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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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sie aufs Bett. »Deinen Eltern? Deiner Familie?«
    Katja nickte zögernd, ohne etwas zu erwidern. Von der Lebendigkeit und dem Schwung der Jugendlichen an jenem ersten Tag war nichts mehr zu spüren. Damals war sie ein richtiges Energiebündel gewesen, bereit, sich jeder Herausforderung zu stellen und jede Idee aufzugreifen.
    Er nahm ihre Hand in seine. Ihre Handfläche fühlte sich an wie vertrocknetes Pergament.
    »Aber ich sorge doch jetzt für dich, Liebste.« Swann strich ihr zärtlich durchs Haar. Es war feucht und fettig. Er hatte sie heute Morgen extra gebadet. Es schien kaum noch etwas zu nutzen. Er zog ein Taschentuch hervor und wischte sich die Finger ab.
    Sie nickte matt.
    »Denk darüber nach, Katja. War ich nicht von allen Menschen in deinem Leben, von deiner ganzen Familie und allen deinen Freunden, am freundlichsten zu dir? Ich habe dir vorgelesen, habe für dich gekocht und deine Fußnägel in deiner Lieblingsfarbe lackiert.«
    In Wahrheit war es seine Lieblingsfarbe. Orangerot.
    Katja schaute aufs Fenster und die dünnen Sonnenstrahlen und schwieg.
    »Trink einen Schluck Tee«, sagte er. »Dann fühlst du dich besser.«
    Swann stand auf, durchquerte den Raum, nahm die Isolierkanne in die Hand und goss Tee ein. Er war noch warm. Er warf ein Stück Würfelzucker hinein. Dann kehrte er zum Bett zurück, setzte sich und rührte den Tee um. Als der Silberlöffel gegen das Porzellan schlug, hallte das Klirren durch den völlig stillen Raum.
    Als Katja den Blick hob, führte er die Tasse an ihre Lippen. Sie trank einen kleinen Schluck. Er wischte ihr den Mund mit einer Leinenserviette ab.
    »Sie sorgen für mich«, sagte sie.
    Die arme Katja. Er hatte sich so große Mühe mit ihr gegeben. Er hatte sich mit allen die größte Mühe gegeben.
    »Komm mit, meine Liebe.« Swann stellte die Tasse und die Untertasse auf den Nachttisch und reichte ihr die Hand.
    »Wohin gehen wir?«, fragte sie.
    »An einen sicheren Ort.«
    Swann dachte an das Meisterstück handwerklicher Kunst drei Stockwerke tiefer, die Kiste und die sieben scharfen Klingen.
    Katja stand zitternd auf. Ihre dünnen Beine vermochten sie kaum noch zu tragen. Joseph Swann legte einen starken Arm um ihre Taille. Sie fühlte sich zerbrechlich an.
    »Bringen Sie mich nach Hause?«, fragte Katja.
    Swann schaute ihr in die Augen. Er sah nichts mehr von dem Energiebündel, das er damals im Park getroffen hatte, von der jungen Frau, die so bereitwillig seine Hilfe und seinen Trost angenommen hatte. Und das alles ohne Dank.
    Kurz darauf stiegen sie die Treppe hinunter. Mozart’sche Klänge erfüllten das Haus. Drei Etagen tiefer wartete die Schwertkiste.
    »Ja«, sagte Swann. »Ich bringe dich nach Hause.«

10.
    K EVIN B YRNE SASS GEGENÜBER vom Denison-Wohnhaus in seinem Wagen. Die oberste Etage befand sich an der Seite des Hauses, die zur Locus Street lag. Sie war von Ruß geschwärzt, und die Fenster sahen aus wie leere Augenhöhlen. Knorrige, rabenschwarze Finger streichelten die Steinfassade. Noch immer roch es in der ganzen Straße verbrannt.
    Byrne war erschöpft, doch die Erschöpfung war ein alter Freund. Er schaute auf die Uhr.
    Viertel nach zwei in der Nacht.
    Byrne hatte schon immer ein wenig unter Schlaflosigkeit gelitten, doch seitdem er Detective geworden war, hatte er selten mehr als fünf oder sechs Stunden in der Nacht geschlafen. In seinen ersten Dienstjahren, als er Streifenpolizist gewesen war, hatte er oft die letzte Schicht erwischt und musste die ganze Nacht durcharbeiten, und so etwas vergisst die innere Uhr niemals. Die Routine und der Rhythmus, um drei oder vier oder fünf Uhr morgens in einem stickigen Wagen zu sitzen, Kaffee zu trinken und stark gezuckertes, fetthaltiges Fast Food zu essen, wurden die Regel statt die Ausnahme. Schlaf entwickelte sich zu etwas Unnatürlichem. Magenverstimmungen und Schlaflosigkeit wurden zur Normalität. Byrne kannte keinen Detective, der nach zwanzig Jahren Dienst in diesem Job noch gut schlafen konnte.
    Jetzt schien die Schlaflosigkeit fast ein Dauerzustand zu sein, mit dem er sich wohl oder übel arrangieren musste. Seitdem er der Abteilung Sonderermittlung beim Morddezernat zugeteilt worden war, waren die Arbeitszeiten leichter vorhersagbar, was einerseits gut, andererseits schlecht war, zumindest was die Opfer betraf. In dieser Abteilung gab es nicht die Hektik, die nach der Meldung eines neuen Mordfalles ausbrach, nicht die Hetze der Jagd, nicht den Druck, in aller Eile den

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