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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Galvez hatte zwei Waffen bei sich getragen. Das war vermutlich keine schlechte Idee gewesen.
    Jessica zog sich die Kapuze der Regenjacke über den Kopf und schaute nach links und nach rechts. Sie war allein. Im Augenblick.
    Sophie, meine Liebe. Graciella, mi amor.
    Ihr Herz und die Musik schlugen in demselben Takt. Jessica trat auf den Bürgersteig und lief los.
    In die Badlands.

51.
    I M ZEHNTEN S TOCK des Denison-Wohnhauses roch es nach Rauch, verbranntem Holz und feuchtem Plunder. Byrne hatte bereits ein paar Bourbon intus und hätte zu Hause sein sollen, hätte schlafen sollen.
    Stattdessen war er hier. In Laura Somervilles Wohnung. Die Wände im Treppenhaus waren noch warm. Die Tapete hatte sich gelöst und war teilweise eingerissen und verkohlt.
    Byrne zog sein Messer aus der Tasche, schnitt das Siegel an der Tür durch, knackte das Schloss und betrat die Wohnung.
    Der stechende Geruch von verbrannten Polstern und Papier lag in der Luft. Byrne drückte sich die Krawatte auf Mund und Nase. Er hatte einen alten Freund, Bobby Dotrice, der bei der Feuerwehr in Philadelphia gearbeitet hatte und vor fünfzehn Jahren in den Ruhestand getreten war. Byrne hätte schwören können, dass der Mann noch immer nach Rauch roch. Bobby hatte sich vollkommen neu eingekleidet, hatte sich einen neuen Wagen angeschafft, hatte sich eine neue Frau zugelegt, hatte sogar ein neues Haus gekauft. Den Geruch war er trotzdem nicht losgeworden.
    Byrne fragte sich, ob er wie ein Toter roch.
    Obwohl man den Hausbesitzern versichert hatte, dass keine Einsturzgefahr bestand, bewegte Byrne sich mit vorsichtigen Schritten durch die Wohnung. Der Strahl seiner Taschenlampe glitt über Tische, Stühle und Bücherregale, die stark unter dem Löschwasser gelitten hatten. Byrne fragte sich, wer größeren Schaden angerichtet hatte, das Feuer oder die Feuerwehr.
    Dann stand er vor der Schlafzimmertür, die einen Spalt geöffnet war. Es kam ihm vor, als wäre eine Ewigkeit vergangen, seitdem er hier gewesen war. Er stieß die Tür auf und betrat das Schlafzimmer.
    Das Fenster war mit Brettern vernagelt. Das Bett, die Matratze und die Kommode waren völlig verbrannt. Im ganzen Zimmer lagen verkohlte Scrabblesteine herum.
    Er öffnete den Schrank, der keinen Brandschaden davongetragen hatte, nur Wasserschäden. An einer Seite hing ein Kleidersack aus Leinen. Byrne zog den Reißverschluss auf und schaute hinein. Alte Kleidungsstücke. Uralte Klamotten, die wie Kostüme aussahen. Sie ...
    ... schaut durch ein zersprungenes, notdürftig repariertes Lastwagenfenster in die Landschaft ... Sie weiß ...
    Byrne schloss die Augen, als die Kopfschmerzen zurückkehrten.
    Sie weiß ...
    Byrne schaute auf den obersten Einlegeboden. Die Kassette stand noch dort. Er klemmte sich die Taschenlampe unter den Arm und nahm die Kassette herunter. Sie war warm. Sie hatte kein Schloss. Sie war ganz glatt. Er schüttelte sie. In der Kassette bewegte sich etwas. Es hörte sich an wie Papier.
    Als Byrne ein paar Minuten später die Wohnung verließ, nahm er die Kassette mit. Er schloss die Tür, griff in die Tasche und zog ein neues Polizeisiegel heraus. Er entfernte die Schutzfolie, klebte das Siegel auf den Türrahmen und steckte die Folie ein.
    Dann fuhr er zurück nach Süd-Philadelphia.
    Als er vor seiner Wohnung auf den Bürgersteig trat, klingelte sein Handy. Es war eine SMS. Ehe Byrne die Nachricht las, schaute er auf die Uhr. Es war Viertel vor drei in der Frühe. Colleen war praktisch die Einzige, die ihm SMS schickte, aber nicht mitten in der Nacht.
    Er schaute aufs Display und las die Nachricht.
    Da stand: 910 Jhome.
    Byrne wusste, was das bedeutete. Es war ein Code, den er vor langer Zeit mit Jessica vereinbart hatte, doch sie benutzten ihn sehr selten. JHome bedeutete, dass Jessica zu Hause war. 910 bedeutete, dass sie ihn brauchte, dass es aber kein Notfall war.
    In diesem Fall hätte sie 911 geschrieben.
    Byrne stieg wieder in den Wagen und fuhr nach Nordosten.

52.
    S WANN ERWACHTE UM drei Uhr. Er konnte nicht schlafen. Dieses Problem hatte er schon seit seiner Kindheit. In den Nächten, ehe er mit seinem Vater auf Tournee ging oder wenn sie in aller Herrgottsfrühe mit dem Zug von einem Veranstaltungsort zum nächsten fuhren, war er immer so aufgeregt, dass er nicht einschlafen konnte.
    Das war wieder so ein Tag.
    Er duschte, rasierte sich und zog sich sportlich-schicke Sachen an, wie sie beispielsweise ein Vermessungsingenieur tragen würde oder ein

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