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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Zeichnung des Mondes gefunden. Es bestand kaum ein Zweifel, dass sie auf dem Leichnam ebenfalls eine Zeichnung finden würden, ein Bild des Mondes, gezeichnet mit Sperma und Blut.
    Kurz vor Mitternacht erschienen die Reporter und Fernsehteams. Sie versammelten sich in der Nähe des Bahnhofs, hinter dem Absperrband der Polizei. Jessica wunderte sich immer wieder darüber, wie schnell die Medien an einem Tatort auftauchten.
    Morgen früh würde die Story in den Zeitungen stehen.

43.
    D er Tatort wurde von der Stadt verschlossen und versiegelt. Die Reporter waren wieder verschwunden, um ihre Artikel zu schreiben. Die Forensiker würden die ganze Nacht bis in den nächsten Tag hinein die Spuren auswerten.
    Jessica und Byrne standen in der Nähe des Flussufers. Sie konnten sich beide nicht entschließen zu gehen.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Jessica.
    »Klar.« Byrne nahm eine kleine Flasche Bourbon aus der Manteltasche. Er spielte mit dem Verschluss. Jessica sagte nichts dazu. Sie waren nicht mehr im Dienst.
    Nach einer Minute des Schweigens schaute Byrne zu ihr hinüber. »Was ist?«
    »Du hast diesen Blick.«
    »Was für einen Blick?«
    »Den Andy-Griffith-Blick. Den Blick, der erkennen lässt, dass du darüber nachdenkst, den Job an den Nagel zu hängen und in Mayberry einen Job als Sheriff anzunehmen.«
    »Meadville.«
    »Siehst du?«
    »Ist dir kalt?«
    Ich friere mir den Arsch ab, dachte Jessica, sagte aber: »Nein.«
    Byrne zeigte auf die Bourbonflasche und hielt sie Jessica hin. Sie schüttelte den Kopf. Er drehte den Verschluss zu und hielt die Flasche fest.
    »Früher sind wir oft zu meinem Onkel nach Jersey gefahren«, sagte Byrne. »Ich wusste immer, dass wir bald da waren, wenn wir an dem alten Friedhof vorbeifuhren. Der war wirklich alt. Aus der Zeit des Bürgerkriegs, vielleicht noch älter. Neben dem Tor stand ein kleines Steinhaus, vermutlich vom Friedhofswärter, und in dem Fenster stand ein Schild: Kostenlos Erde abzugeben . Hast du schon mal so ein Schild gesehen?«
    »Ja«, sagte Jessica.
    »Weißt du, als Kind denkt man über solche Dinge nicht lange nach«, fuhr Byrne fort. »Jahr für Jahr sah ich dieses Schild. Es stand immer an derselben Stelle und verblasste im Sonnenlicht. Jedes Jahr wurden die roten Blockbuchstaben heller und heller. Dann starb mein Onkel. Meine Tante zog wieder in die Stadt, und wir fuhren nicht mehr dorthin.
    Jahre später, nachdem meine Mutter gestorben war, ging ich eines Tages zu ihrem Grab. Es war ein herrlicher Sommertag mit blauem, wolkenlosem Himmel. Ich saß dort und erzählte ihr, wie es bei mir so lief. Ganz in der Nähe war ein frisches Grab ausgehoben worden. Und plötzlich fiel der Groschen. Plötzlich begriff ich, warum der Friedhof kostenlose Erde angeboten hatte. Weil alle Friedhöfe kostenlose Erde haben. Ich dachte an all diese Menschen, die dieses Angebot im Laufe der Jahre angenommen hatten und die Erde für ihre Gärten, ihre Blumentöpfe und ihre Blumenkästen am Fenster benutzten. Die Friedhöfe machen in der Erde Platz für die Toten, und die Menschen holen diese Erde ab und pflanzen ihre Blumen darin ein.«
    Jessica schaute Byrne schweigend an. Je länger sie ihn kannte, desto mehr Fassetten seiner Persönlichkeit traten zutage. »Das ist schön.« Jessica war gerührt, versuchte es jedoch zu überspielen. »So habe ich es noch nie gesehen.«
    »Tja, wir Iren sind ein Volk von Dichtern.« Er drehte den Verschluss von der Flasche, trank einen kleinen Schluck und schraubte den Verschluss wieder drauf. »Und Trinkern.«
    Jessica nahm ihm die Flasche aus der Hand. Er widersetzte sich nicht.
    »Du solltest schlafen gehen, Kevin.«
    »Mach ich. Aber ich kann es nicht ausstehen, wenn uns so übel mitgespielt wird und wir völlig im Dunkeln tappen.«
    »Das hasse ich auch«, sagte Jessica. Sie zog ihren Schlüssel aus der Tasche, schaute auf die Uhr und ärgerte sich im selben Augenblick über sich selbst. »Du solltest mal mit mir joggen gehen.«
    »Joggen?«
    »Ja. Laufen.«
    »Verstehe. Ich glaube, das hab ich als Kind mal gemacht.«
    »Vielleicht habe ich Ende März wieder einen Kampf. Deshalb muss ich unbedingt Kondition bolzen. Wir könnten zusammen laufen. Es wirkt Wunder, glaub mir. Man bekommt einen klaren Kopf.«
    Byrne versuchte, ein Lachen zu unterdrücken. »Ich laufe nur, wenn jemand mich verfolgt. Und das muss schon ein verdammt großer Kerl sein. Mit einem Messer.«
    Der Wind frischte auf. Jessica fröstelte und schlug den Kragen

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