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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Byrne Colleen um ihre innere Stille, den gepolsterten Zufluchtsort ihrer Kindheit, dem sie nicht entfliehen konnte.
    Donna war im zweiten Monat schwanger gewesen, als sie standesamtlich geheiratet hatten. Als Donna ein paar Tage nach Weihnachten Colleen zur Welt brachte und Byrne das Mädchen zum ersten Mal sah, so rosig und zerknittert und hilflos, konnte er sich plötzlich an keine andere Sekunde seines Lebens vor diesem Moment erinnern. In diesem Augenblick erschien ihm alles andere wie ein unbedeutender Auftakt, ein verschwommenes Vorspiel für die Aufgabe gewesen zu sein, die mit der Geburt seines Kindes auf ihn zukam. Und er wusste – wusste es so genau, als wäre es in sein Herz gebrannt –, dass sich niemals jemand zwischen ihn und das kleine Mädchen stellen dürfte. Nicht seine Frau, nicht seine Kollegen, niemand. Und Gott stehe dem ersten unhöflichen kleinen Bengel in Baggy-Hosen und Baseballkappe bei, der zu ihnen nach Hause kam, um Colleen zu ihrem ersten Date abzuholen.
    Er erinnerte sich auch an den Tag, als sie feststellten, dass Colleen gehörlos war. Es war der erste Vierte Juli, den Colleen miterlebte. Sie lebten damals in einer beengten Dreizimmerwohnung. Die Dreiundzwanzig-Uhr-Nachrichten hatten soeben begonnen, als sie eine kleine Explosion hörten, offenbar genau vor dem winzigen Kinderzimmer, in dem Colleen schlief. Byrnes Herz klopfte zum Zerspringen, als er instinktiv seine Dienstwaffe zog und mit drei großen Schritten über den Flur in Colleens Zimmer lief. Als er die Tür aufstieß und ein paar Kinder auf der Feuertreppe entdeckte, die Knallfrösche warfen, verspürte er grenzenlose Erleichterung. Die Bengel würde er sich später vorknöpfen.
    Das Entsetzen kam mit der Stille.
    Während die Knallfrösche keine drei Schritte von dem Bett entfernt, in dem ihre sechs Monate alte Tochter schlief, weiterhin explodierten, reagierte das Kind gar nicht. Es wachte nicht auf Als Donna im Türrahmen erschien und die Wahrheit erkannte, brach sie in Tränen aus. Byrne schloss sie in die Arme und spürte in diesem Moment, dass der Weg vor ihnen soeben mit einer harten Prüfung gepflastert worden war und dass die Angst, die er jeden Tag auf den Straßen verspürte, im Vergleich dazu unbedeutend war.
    Aber jetzt beneidete Byrne seine Tochter oft um ihre innere Ruhe. Sie würde niemals das bedrückende Schweigen kennen lernen, das in der Ehe ihrer Eltern herrschte. Sie würde nicht erfahren, dass Kevin und Donna Byrne – einst so leidenschaftlich ineinander verliebt, dass sie ihre Hände nicht voneinander lassen konnten – heute wie Fremde in einem Bus »Entschuldigung« murmelten, wenn sie auf dem schmalen Flur aneinander vorbeigingen.
    Er dachte an seine hübsche, kühle Ex-Frau, seine keltische Rose. Donna mit ihrer ausgeprägten sozialen Ader und ihrer rätselhaften Fähigkeit, ihn durch einen einzigen Blick zu veranlassen, eine Lüge nicht auszusprechen. Sie wusste, wie man aus einem Unglück Weisheit schöpfte. Sie hatte ihn die Gnade der Demut gelehrt.
    Das Deuces war ruhig um diese Zeit. Byrne saß in einem leeren Raum im ersten Stock. Die meisten Drogenhäuser waren dreckige Orte, übersät mit Bonghs, Fast-Food-Verpackungen, Tausenden verbrannter Streichhölzer, oft mit Erbrochenem, manchmal Exkrementen. Drogensüchtige abonnierten in der Regel keinen Architectural Digest . Die Kunden, die das Deuces aufsuchten – ein düsteres Konsortium aus Cops, Staatsbeamten und städtischen Angestellten, die es sich nicht leisten konnten, an irgendeiner Straßenecke Stoff zu kaufen –, zahlten ein wenig mehr fürs Ambiente.
    Kevin Byrne setzte sich mit gekreuzten Beinen neben dem Fenster auf den Boden, mit dem Rücken zum Fluss. Er nippte an dem Bourbon. Der Alkohol hüllte ihn in eine warme, angenehme Decke und linderte die Migräne, die sich ankündigte.
    Tessa Wells.
    Sie hatte das Haus am Freitagmorgen verlassen, einen Vertrag mit der Welt in der Hand, ein Versprechen, dass sie in Sicherheit war, dass sie zur Schule gehen, den Tag mit ihren Freundinnen verbringen, über ein paar lustige Witze lachen, über ein paar dumme Liebeslieder weinen würde. Die Welt hatte den Vertrag gebrochen. Sie war noch so jung, und sie hatte ihr Leben schon zu Ende gelebt.
    Auch Colleen würde schon bald zur Gruppe der Jugendlichen gehören. Byrne wusste, dass er aus psychologischer Sicht vermutlich ein wenig rückständig war und Kinder heute bereits mit elf Jahren zu den Jugendlichen zählten. Er war sich auch

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