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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Postleitzahl?
    Bisher hatte kein Detective der SoKo eine Idee gehabt, was die Zahlen bedeuten könnten. Jessica wusste, dass sie möglicherweise vorhersagen könnten, wo der Killer das nächste Opfer ablegen würde, wenn sie das Rätsel um die Zahlen lösen könnte. Und dort könnten sie auf ihn warten.
    Jessica starrte auf den Bücherstapel auf dem Esstisch. Sie war sicher, dass die Antwort irgendwo dort verborgen lag.
    Sie ging in die Küche, stellte ihr Weinglas ab und kochte sich eine Kanne Kaffee.
    Es würde eine lange Nacht werden.
     

 
     
    56.
     
     
    Mittwoch, 23.15 Uhr
     
     
    D er Grabstein ist kalt. Unter dem Einfluss von Wind und Wetter sind der Name und das Datum ein wenig verwittert. Ich säubere den Stein. Ich streiche mit dem Zeigefinger über die gemeißelten Zahlen. Das Datum erinnert mich an eine Zeit, als alles möglich war. Eine Zeit, als mir die Zukunft lachte.
    Ich denke darüber nach, wer sie geworden wäre, was sie aus ihrem Leben gemacht hätte, welchen Beruf sie ergriffen hätte?
    Ärztin? Politikerin? Musikerin? Lehrerin?
    Ich beobachte die jungen Mädchen, und ich weiß, dass die Welt ihnen gehört.
    Ich weiß, was ich verloren habe.
    Von allen katholischen Feiertagen ist der »Gute Freitag« vielleicht der heiligste. Ich habe Menschen fragen hören: Wenn das der Tag war, an dem Christus gekreuzigt wurde, warum wird er dann als »gut« bezeichnet? Nicht in allen Sprachen heißt er »Guter Freitag«. Die Deutschen sagen zum Beispiel Karfreitag. In der lateinischen Sprache wurde er dies parasceues genannt, der Tag der Vorbereitung.
    Kristi bereitet sich vor.
    Kristi betet.
    Als ich sie sicher und geborgen in der Kapelle zurückgelassen habe, war sie beim zehnten Rosenkranz. Sie nimmt die Sache sehr ernst, und ihrer gewissenhaften Art, die Gebete zu sprechen, ist zu entnehmen, dass sie nicht nur mir gefallen will – ich kann schließlich nur ihr sterbliches Leben beeinflussen –, sondern auch unserem Herrn.
    Der kalte Regen prasselt auf den schwarzen Granitstein, vermischt sich mit meinen Tränen und überflutet mein aufgewühltes Herz.
    Ich nehme die Schaufel und grabe die weiche Erde um.
    Die Römer maßen der Stunde, die das Ende des Arbeitstags kennzeichnete, eine Bedeutung bei. Es war die neunte Stunde, die Zeit, als das Fasten begann.
    Sie nannten sie hora nona.
    Für mich und meine Mädchen ist diese Stunde nahe.
     

 
     
    57.
     
     
    Donnerstag, 8.05 Uhr
     
     
    E in langer Konvoi von Streifenwagen und Zivilfahrzeugen der Polizei fuhr über die regennassen Straßen West-Philadelphias, wo Jimmy Purifys Witwe wohnte.
    Byrne hatte den Anruf von Ike Buchanan um kurz nach sechs erhalten.
    Jimmy Purify war tot. Er war um drei Uhr nachts verstorben.
    Als Byrne zum Haus ging, spürte er die Umarmungen der anderen Detectives. Die meisten Menschen glauben, es sei Cops unangenehm, Gefühle zu zeigen – einige meinen sogar, der Mangel an Gefühlen sei die Voraussetzung für diesen Job –, aber die Cops selbst wissen es besser. In Situationen wie dieser war nichts leichter.
    Als Byrne das Wohnzimmer betrat, betrachtete er die Frau, die vor ihm stand und aussah, als wäre sie ein Gast in ihrem eigenen Haus. Darlene Purify stand am Fenster und starrte auf den grauen Horizont in der Ferne. Im Fernsehen lief leise eine Talkshow. Byrne spielte mit dem Gedanken, den Fernseher abzuschalten, begriff dann aber, dass die Stille viel schlimmer wäre als das Gemurmel im Hintergrund. Der Fernseher bewies, dass das Leben irgendwie weiterging.
    »Was kann ich für dich tun, Darlene? Sag es mir.«
    Darlene Purify war knapp über vierzig, eine Rhythm-&-Blues-Sängerin, die in den Achtzigern einige Platten mit einer Girl-Group namens La Rouge aufgenommen hatte. Jetzt war ihr Haar ergraut; ihre einst schlanke Figur hatte sie im Laufe der Jahre eingebüßt. »Ich habe schon lange aufgehört, ihn zu lieben, Kevin. Ich weiß nicht einmal mehr, wann. Es ist nur … der Gedanke an ihn, der fehlt. Jimmy. Weg. Scheiße .«
    Byrne durchquerte den Raum und schloss Darlene in die Arme. Er strich ihr übers Haar und suchte nach den richtigen Worten. Und fand sie nicht. »Er war der beste Cop, den ich je gekannt habe. Der Beste .«
    Darlene tupfte sich die Augen ab. Trauer ist ein so herzloser Bildhauer, dachte Byrne. Darlene sah heute zehn Jahre älter aus, als sie war. Kevin dachte an ihre erste Begegnung, damals in den glücklichen Zeiten. Jimmy hatte sie zu einer Tanzveranstaltung des Polizeisportvereins

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