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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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mitgebracht. Byrne hatte gesehen, wie Darlene mit Jimmy das Tanzbein schwang und sich gewundert, dass ein Casanova wie Jimmy bei einer Frau wie Darlene landen konnte.
    »Er hat den Job geliebt«, sagte Darlene. »Er hat ihn mehr geliebt als mich. Sogar mehr als die Kinder, glaube ich.«
    »Das ist nicht wahr. Es ist etwas anderes, den Job zu lieben. Ich habe nach der Scheidung jeden Tag mit Jimmy verbracht. Und auch viele Nächte. Glaub mir, er hat dich mehr vermisst, als du glaubst.«
    Darlene schaute ihn ungläubig an. »Ja?«
    »Na klar. Erinnerst du dich an das Taschentuch mit dem Monogramm? Dein Taschentuch mit den Blumen in der Ecke, das du ihm bei eurem ersten Treffen geschenkt hast?«
    »Was … was ist damit?«
    »Er hat das Roundhouse nie ohne dieses Taschentuch verlassen. Eines Abends hatten wir schon die halbe Strecke nach Fishtown zurückgelegt, aber Jimmy wollte zum Roundhouse zurück, weil er das Taschentuch vergessen hatte. Und glaub ja nicht, dass er sich davon abbringen ließ.«
    Darlene lachte, warf die Hände vors Gesicht und brach wieder in Tränen aus. Byrne wusste nicht, ob er Darlenes Trauer besänftigte, wenn er ihr diese Geheimnisse anvertraute, oder ob er alles nur noch schlimmer machte. Er legte eine Hand auf ihre Schulter, bis sie sich allmählich beruhigte, und überlegte, welche Geschichte er ihr erzählen könnte. Aus irgendeinem Grund wollte er, dass Darlene redete. Er wusste nicht genau, warum, aber er spürte, dass Darlene nicht trauern konnte, wenn sie redete.
    »Habe ich dir jemals die Geschichte erzählt, wie Jimmy als schwuler Stricher undercover im Einsatz war?«
    »Hundert Mal.« Jetzt lächelte Darlene unter Tränen. »Erzähl sie mir noch einmal, Kevin.«
    »Wir arbeiteten an einer Gegenoffensive. Es war mitten im Sommer. Fünf Detectives gehörten zur Einsatztruppe, und Jimmy zog das Los, den Köder zu spielen. Wir haben eine Woche vorher darüber gelacht, stimmt’s? Wem zum Teufel sollte dieser Mordskerl je diese Nummer verkaufen? Was heißt hier verkaufen? Wer sollte sie ihm abkaufen?«
    Byrne leierte den Rest der Geschichte herunter. Darlene lächelte an den richtigen Stellen, und zum Schluss lachte sie traurig. Dann weinte sie in Byrnes kräftigen Armen, und er hielt sie minutenlang umschlungen und winkte ein paar Cops fort, die erschienen waren, um ihr Beileid auszusprechen. Schließlich fragte er: »Wissen die Jungs es schon?«
    Darlene wischte sich über die Augen. »Ja. Sie kommen morgen.«
    Byrne umfasste Darlenes Schultern. »Wenn du etwas brauchst, ruf mich an. Egal, wie spät es ist.«
    »Danke, Kevin.«
    »Und mach dir keine Sorgen um die Trauerfeier. Die Behörde nimmt das in die Hand. Er bekommt eine Prozession wie der Papst.«
    Byrne schaute Darlene an. Sie weinte wieder. Byrne drückte sie an sich und spürte ihren schnellen Herzschlag. Darlene war zäh. Sie hatte mit ansehen müssen, wie ihre Eltern mit schweren Krankheiten zu kämpfen hatten, ehe sie starben. Doch Byrne machte sich Sorgen um die Jungen. Keiner von beiden besaß das Rückgrat ihrer Mutter. Es waren sensible Kinder, die sich sehr nahe standen. Byrne wusste, dass er die Purifys in den nächsten Wochen unterstützen musste.
     
    Als Byrne Darlenes Haus verließ, schaute er die Straße hinauf und hinunter, ohne seinen Wagen zu entdecken. Er erinnerte sich nicht, wo er ihn geparkt hatte. Die Kopfschmerzen waren unerträglich. Er tastete über seine Tasche. Zum Glück hatte er noch einen ganzen Blister Vicodin.
    Auf dich wartet jede Menge Arbeit, Kevin , dachte er. Reiß dich zusammen.
    Er zündete sich eine Zigarette an, orientierte sich und schaute auf sein Handy. Es waren noch drei Anrufe von Jimmy eingegangen, die er nicht beantwortet hatte.
    Wir werden noch genügend Zeit haben.
    Schließlich erinnerte er sich, dass er den Wagen in einer Seitenstraße geparkt hatte. Als er die Straßenecke erreichte, setzte wieder Regen ein. Warum nicht, dachte er. Jimmy war tot. Die Sonne wagte es nicht, ihr Gesicht zu zeigen. Heute nicht.
    Überall in der Stadt – in Imbissstuben, Taxis, Schönheitssalons, Sitzungssälen und Kirchen – sprachen die Menschen über den Rosenkranz-Killer und darüber, dass ein Irrer Jagd auf junge Mädchen in Philadelphia machte und dass die Polizei nicht imstande war, ihm das Handwerk zu legen. Zum ersten Mal in seiner Karriere kam Byrne sich vollkommen unfähig vor, wie ein Hochstapler, der nicht mehr mit Stolz und Würde auf seine Gehaltsabrechnung schauen konnte.
    Er

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