Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
Vom Netzwerk:
führte sie in die Küche.

54.
    L ILLY LIEF DURCH die Straßen. Ihr knurrte der Magen. Sie war noch nie so erschöpft gewesen. Sie lief immer weiter. Spruce, Walnut, Locust, Sansom, Chesnut, Market. Rauf und runter, kreuz und quer. Eine Zeitlang trieb sie sich am Rittenhouse Square herum. Sie beobachtete die Stadt, wie sie gähnte, sich streckte und erwachte. Sie sah die Ärzte und das Pflegepersonal, die am Jefferson Hospital eintrafen, und die Lieferwagen, die frisches Brot und die neuesten Nachrichten des Tages brachten. Sie sah die Obdachlosen, die sich in den Hauseingängen regten, und die Taxifahrer und Cops, für die es keine Zeit zu geben schien.
    Lilly lief mit ihrem Schatz in der Hand durch die Straßen.
    Sie erinnerte sich an eine Riesenparty, auf der sie gewesen war, ungefähr mit zwölf Jahren. Gerade als sie gehen wollte, hatte ihr Freund Roz ihr ein Stück Marihuana in die Hand gedrückt, aber sie hatte nicht gewusst, wohin damit. Sie hatte keine Folie bei sich, und keine Plastiktüte. Schließlich drückte sie den Stoff fest zwischen Daumen und Zeigefinger und lief so den ganzen Weg nach Hause. Sie wollte das Zeug auf keinen Fall verlieren. Sie lief mehr als zwei Meilen, nahm die Abkürzung durch den Culver Park, dann am Wasserreservoir vorbei und über die Gleise. Irgendwie gelang es ihr, ihren Schatz heil nach Hause zu bringen, wo sie ihn sofort in eine leere Pillendose warf. Sie war mächtig stolz, dass sie es geschafft hatte.
    Jetzt hielt sie etwas noch viel Wichtigeres, Kostbareres in der Hand. Sie konnte sich nicht einmal dazu durchringen, es in ihre Tasche zu stecken. Sie wollte es auf der Haut spüren.
    Lilly musste an den Typen denken. Sie hatte seine Telefonnummer. Er würde ihr helfen.
    Sie lief von der Front Street zur Broad Street, bis sie nicht mehr konnte. Dann setzte sie sich auf einen der großen Blumenkübel und wartete auf den Sonnenaufgang.

55.
    D IE M ORDE WAREN die Schlagzeilen des Tages. Sie standen sowohl im Inquirer als auch in den Daily News auf der ersten Seite. Die drei großen Fernsehsender brachten sie als Topmeldung in den Nachrichten. Auf allen lokalen Nachrichten-Websites waren sie das Hauptthema des Tages.
    Das Labor überschlug sich fast, um so schnell wie möglich alle Spuren zu untersuchen. Auf dem Dach, auf dem Katja gesessen hatte, war ein Teil eines Schuhabdrucks sichergestellt worden. Der Stuhl selbst wies eine Reihe verwischter Fingerabdrücke auf, die jetzt mit AFIS, dem Automatischen Fingerabdruck-Identifikationssystem, abgeglichen wurden. Die Schwerter wurden als handgefertigte, zweischneidige Degen identifiziert, wie sie beim Fechten benutzt wurden. Sie wiesen keine Fingerabdrücke auf.
    Birta Dovic, Katjas Mutter, reiste aus Connecticut an. Zwei Ermittler der Staatspolizei Connecticut verhörten Katjas Freunde und Schulkameraden. In jedem Streifenwagen in der Stadt lagen jetzt die Fotos der drei Opfer auf dem Armaturenbrett. Streifenpolizisten wurden angewiesen, Passanten zu fragen, ob sie die Mädchen irgendwann einmal gesehen hatten.
    Die Nachforschungen liefen auf Hochtouren. Dennoch war das, was alle Ermittler suchten, noch nicht gefunden worden.
    Sie brauchten einen Namen.
    Um kurz nach acht Uhr kam Josh Bontrager atemlos ins Büro gestürzt.
    »Was ist los?«, fragte Jessica. Sie hatte das Gefühl, ihr Kopf würde gleich platzen. Sie hatte drei Stunden geschlafen und war wie in Trance in die Stadt gefahren. Der Zustand erinnerte sie an ihre Studienzeit.
    Bontrager hielt eine Hand hoch. Er war völlig außer Atem.
    »Beruhig dich erst mal, Josh.«
    Bontrager nickte.
    »Wasser?«
    Er nickte noch einmal.
    Jessica drückte ihm eine Wasserflasche in die Hand. Er trank die ganze Flasche aus, atmete tief durch und sagte dann: »Eine Frau hat den Notruf verständigt. Sie war in dem Park.«
    »In welchem Park? Im Fairmount?«, fragte Byrne.
    »Tacony Creek«, sagte Josh, der nun fast wieder normal atmete. »Weißt du, welchen ich meine?«
    Alle wussten es. Der Tacony Creek Park, der offiziell zu der großen Fairmount-Parkanlage gehörte und ungefähr eine halbe Quadratmeile umfasste, lag am Tacony Creek und verband den Frankford Creek im Süden mit Cheltenham Township im Norden. Er grenzte an ein dicht besiedeltes Gebiet in Nord-Philadelphia.
    »Jedenfalls, diese Frau hat angerufen und gesagt, sie habe einen Mann gesehen, einen gut gekleideten Weißen, zu dem eine Jugendliche in den Wagen gestiegen sei. Der Wagen war ein schwarzer Acura. Die ganze Sache

Weitere Kostenlose Bücher