon lange hinaus.«
    »Aber –«
    Mit einer blitzschnellen Aufwärtsbewegung rammte sie das Messer tief in den Bauch des alten Mannes. Er öffnete denMund, und ein

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