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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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schaute ihn mit ihren blassblauen Augen an, hinter denen ein geheimnisvolles Universum lebte.
    Roland schaute auf die Uhr. Es war Zeit zu gehen.
    Ehe er aufstehen konnte, nahm sie seine Hand in die ihre. Ihre Finger glichen geschnitztem Elfenbein. Roland sah ihre Lippen beben, und er wusste, was sie sagen würde.
    »Kleine Mädchen, hübsch und fein«, sagte sie. »Tanzen einen Ringelreih’n.«
    Roland spürte, dass sein steinernes Herz weich wurde. Er wusste, dass dies Artemisia Hannah Waites einzige Erinnerung an ihre Tochter Charlotte und die entsetzlichen Tage im Jahre 1995 war.
    »Wie zwei Kreisel, summ, summ, summ«, sagte Roland.
    Seine Mutter lächelte und beendete den Vers. »Dreh’n sie sich im Kreis herum.«
    Charles stand neben dem Lieferwagen. Seine Schultern waren von einer dünnen Schneeschicht überzogen. In den vergangenen Jahren hätte Charles Roland jetzt in die Augen gesehen und nach einem Hinweis gesucht, dass eine Besserung eingetreten war. Doch selbst Charles hatte dieses Ritual trotz seines angeborenen Optimismus schon lange aufgegeben. Ohne ein Wort zu sagen, stiegen sie in den Lieferwagen.
    Nach einem kurzen Gebet fuhren sie zurück in die Stadt.
    Sie aßen schweigend. Als sie fertig waren, räumte Charles die Teller ab. Roland konnte die Fernsehnachrichten im Büro hören. Nach ein paar Minuten steckte Charles den Kopf in die Tür.
    »Komm rein und schau dir das an«, sagte er.
    Roland betrat das kleine Büro. Auf dem Bildschirm war eine Aufnahme des Parkplatzes am Roundhouse zu sehen. Channel Six brachte eine Liveübertragung. Ein Reporter folgte einer Frau über den Parkplatz.
    Die Frau war jung und attraktiv, mit dunklen Augen. Sie wirkte sehr selbstbewusst. Sie trug einen schwarzen Ledermantel und Handschuhe. Unter ihrem Gesicht wurde eingeblendet, dass sie Detective bei der Mordkommission war. Der Reporter stellte ihr Fragen. Charles drehte den Ton lauter.
    »... die Tat einer einzigen Person?«, fragte der Reporter.
    »Das können wir weder bestätigen noch dementieren«, sagte die Polizistin.
    »Stimmt es, dass die Frau verstümmelt wurde?«
    »Da es sich um eine laufende Ermittlung handelt, kann ich keine näheren Angaben zu dem Fall machen.«
    »Möchten Sie unseren Zuschauern etwas sagen?«
    »Wir bitten um Mithilfe, den Mörder von Kristina Jakos zu finden. Wenn Sie etwas wissen, auch wenn es Ihnen unbedeutend erscheinen mag, rufen Sie bitte die Mordkommission des Philadelphia Police Departments an.«
    Mit diesen Worten drehte die Frau sich um und betrat das Gebäude.
    Kristina Jakos, dachte Roland. Das war die ermordete Frau, die sie am Ufer des Schuylkill River in Manayunk gefunden hatten. Roland hatte diese Information schon an die Korkwand neben seinem Schreibtisch geheftet. Jetzt würde er noch mehr über den Fall lesen. Er nahm einen Stift und schrieb sich den Namen des weiblichen Detectives auf.
    Jessica Balzano.

40.
    S ophie Balzano entwickelte übersinnliche Kräfte, wenn es um die Weihnachtsgeschenke ging. Sie musste die Pakete nicht einmal schütteln. Wie ein kleiner Zauberer drückte sie sich das Geschenk an die Stirn und erriet binnen Sekunden den Inhalt, dank der Zauberkraft eines kleinen Mädchens. Sophies Zukunft lag mit Sicherheit bei der Polizei. Oder vielleicht bei der Zollbehörde.
    »Das sind Schuhe«, sagte sie.
    Sophie kauerte vor dem riesigen Christbaum im Wohnzimmer auf dem Boden. Ihr Großvater saß neben ihr.
    »Ich verrate nichts«, sagte Peter Giovanni.
    Dann nahm Sophie eines der Märchenbücher in die Hand, die Jessica aus der Stadtbibliothek ausgeliehen hatte, und blätterte darin.
    Jessica beobachtete ihre Tochter und dachte: Vielleicht findest du dort einen Hinweis für mich, mein Schatz.
    Peter Giovanni hatte fast dreißig Jahre beim Philadelphia Police Department gearbeitet. Er hatte zahlreiche Auszeichnungen erhalten und war im Rang eines Lieutenants in den Ruhestand getreten.
    Peters Frau war vor zwei Jahrzehnten an Brustkrebs gestorben; später musste er seinen einzigen Sohn Michael beerdigen, der 1991 in Kuwait gefallen war. Trotz all dieser Schicksalsschläge hatte er sich beharrlich mit einer Sache identifiziert, einem Gesicht, das er der Welt präsentierte, einem Banner, das er hochhielt – das des Polizisten. Und obwohl er jeden Tag Angst um seine Tochter hatte, erfüllte es ihn mit ungeheuerem Stolz, dass sie bei der Mordkommission arbeitete.
    Peter Giovanni war Anfang sechzig und in der Gemeinde sowie für mehrere soziale

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