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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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dann?«
    Sie verdrehte die Augen. »Zwei Kids, die sich das Feuerwerk angesehen haben wie eine Million Erwachsener auch.«
    »Ich bin Detective, wie du weißt.«
    »Ich weiß, Dad.«
    »Meine Spitzel sind in der ganzen Stadt verteilt. Bezahlte Informanten, die verdeckt für mich arbeiten.«
    »Ich weiß, Dad.«
    »Ich hab nur gehört, ihr hättet Händchen gehalten und so.«
    Colleen antwortete mit einem Zeichen, das zwar im Wörterbuch der Gebärdensprache nicht zu finden war, das aber alle gehörlosen Kinder kannten. Zwei Hände, die wie rasiermesserscharfe Tigerklauen gekrümmt waren. Byrne lachte. »Okay, okay. Du brauchst deine Krallen nicht auszufahren.«
    Byrne und Colleen schwiegen eine Weile und genossen trotz des Wortgefechtes die Nähe des anderen, denn traute Zweisamkeit war ihnen nicht oft vergönnt. Seine Tochter war kein Kind mehr. Sie war eine Jugendliche, und dieser Gedanke machte Byrne mehr Angst als ein bewaffnetes Bandenmitglied in einer dunklen Gasse.
    Byrnes Handy klingelte. »Byrne«, meldete er sich.
    »Kannst du reden?«
    Es war Gauntlett Merriman.
    »Ja.«
    »Er ist in dem alten sicheren Haus.«
    Byrne wusste Bescheid. Das alte sichere Haus war fünf Minuten entfernt.
    »Wer ist bei ihm?«, fragte Byrne.
    »Er ist allein. Auf jeden Fall im Augenblick.«
    Byrne schaute auf die Uhr. Als er sah, dass seine Tochter ihn aus den Augenwinkeln beobachtete, drehte er den Kopf zum Fenster. Colleen konnte besser von den Lippen ablesen als jedes andere Kind in der Schule und vermutlich besser als die gehörlosen Erwachsenen, die dort unterrichteten.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte Gauntlett.
    »Nein.«
    »Okay.«
    »Sonst alles im Lot?«, fragte Byrne.
    »Alles bestens, mein Freund.«
    Byrne klappte das Handy zu.
    Zwei Minuten später fuhr er vor dem Caravan Serai deli an den Bordstein.
     
    Obwohl es fürs Mittagsgeschäft noch zu früh war, saßen ein paar Stammgäste an den etwa zwanzig Tischen des Restaurants, tranken den starken schwarzen Kaffee und ließen sich Sami Hamiz’ berühmte Pistazien-Baklava schmecken. Sami stand hinter der Theke und schnitt Lammfleisch für eine offenbar große Bestellung. Als er Byrne erblickte, trocknete er seine Hände ab und lief mit einem Grinsen im Gesicht durch das Lokal auf den Detective zu.
    » Sabah al-hayri , Detective«, begrüßte Sami ihn. »Schön, dich zu sehen.«
    »Wie geht es dir, Sami?«
    »Gut.« Die beiden Männer reichten sich die Hände.
    »Du erinnerst dich an meine Tochter, Colleen«, sagte Byrne.
    Sami strich Colleen über die Wange. »Klar.« Er sagte in der Gebärdensprache »Guten Tag« zu Colleen, die höflich mit einem »Hallo« antwortete. Byrne hatte Sami Hamiz in seiner Zeit als Streifenbeamter kennen gelernt. Samis Frau Nadine war ebenfalls gehörlos, und daher sprachen beide fließend die Gebärdensprache.
    »Könntest du ein paar Minuten ein Auge auf Colleen halten?«, fragte Byrne.
    »Kein Problem«, erwiderte Sami.
    Colleens Gesicht sprach Bände. »Ich brauch keinen, der ein Auge auf mich hält«, erklärte sie ihrem Vater.
    »Es dauert nicht lange«, sagte Byrne zu den beiden.
    »Lass dir Zeit«, erwiderte Sami, worauf er das Restaurant mit Colleen durchquerte. Byrne sah seiner Tochter nach, die sich in die letzte Nische unweit der Küche setzte. Ehe er das Restaurant verließ, drehte er sich noch einmal um. Colleen hob kurz die Hand, und diese Geste erfreute Byrnes Herz.
    Als er noch die Uniform getragen hatte und Colleen ein kleines Mädchen gewesen war, rannte sie jeden Morgen auf die Veranda, um ihm zuzuwinken, wenn er das Haus verließ. Und er stieß jedes Mal ein stummes Stoßgebet aus, dass er das strahlende, hübsche Gesicht wiedersehen würde.
    Als er auf die Straße trat, stellte er fest, dass sich in der Zwischenzeit nichts geändert hatte.
     
    Byrne stand gegenüber von dem sicheren Haus auf der Straße. Im Grunde war es gar kein Haus, und an diesem Morgen war es auch nicht besonders sicher. Es war eine flache Lagerhalle, die in einer heruntergekommenen Gegend zwischen zwei höheren Gebäuden in der Erie Avenue stand. Byrne wusste, dass die P-Town Posse den zweiten Stock zeitweilig als Unterschlupf benutzt hatte.
    Er ging zur Rückseite des Hauses und stieg die Treppe zum Untergeschoss hinunter. Die Tür war geöffnet. Es folgte ein langer, schmaler Gang, der zum ehemaligen Personaleingang führte.
    Mit langsamen Schritten bewegte Byrne sich den Gang hinunter. Trotz seiner kräftigen Statur konnte er sich

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