Byrne & Balzano 3: Lunatic
aufgeschnitten, umgerissen und verbogen worden oder anderen Spielarten des Vandalismus zum Opfer gefallen. Große Teile des Zauns fehlten. Überall lagen Müllsäcke, Autoreifen und Straßenabfälle herum.
Ehe Jessica weitere Fragen nach dem Mordopfer stellen konnte, glitt ein schwarzer Ford Taurus – dasselbe Modell wie der Dienstwagen, den Jessica und Byrne fuhren – auf den Parkplatz und hielt. Jessica kannte den Mann hinter dem Lenkrand nicht. Er stieg aus und kam zu ihnen.
»Sind Sie Detective Byrne?«, fragte er.
»Ja«, erwiderte Byrne. »Und wer sind Sie?«
Der Mann griff in seine Gesäßtasche und zog eine goldene Dienstmarke heraus. »Detective Joshua Bontrager«, sagte er. »Mordkommission.« Er grinste Byrne breit an und errötete.
Vermutlich war Bontrager um die dreißig, sah aber viel jünger aus. Er war ein schlanker, knapp eins achtzig großer Mann mit hellblondem Haar, das jetzt im Dezember seinen Glanz verloren hatte und zu eine Art Stachelfrisur geschnitten war, allerdings nicht im Stil von Gentlemen’s Quarterly , eher in Eigenproduktion. Seine Augen waren leuchtend grün. Er sah aus, als käme er vom Lande und hätte seinen Abschluss an einem Provinzcollege erworben. Bontrager drückte zuerst Byrnes und dann Jessicas Hand. »Sie müssen Detective Balzano sein«, sagte er.
»Ja«, sagte Jessica. »Freut mich.«
Bontragers Blick wanderte von einem zum anderen. »Das ist einfach toll, toll, toll! Großartig! «
Detective Joshua Bontrager sprühte vor Energie und Enthusiasmus. Angesichts der zahlreichen Stellenkürzungen, Frühpensionierungen und verletzungsbedingten Ausfälle – ganz zu schweigen von einer stetigen Zunahme der Gewaltverbrechen – war es gut, einen neuen Kollegen in der Abteilung zu haben. Auch wenn dieser Kollege aussah, als hätte er soeben bei einer Aufführung von Unsere Kleine Stadt an der örtlichen Highschool mitgewirkt.
»Sergeant Buchanan hat mich hergeschickt«, erklärte Bontrager. »Hat er Sie angerufen?«
Ike Buchanan war ihr Chef, zuständig für die Tagesschicht der Mordkommission. »Äh ... nein«, sagte Byrne. »Hat man Sie in die Mordkommission versetzt?«
»Vorübergehend«, sagte Bontrager. »Ich soll im Wechsel mit Ihnen und einem anderen Team zusammenarbeiten. Jedenfalls, bis die Lage sich ein wenig entspannt hat.«
Jessica schaute sich Bontragers Kleidung genauer an. Seine Anzugjacke war dunkelblau, seine Hose schwarz, als hätte er diese Kombination aus zwei verschiedenen Hochzeitsanzügen zusammengestellt. Oder er hatte sich angezogen, als es noch dunkel gewesen war. Seine gestreifte kunstseidene Krawatte musste aus der Zeit der Carter-Regierung stammen. Seine Schuhe waren abgeschabt, aber robust, erst kürzlich neu besohlt worden und fest geschnürt.
»Was kann ich tun?«, fragte Bontrager.
Byrnes Gesichtsausdruck schien die Antwort förmlich zu schreien: Du kannst dich dahin verziehen, wo du herkommst.
»Darf ich fragen, wo Sie gearbeitet haben, ehe Sie der Mordkommission zugeteilt wurden?«, erkundigte Byrne sich stattdessen.
»Bei der Verkehrspolizei«, erwiderte Bontrager.
»Wie lange waren Sie da?«
Brust raus, Kinn hoch. »Acht Jahre.«
Jessica hätte Byrne gerne einen Blick zugeworfen, aber das konnte sie nicht. Sie konnte es einfach nicht.
»Also«, sagte Bontrager, der sich die Finger rieb, um sie zu wärmen. »Was kann ich tun?«
»Zunächst einmal müssen wir dafür sorgen, dass der Tatort abgesichert ist«, sagte Byrne. Er zeigte auf die Rückseite des Gebäudes und die kurze Zufahrt auf der Nordseite des Grundstücks. »Wenn Sie diesen Zufahrtsweg absperren könnten, wäre das eine große Hilfe. Wir müssen vermeiden, dass Schaulustige das Grundstück betreten und Spuren verwischen.«
Im ersten Augenblick dachte Jessica, Bontrager würde salutieren.
»Dann will ich mich mal darum kümmern!«, sagte er unternehmungslustig.
Mit diesen Worten wandte Detective Joshua Bontrager sich ab und rannte über das Grundstück zu dem Zufahrtsweg.
Byrne drehte sich zu Jessica um. »Wie alt der wohl ist? Siebzehn?«
»Der wird erst noch siebzehn.«
»Ist dir aufgefallen, dass er keinen Mantel trägt?«
»Ja.«
Byrne warf Officer Calabro einen Blick zu. Beide Männer zuckten mit den Schultern. Byrne zeigte auf das Gebäude. »Liegt das Mordopfer im Erdgeschoss?«
»Nein, Sir«, erwiderte Calabro. Er drehte sich um und zeigte auf den Fluss.
»Das Opfer liegt im Fluss?«, fragte Byrne.
»Am Ufer.«
Jessica blickte zum
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