Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Byrne & Balzano 02 - Mefisto

Titel: Byrne & Balzano 02 - Mefisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
Vom Netzwerk:
was sie sagen sollte. Ihr fiel keine passende Antwort ein. Auf jeden Fall nicht die richtigen Worte. Stattdessen umfasste sie die Hand der Frau. Sie saßen schweigend da und lauschten dem Sommerregen.
    ***
    Den Autoschlüssel in der Hand, stand Jessica neben ihrem Wagen. Die Sonne lugte zwischen den Wolken hervor. Die Straßen in Süd-Philadelphia qualmten. Jessica schloss kurz die Augen, und trotz der erbarmungslosen Hitze an diesem Sommertag führten ihre Gedanken sie an sehr dunkle Orte. Sie sah das tote Antlitz von Stephanie Chandler. Das Gesicht von Angelika Butler. Declan Whitestones winzige, hilflose Hände. Am liebsten wäre Jessica eine Zeit lang in der Sonne stehen geblieben, damit die Sonnenstrahlen ihre Seele reinigten.
    »Ist alles in Ordnung, Detective?«
    Jessica schlug die Augen auf und drehte sich um. Terry Cahill stand vor ihr.
    »Agent Cahill. Was tun Sie denn hier?«
    Cahill trug den üblichen blauen FBI-Anzug, aber keine Armschlinge mehr. Jessica erkannte an seiner unnatürlichen Haltung, dass er noch Schmerzen hatte. »Ich habe Ihre Kollegen angerufen. Mir wurde gesagt, dass ich Sie vermutlich hier finde.«
    »Ja, es ist alles in Ordnung«, sagte sie. »Wie geht es Ihnen?«
    Cahill schlug mit der rechten Hand in die Luft. »Wie Brett Myers.«
    Jessica nahm an, dass es sich um einen Baseballspieler handelte. Wenn es nicht gerade ums Boxen ging, hatte sie von Sport nicht viel Ahnung. »Sind Sie zum FBI zurückgekehrt?«
    Cahill nickte. »Ja. Meine Stippvisite bei der Polizei ist beendet. Ich werde meinen Bericht heute schreiben.«
    Jessica hätte interessiert, was in dem Bericht stehen würde, doch sie fragte ihn nicht danach. »Es war eine gute Zusammenarbeit.«
    »Das sehe ich auch so«, sagte Cahill. Er räusperte sich. Derartige Gespräche lagen ihm offenbar nicht. »Ich wollte Ihnen sagen, dass ich es ernst gemeint habe. Sie sind wirklich eine erstklassige Kriminalistin. Wenn Sie sich doch mal überlegen sollten, zum FBI zu wechseln, rufen Sie mich an.«
    Jessica lächelte. »Haben Sie den Auftrag, Rekruten zu werben?«
    Cahill lächelte ebenfalls. »Ja. Wenn ich drei Rekruten bringe, bekomme ich eine Klarsichtschutzhülle für meine Dienstmarke.«
    Jessica lachte. Es hörte sich fremd an. Sie hatte schon lange nicht mehr gelacht. Der unbeschwerte Augenblick verging schnell. Sie spähte kurz auf die Straße und drehte sich dann wieder um. Terry Cahill starrte sie an. Er hatte noch etwas auf dem Herzen. Jessica wartete.
    »Ich hatte ihn fast«, sagte Cahill schließlich. »Ich habe ihn in der Gasse nicht überwältigt, und ein Baby und ein junges Mädchen wären beinahe getötet worden.«
    Natürlich machte er sich Vorwürfe. Jessica konnte das gut nachvollziehen. Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. Er zog den Arm nicht zurück. »Niemand macht Ihnen Vorwürfe, Terry.«
    Cahill schaute sie einen Moment schweigend an und wandte seinen Blick dann zum Fluss, dem in der Hitze funkelnden Wasser des Delaware River. Ein paar Sekunden vergingen. Offenbar wollte Terry noch etwas sagen und suchte nach den richtigen Worten. »Ist es einfach für Sie, nach einem solchen Fall ins normale Leben zurückzukehren?«
    Diese persönliche Frage überraschte Jessica ein wenig, doch so schnell ließ sie sich nicht aus der Fassung bringen. Wäre es anders gewesen, hätte sie nicht in der Mordkommission gearbeitet. »Einfach?«, fragte sie. »Nein, einfach ist es nicht.«
    Cahill wandte ihr wieder seinen Blick zu. Einen Moment lang sah Jessica die Verletzbarkeit in seinen Augen, doch gleich darauf flackerte wieder eiserne Härte darin. Lange Zeit hatte Jessica geglaubt, diese Entschlossenheit sei ein Kennzeichen der Menschen, die sich für eine Karriere im Namen des Gesetzes entschieden hatten.
    »Grüßen Sie bitte Detective Byrne von mir«, sagte Cahill. »Sagen Sie ihm … sagen Sie ihm, dass ich froh bin, dass seiner Tochter nichts passiert ist.«
    »Das werde ich.«
    Cahill zögerte, als wollte er dem noch etwas hinzufügen. Stattdessen strich er ihr über die Hand, drehte sich um und ging zu seinem Wagen.
    ***
    Frazier's Gym war eine Institution in der Broad Street in Nord-Philadelphia. Der Besitzer und ehemalige Champion im Schwergewicht, Smokin' Joe Frazier, hatte hier im Laufe der Jahre eine Reihe erfolgreicher Boxer trainiert. Jessica gehörte zu den wenigen Frauen in Frazier's Gym.
    Da der Sender ESPN2 Anfang September einen ihrer Kämpfe ausstrahlen würde, begann Jessica mit einem harten Training. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher