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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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pechschwarze Nacht.
    Es war das erste Mal, doch dieses Szenario sollte sich in Zukunft oft wiederholen. Es tauchten immer wieder neue Rivalen auf, die Joseph seinen Platz in der Show von Great Cygne und im Herzen seines Vaters streitig machen wollten. Joseph kümmerte sich in jedem einzelnen Fall darum, dass er die Nummer eins blieb.
    Als die Zauberei Anfang der Achtzigerjahre in Fernsehsendungen und großen Las-Vegas-Shows Einzug hielt, wurde aus Great Cygne ein Relikt der Vergangenheit, ein Mann, der nur noch durch schäbige Kneipen tingelte. Karl Swann verfiel dem Suff und brachte sich und Odette auf der Bühne immer öfter in peinliche Situationen. Manchmal vergaß er sogar seine Auftritte.
    Dann kam der singende Junge .
    1982
    Den größten Teil des schwülen Sommers verbrachte Joseph in der Werkstatt im Keller von Faerwood. Der große Raum war mit einer Drehbank, einer Tischsäge, einer Standbohrmaschine und einer gelochten Hartfaserplatte mit den besten Hand- und Elektrowerkzeugen ausgestattet. Mehr als drei Monate lang durfte Joseph den Keller nicht verlassen. Doch wann immer sein Vater Faerwood verließ, knackte Joseph binnen Sekunden das Schloss und stromerte durchs Haus.
    In diesem Sommer lernte er die Kunst des Möbelschreinerns kennen.
    Der singende Junge war ein Zauberkunststück, das Karl Swann selbst erfunden hatte. Im Mittelpunkt standen drei große Kisten, die auf die Bühne gerollt und alle von einem eigenen Scheinwerfer beleuchtet wurden.
    Zu Beginn der Vorführung öffnet der Zauberer jede Kiste und zeigt dem Publikum, dass sie leer ist. Dann tritt ein Junge auf die Bühne und kriecht in die mittlere Kiste. Während der Junge zu singen beginnt, schließt der Zauberer die Kiste, sodass die Stimme gedämpft wird. Plötzlich hört man den Gesang links auf der Bühne. Der Zauberer öffnet die Kiste auf der linken Seite, sodass die Zuschauer den Jungen sehen können, der sein Lied weitersingt. Der Zauberer schließt die Tür, und augenblicklich wandert die Stimme zur rechten Seite. Wieder können die Zuschauer den Jungen in der Kiste sehen, diesmal rechts auf der Bühne. Der Zauberer schließt die Tür ein letztes Mal und beschwört die Kiste mit wilden Handbewegungen. Von einem spektakulären Tusch begleitet, brechen alle drei Kisten zusammen, worauf aus jeder sechs Tauben flattern und davonfliegen.
    Doch der Gesang des Jungen hält an. Er steigt aus den hinteren Theaterrängen empor, wo plötzlich der Junge steht, jetzt ganz in Weiß gekleidet.
    Nach fast acht arbeitsreichen Monaten hatte der Zauberer alles perfekt einstudiert. An einem bitterkalten Januarabend, als die Schneewehen sich bis zu den Fenstern von Faerwood türmten, bat Karl Swann zwei seiner Freunde in das große Zimmer. Wilton Cole und Marchand Decasse waren ebenfalls Zauberer, drittklassige Illusionisten, die sich auf Karten- und Münzentricks spezialisiert hatten. Doch ihre beste Zeit lag hinter ihnen. An diesem Abend tröpfelten sie ihren Absinth auf Würfelzucker, ehe sie ihn tranken, und rauchten gemeinsam mehr als eine Pfeife Opium. Joseph versteckte sich hinter einem der verborgenen Durchgänge des Hauses und beobachtete sie.
    Um Mitternacht trat Great Cygne in seinem Kostüm auf und präsentierte das Zauberkunststück. Joseph, der schon viel zu groß war für die Rolle des singenden Jungen, übernahm die Rolle dennoch. Er betrat den Raum und zwängte sich in die mittlere Kiste. Dann schloss sein Vater die Tür.
    Joseph wartete mit pochendem Herzen. Die von Körpergerüchen und Angstschweiß erfüllte Atemluft wurde ihm knapp. Er hörte gedämpftes Gelächter, einen lauten Streit und das Splittern von Glas. Die Zeit schien stehen zu bleiben und zurückgespult zu werden.
    Der Boden der Kiste musste sich jeden Augenblick öffnen, wie sie es geprobt hatten. Der Junge wartete und wartete, bekam kaum noch Luft. Er schnappte ein paar Wortfetzen der beiden Männer auf, die laut überlegten, ob sie den Zaubertrick von Josephs Vater stehlen sollten. Offenbar hatte Great Cygne die Besinnung verloren, und seine beiden Kollegen schienen den Gedanken, dass der Junge die ganze Nacht in der Kiste verbrachte, erheiternd zu finden.
    Eine Stunde später hörte Joseph, dass die Eingangstür zugeschlagen wurde. Auf Faerwood trat Stille ein. Nur die LP mit dem Sprung, eine Aufnahme der Bach-Kantate Wachet auf , lief weiter und weiter und weiter.
    Auf Joseph Swanns Welt senkte sich Dunkelheit.
    Als sein Vater elf Stunden später die Kiste öffnete,

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