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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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stellte Jessica ihr Handy auf leise. Es wäre sehr ungünstig, würde es im falschen Augenblick klingeln.
    Auf halber Strecke der gewundenen Einfahrt hatte Jessica die Scheinwerfer ausgeschaltet und den Motor abgestellt. Dann hatte sie ihre Waffe gezogen und sich der verfallenen Veranda genähert. Zum zweiten Mal binnen kürzester Zeit.
    Jetzt erinnere ich mich wieder. Im letzten Jahr waren zwei Polizisten hier.
    Jessica fragte sich, wie viele Häuser dieser Art es gab. Häuser, die von der Straße aus nicht einsehbar waren. Häuser, die den Eindruck vermittelten, die Zeit sei stehen geblieben. Sie drückte ihr Ohr auf ein Fenster neben der Tür. Zuerst herrschte Stille, dann hörte sie Musik. Jemand war im Haus. Jagte sie einen Geist, oder wohnte hier ein Monster?
    Jessica klingelte, trat zurück und wartete. Nichts tat sich. Sie beleuchtete mit der Taschenlampe die von wildem Wein überwucherte Fassade. Sämtliche Fenster waren dunkel. Sie versuchte es mit dem verrosteten eisernen Türklopfer. Nichts rührte sich.
    Als Jessica durch dichtes Gestrüpp und hohes Gras das Haus umrundete, kam sie an einer kleinen Holzlaube vorbei. Neben dem Haus stand eine Garage für mehrere Fahrzeuge. Jessica näherte sich der Tür, spähte ins Innere und sah einen Van sowie drei weitere neuere Autos. Ein Stellplatz war leer. Stand dort sonst Eve Galvez’ Auto? Hatte der schwarze Acura hier gestanden?
    Jessica lief an der Rückseite des Grundstücks entlang. Am Wegrand standen verfallene Steinbänke.
    Sie schaute auf die Rückseite des Hauses und ließ den Blick über die Fenster im ersten Stock schweifen. Die Hälfte war vergittert, obwohl es keine Feuerleiter gab. Es gab keine Möglichkeit, hier einzusteigen.
    Die Eisenstangen sollten nicht dazu dienen, Einbrecher abzuhalten – sie sollten verhindern, dass die Gefangenen ausbrachen.
    Plötzlich sah sie einen Schatten hinter einem der schmutzigen Fenster. In einem der Zimmer bewegte sich jemand.
    Jessica trat zurück und stolperte beinahe über eine alte, verrostete Sonnenuhr. Sie sah, dass die Vorhänge am Fenster einen Spalt geöffnet wurden. Eine Gestalt schälte sich aus der Dunkelheit. Es schien ein junges Mädchen zu sein.
    Jessica nahm ihr Funkgerät vom Gürtel und drückte auf die Notruftaste. Alle Funkgeräte des Police Departments waren mit GPS und einem kleinen roten Knopf ausgestattet, der sämtliche zur Verfügung stehenden Cops in der Gegend alarmierte, sobald er betätigt wurde.
    Jessica konnte nicht länger warten. Ihr Blick schweifte über den Boden. Sie entdeckte einen faustgroßen Stein, zerschmetterte das Fenster und öffnete die Tür.
    Dann betrat sie das Haus.

91.
    5.30 Uhr
    Der Logan Circle lag verlassen da, bis auf eine einsame Gestalt, die auf dem Brunnenrand saß, den Blick nach Süden gewandt und mit einer großen Kiste neben sich. Die Szene glich einem eigenartigen Bild, wie man es auf der Osterinsel hätte sehen können. Die Wasserzufuhr des Brunnens und der Strom für die Straßenlaternen waren abgestellt worden. Byrne war in Philly aufgewachsen und oft am Logan Circle gewesen. Schon als Kind hatte er Erkundungstrips zum Kunstmuseum und zum Franklin Institute unternommen. Jetzt sah der Platz wie eine Marslandschaft aus und war ihm vollkommen fremd. Byrne hatte noch nie erlebt, dass die Gegend so trostlos und verlassen ausgesehen hatte.
    Streifenwagen und Zivilfahrzeuge der Mordkommission näherten sich langsam aus Richtung Vine Street, Race Street, North Nineteenth Street und Benjamin Franklin Parkway. Alle Zufahrten zum Logan Circle waren gesperrt. Byrne war froh, dass es so früh am Morgen war. Hätte dieser Einsatz sich mitten am Tag abgespielt, hätten sie wegen des hohen Verkehrsaufkommens und der vielen Passanten mit großen Problemen zu kämpfen gehabt.
    Um 5.35 Uhr kam der Einsatzbefehl.
    Sechs SWAT-Officers näherten sich dem Platz mit schussbereiten AR-15-Gewehren. Obwohl einen Block entfernt, hörte Byrne, wie die Officers den Verdächtigen aufforderten, sich auf den Boden zu legen. Als sie sich bis auf fünf, sechs Meter genähert hatten, legte der Mann die Hände hinter den Kopf und kniete sich auf die Erde. Sekunden später packten ihn zwei uniformierte Polizisten, legten ihm Handschellen an und führten ihn ab.
    Das ergibt doch keinen Sinn, dachte Byrne. Das war der Sammler? Der rätselhafte Puzzlemeister?
    Byrne rannte die Straße zum Logan Circle hinunter. Irgendetwas stimmte nicht. Ehe er die Ecke erreichte, meldete Josh Bontrager

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