Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
Vom Netzwerk:
Gerichtsmediziner herbeirufen, Zeugen befragen und zusätzliche Leute mobilisieren zu müssen, ehe der Täter entwischte. Kalte Fährten waren nun mal kalt, und Tote blieben tot.
    Doch Byrne musste zugeben – wenn auch nur seiner Partnerin gegenüber –, dass es noch derselbe Nervenkitzel war wie als Anfänger, dieselbe Ruhelosigkeit bei der fieberhaften Jagd nach einem Mörder, sobald man erst die Fährte aufgenommen hatte.
    Byrne hob den Blick zu dem Fenster, zu den vom Rauch geschwärzten Ziegeln im obersten Stockwerk des Gebäudes, dort, wo die Wohnung 1015 lag. Das Licht der Straßenlaternen tauchte das Gebäude in ein blasses Blau. Wieder musste er beim Anblick der beiden Fenster an tote schwarze Augen denken, die auf ihn hinunterstarrten und ihm den Blick auf die Ereignisse verwehrten, die sich in dieser Wohnung zugetragen hatten.
    Da sie sehr schnell den Notruf verständigt hatten – Byrne hatte die Feuerwehr noch vor Laura Somervilles Wohnungstür gerufen –, hatte das Feuer weniger als die Hälfte der Wohnung zerstört. Der größte Teil war praktisch unversehrt. Die Möbel, die Bücherregale und Wände hatten Rauch- und Wasserschäden erlitten, aber das war auch schon alles.
    Byrne hatte in seinem Job schon eine Menge gesehen. Fürchterliche Dinge. Unvorstellbare Grausamkeiten. Er hatte fast alles gesehen, was ein Mensch einem anderen Menschen antun konnte. Auch, was ein Mensch sich selbst antun konnte. Er hatte es mit den verschiedensten Waffen, den skurrilsten Methoden und sämtlichen denkbaren und undenkbaren Motiven zu tun gehabt. Trotz seiner Erfahrungen musste er zugeben, dass Laura Somervilles Selbstmord so bestürzend war wie alles, was er schon erlebt hatte.
    Byrne hatte versucht, Mickey Dugan, einem alten Freund und Captain der Feuerwehr von Philadelphia, Informationen zu entlocken. Dugan hatte ihm gesagt, die Feuerwehr vermute – was zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings wenig bedeutete –, dass eine Öllampe unter der Matratze im Schlafzimmer das Feuer entfacht habe.
    Was war geschehen? Laura Somerville hatte gebeten, sie kurz zu entschuldigen, worauf sie das Wohnzimmer verlassen und das Schlafzimmer betreten hatte. Daraufhin musste sie eine Öllampe aus dem Schrank genommen, sie angezündet und unters Bett gestellt haben. Sie hatte ihre Wohnung in Brand gesetzt und sich dann durchs Fenster in die Tiefe gestürzt.
    Was hatte sie verheimlichen wollen, dass sie versucht hatte, ihre Wohnung, ihren Besitz mitsamt der kostbaren Spiele- und Puzzlesammlung und möglicherweise sogar das ganze Gebäude niederzubrennen? War es möglich, dass die Frau ihren Selbstmord bereits geplant hatte, ehe die Polizei plötzlich vor ihrer Tür stand? War es überhaupt Selbstmord gewesen? Zumindest gab es keinerlei Hinweise auf Fremdeinwirkung.
    Byrne nippte von seinem Kaffee.
    Der ganze Tag lag vor ihnen. Ein Tag, der Caitlin O’Riordan gehörte. Doch Byrne wusste, dass ihn das Bild von Laura Somervilles zerschmettertem Körper und ein seltsames Wort den ganzen Tag verfolgen würden.
    Ludo.

11.
    D ER K ELLER WAR EINE riesige, stille Höhle, in der es sogar im Hochsommer kühl war – Gänge, die andere Gänge kreuzten, geschnitzte Türstürze, an denen man sich leicht den Kopf stoßen konnte, Steinwände, die keine Farbe und keine Erinnerungen kannten. Die Ecken waren sauber, feucht und dunkel.
    Das riesige Untergeschoss war in mehr als zwölf Räume unterteilt. Als Faerwood um 1900 erbaut worden war, hatte man den Keller hauptsächlich als Lagerraum genutzt. Es gab dort eine Kohlenrutsche, einen Heißwasserkessel, einen Ölofen und zahlreiche verrostete, eiserne Stützpfeiler.
    Der ursprüngliche Besitzer – ein leitender Angestellter der Eisenbahngesellschaft von Pennsylvania namens Artemus Coleridge, der sich 1908 an einem Dachbalken seines Hauses erhängt hatte – hinterließ sieben Kinder. In den weitläufigen Räumen des Kellergeschosses spielten sie im Winter ihre Spiele, und ihre Wettkämpfe wurden von Dutzenden Gaslampen und Hunderten Kerzen beleuchtet. Noch heute fand Swann kleine Mengen geschmolzenen Wachses und schwarze Dochte an den unmöglichsten Stellen.
    Als Erwachsener konnte Swann sich dieses Haus nicht voller glücklicher Kinder vorstellen, nicht diesen Ort seiner verpfuschten Kindheit. Doch als Junge war er oft durch diese Räume geschlichen und hatte sich Stimmen und helles Lachen ausgemalt, hatte unsichtbare Freunde herbeigezaubert und war mit Geistern herumgetollt.
    Ursprünglich

Weitere Kostenlose Bücher