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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Motorhaube. Tatsächlich gehörten alle Fundorte zu einem aus vier oder fünf Reihenhäusern bestehenden Block mit einem Eckhaus. Byrne verglich die vier Fotos mit der Luftaufnahme auf dem LCD-Monitor.
    Reine Geometrie.
    »Vier Dreiecke«, sagte Byrne. »Vier Häuser, die von oben wie Dreiecke aussehen.«
    »Es ist die Stadt«, sagte Jessica.
    »Es ist die Stadt«, wiederholte Byrne. »Er legt aus der Stadt Philadelphia ein Tangram-Puzzle.«

73.
    1.25 Uhr
    Lilly hatte gehört, dass der Wagen weggefahren war, doch sie wagte es nicht, sich zu bewegen. Sie wartete drei Minuten. Als sie nichts hörte, stieg sie aus dem Bett. Ihre Schuhe standen ordentlich neben der Fußleiste. Sie zog sie an.
    Sie war noch ein wenig wacklig auf den Beinen, fand aber schnell ihr Gleichgewicht wieder.
    Sie trat ans Fenster und schob vorsichtig den Samtvorhang zur Seite. Hinter den Gitterstäben sah sie das Licht der Straßenlaternen zwischen den Bäumen schimmern; sonst war kaum etwas zu sehen. Draußen war tiefste Nacht. Lilly wusste nicht, wie spät es war, ob zehn Uhr abends oder vier Uhr morgens. Jetzt erst wurde ihr klar, dass sie ihr Leben lang immer gewusst hatte, wo sie sich aufhielt und wie spät es war. Dies nicht zu wissen war genauso beunruhigend wie die Zwangslage, in der sie sich befand.
    Lilly drehte sich um und schaute sich alles genauer an. Der Raum war klein, aber hübsch dekoriert. Die Möbel sahen antik aus. Im Nachtschrank neben dem Bett waren zwei Schubladen. Lilly zog am Griff der oberen, doch sie bewegte sich nicht. Wahrscheinlich klemmte sie. Lilly zog noch einmal, diesmal fester. Nichts tat sich. Sie zog an der unteren Schublade, doch auch die ließ sich nicht herausziehen. Sie ging um das Bett herum zu dem anderen Nachtschrank. Die Schubladen waren allesamt zugenagelt oder zugeklebt. Lilly rüttelte leicht an dem Schrank, doch kein Geräusch deutete darauf hin, dass im Innern etwas versteckt war.
    Lilly kam sich vor wie in der Museumsnachbildung eines Schlafzimmers. Alles war vorgetäuscht, nichts war echt, nichts funktionierte. Angst stieg in ihr auf. Sie atmete tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. Dann ging sie zur Tür, schlug mit dem Handballen dagegen und drückte ein Ohr ans Türblatt.
    Stille.
    Lilly schaute aufs Bett. Es war ein Einzelbett mit glänzendem Messingkopfteil. Sie hob die Daunendecke und das Laken hoch. Der Rahmen bestand aus Metall. Wenn es ihr irgendwie gelang, den Rahmen auseinanderzunehmen, könnte sie das Fenster einschlagen und um Hilfe rufen. Sie glaubte zwar nicht, dass andere Häuser in der Nähe waren, aber man wusste ja nie. Vielleicht könnte sie dann auch einen Dachziegel herausreißen und ihn als Waffe benutzen.
    Lilly kniete sich auf den Boden und tastete mit den Händen über die Unterseite des Bettes. Es schien alles zusammengeschweißt zu sein.
    Scheiße.
    Lilly setzte sich auf den Nachtschrank und schaute auf das große Gemälde an der Wand. Es war das Bild eines Schlosses auf einem Berg inmitten üppiger Wälder und Vögelschwärme. Muss schön sein dort, dachte sie. Das Gemälde hing wieder schief. Wahrscheinlich hatte sie es berührt. Ohne vom Nachtschrank aufzustehen, stieß sie leicht gegen den großen vergoldeten Rahmen.
    Sie hörte ein Geräusch, einen leisen, dumpfen Laut. Lilly eilte zum Fenster. Ein Auto schien es nicht zu sein; es waren keine Scheinwerfer zu sehen, die die Dunkelheit durchdrangen. Es sei denn, der Wagen war bereits in die Einfahrt eingebogen oder in die Garage gefahren. Das Geräusch hielt an und wurde etwas lauter. Nein, das war kein Auto.
    Das Geräusch erklang in diesem Zimmer .
    Plötzlich verstummte der Laut. Lilly schaute auf die Wand gegenüber der Tür und sah dort einen Durchgang. Eine kleine Tür mitten in der Wand.
    Sie rieb sich die Augen, als hätte sie Halluzinationen. Aber so war es nicht.
    Da war tatsächlich ein Durchgang, der vorhin noch nicht da gewesen war.
    Vorsichtig ging Lilly darauf zu, blieb aber erst vor der Tür stehen und lauschte. Noch immer war alles ruhig. Dann hörte sie ein lautes Geräusch und zuckte zusammen.
    Der Durchgang war zu. Versperrt.
    Lilly tastete über die getäfelte Wand, fand aber keinen Riegel und keine Ritze. Der Durchgang war verschwunden.
    Lilly brauchte zehn Minuten, um sich die Abfolge der Ereignisse ins Gedächtnis zu rufen, die zu dem Geräusch und dem Erscheinen des Durchgangs in der Wand geführt hatten.
    Sie hatte auf dem Rand des Nachtschranks gesessen und die Füße auf den

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