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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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nicht.
    Sie wollte das Schubfach gerade zuschieben und abschließen, als sie die Ecke eines kleinen Briefumschlages hinter der Schublade hervorlugen sah. Jessica griff hinter die Akten und zog den Umschlag heraus. Der Hausbesitzer hatte ihn zwar versteckt, aber nicht verschlossen.
    In dem Briefumschlag steckten fünf Fotos. Sie waren im Herbst im Fairmount Park aufgenommen worden. Auf drei Fotos war eine vollständig bekleidete junge Frau abgebildet, die schüchtern die Pose eines Models nachahmte. Auf zwei Fotos war dieselbe junge Frau mit einem lächelnden Brian Parkhurst abgelichtet. Die junge Frau saß auf seinem Schoß. Die Bilder waren im Oktober letzten Jahres aufgenommen worden.
    Die junge Frau war Tessa Wells.
    »Kevin!«, rief Jessica durchs Treppenhaus.
    Byrne nahm zwei Stufen auf einmal und stand Sekunden später neben ihr. Jessica zeigte ihm die Fotos.
    »Verdammter Mist«, knurrte Byrne. »Wir hatten den Kerl in der Mangel und lassen ihn laufen!«
    »Keine Sorge. Den kriegen wir schon wieder.« Sie hatten unter der Treppe ein komplettes Reiseset entdeckt. Parkhurst war nicht verreist.
    Jessica fügte die Beweisstücke zusammen. Parkhurst war Doktor der Psychologie. Er kannte beide Opfer. Er hatte behauptet, Tessa Wells nur in seiner Funktion als ihr Beratungslehrer gekannt zu haben, und doch besaß er private Fotos von ihr. Er hatte früher mit einer Schülerin eine sexuelle Beziehung gehabt. Eine der ermordeten Schülerinnen hatte kurz vor ihrem Tod mit den Fingernägeln die ersten Buchstaben seines Namens in ihre Handfläche geritzt.
    Byrne rief von Parkhursts Telefon aus Ike Buchanan an. Er schaltete den Lautsprecher ein und erklärte Buchanan, was sie gefunden hatten.
    Buchanan hörte zu und sagte dann jene drei Wörter, auf die Byrne und Jessica gehofft und gewartet hatten: »Schnappt ihn euch.«
     

 
     
    29.
     
     
    Dienstag, 20.15 Uhr
     
     
    I m sanften Dämmerlicht des Halbschlafs, als der Tag der Nacht wich, sah Sophie Balzano wie ein Engel aus.
    Jessica hatte freiwillig die erste Beschattung von Brian Parkhursts Haus in Garden Court übernommen. Nun war sie nach Hause geschickt worden, um sich auszuruhen. Kevin Byrne ebenfalls. Zwei andere Detectives beschatteten nun das Haus.
    Jessica saß auf Sophies Bettrand und betrachtete ihr Kind.
    Sie hatten zusammen gebadet. Sophie hatte ihr Haar alleine gewaschen. Sie brauchte keine Hilfe, vielen Dank . Sie hatten sich abgetrocknet und im Wohnzimmer eine Pizza gegessen. Das entsprach nicht den Regeln, denn gegessen wurde normalerweise am Esstisch, aber seitdem Vincent nicht mehr hier lebte, waren schon viele Regeln übertreten worden.
    Das sollte nicht überhand nehmen , dachte Jessica.
    Nachdem Sophie in ihr Nachthemd geschlüpft war, hatte Jessica bemerkt, dass sie ihre Tochter fester und ein wenig häufiger gedrückt hatte als sonst. Selbst Sophie warf ihr einen seltsamen Blick zu, als wollte sie sagen: Was ist los, Mama? Jessica wusste, was los war. Das Gefühl, Sophie an solchen Tagen in den Armen zu halten, war wie ein Geschenk.
    Jetzt lag Sophie im Bett und Jessica versuchte, sich zu entspannen und Abstand zu den Grausamkeiten des Tages zu gewinnen.
    Ein wenig zumindest.
    »Geschichte?«, fragte Sophie mit piepsiger Stimme, worauf sie herzhaft gähnte.
    »Ich soll dir eine Geschichte vorlesen?«
    Sophie nickte.
    »Gut«, stimmte Jessica zu.
    »Nicht vom Hoke«, sagte Sophie.
    Jessica lachte. Sophie konnte den »Hoke« nicht leiden. Es hatte alles vor einem Jahr begonnen, mit einem Ausflug zum King of Prussia Einkaufszentrum und dem riesigen, fünfzehn Fuß hohen, aufgeblasenen grünen Hulk, der aufgestellt worden war, um den Verkauf der DVD anzukurbeln. Ein Blick auf die Riesenfigur, und Sophie hatte sofort hinter Jessicas Beinen Schutz gesucht.
    »Was ist das ?«, hatte Sophie mit bebenden Lippen gefragt, wobei sie ihre Finger in Jessicas Rock krallte.
    »Das ist der Hulk«, hatte Jessica ihr erklärt. »Ist bloß eine Comicfigur.«
    »Ich mag den Hoke nicht.«
    Dieses Erlebnis hatte zur Folge, dass alles, was grün und größer als einen Meter war, dem kleinen Mädchen von nun an Angst einflößte.
    »Wir haben gar keine Hulk-Geschichten, mein Schatz«, sagte Jessica. Sie hatte geglaubt, Sophie hätte den Hulk längst vergessen. Manche Monster starben offenbar einen langsamen Tod.
    Sophie kroch lächelnd unter die Decke und bereitete sich auf monsterfreie Träume vor.
    Jessica nahm die Bücherkiste aus dem Schrank und warf einen Blick

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